Nachfolge von Angela Merkel: Zwölf Kandidaten bewerben sich um CDU-Vorsitz
Noch knapp fünf Wochen sind es bis zum entscheidenden Parteitag. Bis dahin sollen sich die Anwärter auf den CDU-Vorsitz bei Regionalkonferenzen präsentieren.
Um die Nachfolge von Angela Merkel als CDU-Chefin wollen sich mindestens zwölf Frauen und Männer bewerben. Das wurde am Sonntag während einer Klausur des CDU-Vorstands in Berlin zur Vorbereitung des Parteitages Anfang Dezember in Hamburg bekannt. Kandidaten können von Parteigliederungen vor oder von Delegierten auf dem Parteitag vorgeschlagen werden.
Die CDU will in einem transparenten Verfahren der Parteibasis die Chance geben, die Kandidaten für die Merkel-Nachfolge kennenzulernen. Dazu soll es bis zu zehn Regionalkonferenzen geben, wie es vor Beratungen der CDU-Spitze hieß. Bei zwölf möglichen Kandidaten wird die Zeit bis zum 7. Dezember knapp.
Reelle Chancen werden intern allerdings nur den drei prominenten Bewerbern eingeräumt: Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer (56), Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (38) und dem früheren Unions-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz (62). Bisher bekannt war, dass auch der Staatsrechtler Matthias Herdegen (61), der hessische Unternehmer Andreas Ritzenhoff (61) und der 26-jährige Berliner Jura-Student Jan-Philipp Knoop antreten wollen. Die Namen der sechs anderen möglichen Bewerber wurden zunächst noch nicht genannt.
Der weitere Fahrplan soll bei der zweitägigen Klausurtagung des Parteivorstands entschieden werden. Am Montagmittag sollen die Ergebnisse bekannt gegeben werden. Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer zieht sich wegen ihrer Kandidatur aus der organisatorischen Vorbereitung des Parteitages zurück. Das kündigte die Saarländerin dem Vernehmen nach in der Klausur des CDU-Vorstands an. Deshalb seien die Arbeitsabläufe im Adenauerhaus, der CDU-Zentrale, neu geregelt worden.
Günther: "Der Kurs der Vergangenheit war richtig"
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) rief seine Partei auf, am bisherigen Kurs festzuhalten. „Der Kurs der Vergangenheit war richtig - in der Mitte orientiert“, sagte er vor Beginn der Vorstandsklausur. Allerdings wolle er mit dieser Aufforderung keine Bewertung der Kandidaten vornehmen. CDU-Vize Armin Laschet und sein Kollege Thomas Strobl vermieden es, sich auf einen Kandidaten festzulegen. Laschet sagte, in seinem nordrhein-westfälischen Landesverband - der die meisten Delegierten auf dem CDU-Parteitag stellt - gebe es Sympathien für alle drei Kandidaten.
Im ZDF warnte Laschet am Sonntagabend erneut vor einem Kurswechsel der Partei. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident sagte ähnlich wie Günther, die CDU müsse den bewährten Kurs der Mitte beibehalten. „Denn in der Mitte werden Wahlen gewonnen.“ Die CDU müsse weiter als Volkspartei sichtbar bleiben. Laschet unterstrich zugleich, dass jeder neue CDU-Vorsitzende an den Koalitionsvertrag gebunden sei. „Ich erwarte eigentlich nach diesen Turbulenzen des letzten halben Jahres, dass egal wer Parteivorsitzender wird, jetzt an der Umsetzung eines Vertrags gearbeitet wird, den wir mit viel Diskussionen mühevoll geschlossen haben.“
Kanzlerin Merkel hatte nach schweren Stimmverlusten der Union bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen angekündigt, beim Parteitag im Dezember nicht wieder anzutreten. Sie will aber bis zum Ende der Periode 2021 Kanzlerin bleiben. EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) warnte davor, Merkel jetzt als Kanzlerin zu schwächen. Oettinger sagte in der ARD mit Blick auf die Europawahl im Mai, die Verhandlungen über den Brexit sowie den EU-Haushalt: „Gerade im nächsten Jahr brauchen wir eine starke Kanzlerin.“ Oettinger äußerte sich positiv über Merz: „Ich schätze an ihm seinen europäischen Bezug und seinen internationalen Sachverstand.“
In zwei neueren Umfragen kommt die Union nicht spürbar aus ihrem Tief heraus, auch wenn sie gegenüber der Vorwoche jeweils um einen Punkt zulegt. Im RTL/N-TV-Trendbarometer des Forsa-Instituts steht die CDU bei 27 Prozent, im Sonntagstrend von Emnid für die „Bild am Sonntag“ bei 25 Prozent. Spahn gab für seine Partei ein Wahlziel von 40 Prozent aus. Der dem konservativen Flügel zugerechnete Christdemokrat sagte der „Welt am Sonntag“, die Methode der scheidenden Parteichefin, Unterschiede zwischen den Parteien zu verwischen, sei in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Das funktioniere heute so nicht mehr. (dpa)