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Na immerhin die Blumen sind schön: CDU-Chefin Angela Merkel mit Wahlverlierer Dietrich Wersisch.
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Hamburg nach der Wahl: Jubel, Wundenlecken und Koalitionsverhandlungen

Neuer Schwung für die FDP, Sexismus-Vorwurf bei den Grünen und CDU-Chefin Angela Merkel will keine Debatte um Großstadtprofil ihrer Partei - genauso wenig wie SPD-Chef Sigmar Gabriel über die Kanzlerkandidatur diskutieren will. Lesen Sie nach, was am Tag nach der Wahl in Hamburg passierte.

Schöne Grüße nach Berlin! Die Wahl in Hamburg galt im Vorfeld als richtungweisend für die Bundespolitik. Und in der Tat warf das Votum der Hanseaten zahlreiche Fragen auf: Wie bewertet die CDU das Ergebnis? Gilt Scholz nun als Favorit für die SPD-Kanzlerkandidatur im Jahr 2017? Ist der Einzug in die Hamburger Bürgerschaft der Durchbruch für die AfD? Wie reagiert die FDP auf das gute Ergebnis der AfD? Ist Rot-Grün in Hamburg alternativlos? Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ergebnis in Hamburg und dessen Bedeutung für die Bundespolitik.

Was am Tag danach sonst noch so passierte haben wir für Sie zum Nachlesen in einem chronologischen Ticker dokumentiert:

22:10, St. Pauli verliert und bleibt Letzter

Neben der Hamburger CDU befindet sich auch der Hamburger Fußball im Tiefflug: Nachdem der HSV schon am Samstag mit 0:8 vom FC Bayern abgewatscht worden, ging am Montag auch der FC St. Pauli als Verlierer vom Platz. Mit 0:1 unterlagen die Kiezkicker der Spielvereinigung Greuther Fürth und bleiben Tabellenletzter.

21:54, Vorläufiges amtliches Endergebnis: SPD gewinnt Hamburg-Wahl

Die SPD hat die Bürgerschaftswahl in Hamburg klar für sich entschieden. Nach dem am Montag ermittelten vorläufigen amtlichen Endergebnis kamen die Sozialdemokraten von Bürgermeister Olaf Scholz bei der Wahl am Sonntag auf 45,7 Prozent. Die CDU rutschte auf 15,9 Prozent ab. Die Grünen kamen auf 12,3, die Linken auf 8,5 Prozent. Die FDP schaffte 7,4 und die AfD 6,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,9 Prozent.

20:37, Martin Sonneborn zieht ein Fazit

Satiriker und "Die Partei"-Europapolitiker Martin Sonneborn hat ein positives Fazit für seine Partie bei der Wahl in Hamburg gezogen. Vor allem mit dem Abschneiden in St. Pauli war der ehemalige "Titanic"-Chef zufrieden: Hier landete "Die Partei" vor der CDU.

18:23, Wahlforscher: Ergebnis keine notwendige Bedingung für die Rückkehr der FDP auf Bundesebene

Nach dramatische Wahlniederlagen kann die FDP mit 7,4 Prozent immerhin einen Erfolg vorweisen und dadurch Selbstachtung zurückgewinnen. Ihr Ergebnis von 2011 verbesserte sie sogar um 0,7 Punkte. Noch im Dezember hatte sie in der Hansestadt gerade mal bei zwei Prozent gelegen.

Das Ergebnis sei lediglich eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung für die Rückkehr der FDP auf Bundesebene, sagt der Berliner Parteienforscher Oskar Niedermayer. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei aber erfüllt, da die FDP von den Medien und den Bürgern wieder wahrgenommen werde.

17:22, nach der Wahl ist vor der Koalition: Die Grünen mögen der Wunschpartner von Olaf Scholz sein: Aber vor Koalitionsverhandlungen ist es ratsam, der anderen Seite mögliche
Illusionen früh zu nehmen. Danach handelt Hamburgs SPD-Bürgermeister - ebenso wie die Ökopartei. Scholz warnte die Grünen bereits vor zu hohen Ansprüchen, während letztere betonten Rot-Grün gebe es nicht um jeden Preis.

