„Alles ist möglich“: Kiewer Bürgermeister Klitschko warnt vor russischen Atomwaffen
Vitali Klitschko schließt eine atomare Bedrohung durch Russland nicht aus. Er fordert eine zeitige Lieferung schwerer Waffen und Panzer aus Deutschland.
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschk, sieht in dem seit mehr als sieben Wochen dauernden Krieg auch eine atomare Bedrohung durch Russland. „Chemische Waffen oder Atomwaffen (...), wir rechnen mit allem. Alles ist möglich“, sagte Klitschko am Montag in einem Interview der Sender RTL und n-tv.
Die Ukraine verteidige sich im Krieg nicht nur selbst. „Wir verteidigen nicht nur uns, wir verteidigen euch.“ Sein Land sei entschlossen, Teil der europäischen Familie zu sein. „Wir schützen unsere gemeinsamen Werte und Prinzipien, die (der russische Präsident Wladimir) Putin gebrochen hat“, sagte Klitschko.
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Klitschko forderte erneut die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine. „Wir brauchen die schweren Waffen aus Deutschland sofort“, sagte er am Montag der „Bild“-Zeitung. „Jede Verzögerung kostet Menschenleben. Das sollte jedem klar sein. Ich kann diese Debatte nicht verstehen.“
Zu Details äußerte sich Klitschko nicht. Den Sendern RTL und ntv sagte er: „Ich bin kein Waffenexperte, aber wir brauchen Panzer und Flugzeuge.“
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Die Bundesregierung liefert bislang keine schweren Waffen an die Ukraine. Zu Begründung verweist sie unter anderem auf notwendige Absprachen mit Partnerländern sowie darauf, dass ukrainische Soldaten nicht für die Geräte ausgebildet seien.
In der Ampel-Koalition plädieren vor allem Politikerinnen und Politiker von Grünen und FDP für die Lieferung schwerer Waffen. Die SPD von Kanzler Olaf Scholz ist eher skeptisch.
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Klitschko äußerte sich in dem "Bild"-Interview auch zur Lage in Kiew. Die Menschen sollten noch nicht in die ukrainische Hauptstadt zurückkehren, warnte er. „Kiew ist noch nicht sicher, das haben wir erst gestern bei einem Raketenangriff erlebt.“
Den Sendern RTL und ntv sagte Klitschko zur ukrainischen Absage an einen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Es war ein diplomatischer Fehler. In dieser Zeit müssen wir Einigkeit demonstrieren.“ Klitschko lud zugleich Bundeskanzler Scholz ein, Kiew zu besuchen. (dpa, AFP)