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Neue Corona-Maßnahmen und eine Forderung: Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
© Jan Woitas/dpa

Sachsen beschließt harten Lockdown: Kretschmer fordert „ganz klare, autoritäre Maßnahmen des Staats“

Ab Montag gilt im Corona-Hotspot Sachsen ein harter Lockdown. Für Ministerpräsident Michael Kretschmer ist sicher: Die Zeit der Mahnungen ist vorbei.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hält in der Coronakrise eine „Umkehr der Haltung in großen Teilen der Bevölkerung“ für unabdingbar. Noch immer erreichten ihn E-Mails mit Forderungen nach Lockerungen der geltenden Corona-Maßnahmen, sagte Kretschmer am Freitag in Aue. „Das ist eine völlige Verkennung der Situation, in der Deutschland zur Zeit ist.“

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Ihm sei klar geworden, dass nun „ganz andere, ganz klare, autoritäre Maßnahmen des Staats“ nötig seien. „Es ist nicht mehr damit getan, dass wir mahnen“, sagte Kretschmer. Das gesellschaftliche Leben müsse zur Ruhe kommen. Nur so sei es möglich, die Kontaktzahlen zu reduzieren und somit letztlich die Krankenhäuser zu entlasten.

In Sachsen, einem der Hotspots Deutschlands, gelten ab Montag strikte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Der harte Lockdown sehe sowohl die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten als auch zahlreicher Läden vor, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Freitag nach einer Kabinettssondersitzung in Dresden.

Zudem tritt eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 und 6 Uhr in Kraft, wenn an fünf Tagen hintereinander die Inzidenzzahlen die 200er Marke übersteigen. Die Maßnahmen sind bis zum 10. Januar vorgesehen.

Demnach sind laut Köpping Treffen von maximal fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt. Eine Ausnahme gilt über Weihnachten zwischen dem 23. und 27. Dezember, dann seien maximal zehn Personen zugelassen, hieß es. Ausgenommen sind Kinder unter 14 Jahren.

„Die Lage in Sachsen ist nach wie vor sehr ernst“

Es gelten zudem Ausgangsbeschränkungen, erlaubt sei das Entfernen vom Wohnort nur in einem im Umkreis von 15 Kilometern, hieß es. Pflegeheimbewohner dürfen nur von auf Covid-19 negativ getesteten Personen besucht werden.

Zudem bestünden ein Alkoholverbot und ein Ausschankverbot in der Öffentlichkeit, hieß es weiter. Überall dort, wo sich Menschen im öffentlichen Raum begegnen, gilt eine Maskenpflicht. „Die Lage in Sachsen ist nach wie vor sehr ernst“, sagte Köpping. Sie appellierte, die Maßnahmen konsequent zu befolgen.

Kretschmer hatte zuletzt mit seinem Interview-Auftritt im ZDF fürs Stirnrunzeln gesorgt (ab Minute 4:20):

Diese Maßnahmen seien „ganz klar erforderlich, damit Mediziner und Pfleger ihre Arbeit wieder in einer guten Qualität und nicht mehr in einem Zustand absoluter Überforderung nachkommen können“, sagte Kretschmer. Das Ziel, die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten, sei „nicht verhandelbar“.

Angesichts der hohen Infektionszahlen und vielen Todesfälle drängen auch Bund und Länder auf schnelle Entscheidungen. Voraussichtlich am Sonntag wollen sie über eine Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen beraten, die zumindest zum Teil noch vor Weihnachten in Kraft treten könnten.

Bundesweit wurden am Freitag mit fast 30.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden und fast 600 Todesfällen neue Höchstwerte verzeichnet. Auch Sachsen vermeldete mit fast 3.400 Neuinfektionen erneut einen Tageshöchststand. Dresden verzeichnete laut Robert Koch-Institut fünf Tage in Folge mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. (AFP, epd, Tsp)

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