Bereits am 2. März steht die konstituierende Sitzung der Bürgerschaft an. Als Alternative zu den Grünen bot sich Scholz erneut die FDP an: „Der Ball liegt ganz klar im Spielfeld der SPD“, sagte Spitzenkandidatin Katja Suding. Scholz hat der FDP aber bereits eine Abfuhr erteilt. Auch die CDU hat er als Bündnispartner ausgeschlossen.

16:30, warum gingen so wenige Hamburger zur Wahl? Nur 56,6 Prozent machten ihr Kreuz, so wenige wie nie zuvor. Kritiker behaupten, das liege am verwirrenden Wahlrecht: Zehn Stimmen konnte jeder Wähler verteilen, entweder gehäuft auf eine Partei und einen Kandidaten oder bunt gemischt. Bei der Premiere 2011 stieg der Anteil ungültiger Stimmzettel prompt von rund einem auf drei Prozent. Dieser Trend bestätigte sich laut ersten Auszählungen.

Dazu kam ein mauer Wahlkampf. Dass Olaf Scholz SPD-Regierungschef bleiben würde, war früh klar - so entschieden sich viele Hamburger am Sonntag für das Sofa.

Nur die Alternative für Deutschland konnte als Protestpartei 8000 ehemalige Nichtwähler mobilisieren.

15:56 Uhr, Grünen-Politiker erklärt sich zu Sexismus-Tweet: Der Grüne Jörg Rupp wollte provozieren und verkürzen. Doch das ging schief. Sein Tweet zum Wahlerfolg von Katja Suding in Hamburg löste einen Shitstorm aus. Jetzt erklärt er sich. Es war nicht sein erster verbaler Ausrutscher. Mehr zu dem Vorgang können Sie hier lesen.

15:35, Quo vadis SPD? Olaf Scholz will all die Erklärungen zu seinem Wahlerfolg in Hamburg „mit Begeisterung lesen“. SPD-Chef Sigmar Gabriel muss nun mit einer kontroversen Kursdebatte rechnen - der linke SPD-Flügel beäugt Scholz seit Jahren kritisch. Gabriel muss erklären, warum die SPD bei 25 Prozent rumkrebst und was Scholz besser macht.

Sein Erfolgsgeheimnis ist relativ simpel und fußt auf der eigentlich banalen Erkenntnis, dass die Menschen zum einen gerne schon vor der Wahl wissen wollen, was sie danach erwartet, und dass sie zum anderen nicht angelogen werden wollen. Schon vor der Wahl 2011 betonte Scholz folgerichtig, dass er nur verspreche, was er halten könne. Das klappte. Er wollte Studiengebühren abschaffen. Erledigt. Er wollte den Wohnungsbau mit jährlich 6000 neuen Wohnungen ankurbeln. Erledigt. Er wollte die Kita-Gebühren drastisch senken und eine fünfstündige Betreuung kostenfrei anbieten. Erledigt.

Selbst Kanzlerin Angela Merkel betonte angesichts des CDU-Debakels mit 15,9 Prozent: „Wenn der Amtsinhaber keinerlei Fehler macht, ist die Machtoption sehr klein. Und deshalb muss man manchmal auch einen langen Atem haben.“ Im Bund läuft es ja gerade umgekehrt, da dominiert Merkel, während die SPD daran zunehmend verzweifelt.

Natürlich ist auch bei Scholz nicht alles Gold, was glänzt. Beispiel Umwelt: So ist der Senat verurteilt worden, endlich etwas gegen die Luftverschmutzung zu tun. Aber Scholz Art der Verlässlichkeit kommt an - auch bei der Wirtschaft. Scholz hat sich klar für die umstrittene Elbvertiefung ausgesprochen und will auch in dieser Legislatur wirtschaftspolitische Schwerpunkte setzen, „um weiter vorn zu bleiben“, wie es im Regierungsprogramm heißt. Auf Bundesebene fremdelt die Wirtschaft hingegen mit der SPD.

