Ortstermin in Berlin-Lübars: Kramp-Karrenbauer lobt Kandidatenvielfalt in der CDU
Der Termin stand seit Juli: Annegret Kramp-Karrenbauer war zu Gast bei der Reinickendorfer CDU - und ab und zu blitzte ein bisschen Bewerbungsrede auf.
Mit der Frage, sagt Annegret Kramp-Karrenbauer, habe sie jetzt ein bisschen ein Problem. Die Frau, die CDU-Vorsitzende werden will, steht am Dienstagabend im Strandbadcafe Lübars und sucht über drei dicht besetzte Bankreihen hinweg den Fragesteller. Es ist eher Zufall, dass sie ausgerechnet heute hier Stargast beim Kreisparteitag der CDU Reinickendorf ist. Die Frage aus dem Publikum ist es nicht. Sie möge doch bitte erläutern, „was Sie in besonderem Maße für den Parteivorsitz qualifiziert.“
Der lange Saal im Strandbadcafe hat sich herausgeputzt mit Lampions unter der Decke, flatternden Papierbändern und rosa Papierpuscheln. Es ist rappelvoll, hinter einer Batterie von Kameras müssen zwei Dutzend neugierige Mitglieder stehen. Manchmal hat man auch als Frank Steffel einfach Glück. Den Termin mit der Generalsekretärin hat der Kreisvorsitzende im Juli vereinbart. Jetzt ist es ihr letzter in dieser Funktion. Der Posten wird beim Hamburger Parteitag ja auch neu besetzt, egal wer die Vorsitzendenwahl gewinnt.
Kandidatenvielfalt als Ausdruck der Lebendigkeit
Dass Kramp-Karrenbauer heute nicht „mit guter Begründung“ abgesagt habe, sagt Steffel, finde er einfach großartig. Die greift den Ball gern auf. Sie lobt die Kandidatenvielfalt als Ausdruck von Lebendigkeit, mahnt, es dürfe keinen „ruinösen Wettbewerb“ geben – „das sage ich jetzt als Generalsekretärin“ -, schimpft auf die Grünen („Das ist nicht die neue Volkspartei, wir sind die Volkspartei!“) und erläutert im Übrigen noch einmal das im Entstehen begriffene Grundsatzprogramm.
Nur hier und da blitzt ein bisschen Bewerbungsrede auf. Es gehe nicht darum, sagt sie zum Beispiel, „ob wir nach links oder rechts oder oben oder unten rücken“, die CDU müsse „in der Mitte so viel Raum wie möglich schaffen“. Im weiteren Sinn zum Wahlkampf gehört sicher auch, dass sie von der Fixierung auf „tolle Köpfe“ an der Spitze eher nichts hält – „was, wenn der Kopf weg ist?“ Viel wichtiger für die Partei sei fester Grund in Programmatik und Werten, „das trägt auch über längere Zeiten hinweg“.
Die Leute wollen nicht über das Gestern reden
Es folgt die Fragerunde. Steffel bittet um Fragen an die Generalsekretärin, weil sich Kramp-Karrenbauer ja erst an diesem Mittwoch öffentlich als Kandidatin vorstellen will. Aber die Leute sind ja nicht gekommen, um über das Gestern zu reden. Also: Was macht Sie zur richtigen Parteichefin, Frau Kramp-Karrenbauer?
Eine kurze Antwort gesteht sie zu: Im Februar habe sie sich aus dem gerade frisch eroberten Staatsamt an der Saar und mit aller Erfahrung als Ministerpräsidentin entschieden, als Generalsekretärin nach Berlin zu gehen, weil „die CDU in einer schwierigen Situation ist“. Sie dort heraus nun auch als Chefin zu führen traue sie sich zu.
Die von rechts außen will sie gar nicht
Ziemlich zum Ende hin zeigt ein Polizist auf: Wie sie das „Schreckgespenst AfD“ besiegen wolle und abtrünnige CDU-Wähler zurückholen wolle? Manche von ganz rechts außen „die waren nie bei uns und ehrlich gesagt, die will ich auch nicht“. Ansonsten: die Probleme lösen, die die Menschen umtrieben, die Zukunft der Rente etwa oder der Pflege. Bleibt noch die Frage, ob sie nicht auch findet, dass Tegel offen bleiben muss. Als Frau, die ja gelegentlich auch mal nach Hause will, sagt die Saarländerin diplomatisch, „bin ich froh um jeden Tag, wo er auf ist“.
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