15:00, neuer Schwung für die FDP: Die FDP will den Stimmengewinn in Hamburg als Anschub für die gesamte Partei nutzen. Bei der Landtagswahl in Hamburg habe die
"neue Kontur" der FDP mit Spitzenkandidatin Katja Suding erstmals zur Wahl gestanden, sagte Parteichef Christian Lindner in Berlin. "Insofern fühlen wir uns durch ihren Erfolg auch als Bundespartei bestätigt." Suding habe die Neuaufstellung der Bundes-FDP mitgestaltet.

Suding führte die FDP in Hamburg nicht nur zum ersten Wiedereinzug in ein Landesparlament seit dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag im September 2013. Sie verbesserte das Ergebnis der Liberalen in der Hansestadt auch von 6,7 Prozent auf 7,4 Prozent.

Noch sei die FDP aber "nicht über den Berg", betonte Lindner. Davon könne erst nach einem erfolgreichen Abschneiden bei der Bundestagswahl 2017 geredet werden. Die Wahl in Hamburg ist aus Sicht des Parteichefs nur "eine Etappe".

Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte das Abschneiden der Liberalen. "Insgesamt freut mich das", sagte die CDU-Vorsitzende in Berlin. "Wenn ich sage, das freut mich, ist das für mich ein weitgehendes Statement."

Suding dankte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Lindner ausdrücklich der gesamten Partei für ihre Unterstützung. "Die enge Verzahnung der gesamten Partei (...), das hat sicherlich auch zum Erfolg geführt", sagte die Hamburger Spitzenkandidatin in Berlin. Das von Hamburg in die Bundespartei ausgehende Signal solle nun zunächst genutzt werden, um die Bremer FDP vor der dortigen Wahl im Mai zu unterstützen.

14:47, die Republik wird grüner: Wenn es nach der Hamburger Bürgerschaftswahl zu Rot-Grün kommt, stellen die Grünen einen neuen Rekord auf. Sie sind dann an neun
Landesregierungen beteiligt, und damit an so vielen wie noch nie in der Geschichte der Partei.

Mit der erwarteten Regierungsbildung in Hamburg steigt der Einfluss der Partei im Bundesrat. In der Länderkammer geht an den Grünen kaum noch ein Weg vorbei: Kommt es zu Rot-Grün in der Hansestadt, stellen die Länder mit rot-grüner Regierungsbeteiligung 41 von 69 Sitzen im Bundesrat. Dazu gehören neben den rot-grünen Ländern auch das schwarz-grüne Hessen und das rot-rot-grüne Thüringen.

Vor knapp zehn Jahren sah es noch ganz anders aus: Nach dem Ende von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein 2005 waren die Grünen an keiner Landesregierung mehr beteiligt, bis 2007 ein rot-grüner Senat in Bremen gebildet wurde. Doch es war vor allem die bundesweit viel beachtete schwarz-grüne Koalition in Hamburg, die der Partei ab 2008 landespolitisch wieder auf die Beine half.

14:10, keine Einigung bei der AfD: Nach dem Wahlerfolg haben die Spitzenpolitiker der Partei nicht zu einer einheitlichen Wertung des Ergebnisses gefunden. Bernd Lucke, der von Dezember an alleiniger AfD-Chef sein will, versuchte die Differenzen zu überbrücken. "Es ist gar nicht einfach, die AfD mit einer klaren Etikettierung zu verorten", sagte er. Lucke verwies auf die laufenden Arbeiten am ersten Parteiprogramm, das im November verabschiedet werden und eine klarere inhaltliche Grundlage geben soll. Aus dem Hamburger Ergebnis zog Lucke den Schluss, künftig müsse seine Partei attraktiver für FDP-Wähler werden. Hier habe die AfD ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. "Die Themen liberaler Wähler sind bei uns besser aufgehoben", sagte er.

Der Ko-Vorsitzende Adam warnte hingegen davor, zu sehr auf FDP-Themen zu setzen. Dies berge die Gefahr, dass die Menschen eher "das Original wählen".

Anders als die ostdeutschen Landesverbände, die 2014 mit einem konservativen Profil starke Ergebnisse in Sachsen, Thüringen und Brandenburg erzielten, hatte die Hamburger AfD eher auf liberale Themen gesetzt. Themen wie die anti-islamische Pegida-Bewegung oder die Flüchtlingspolitik seien der Partei "aufgezwungen" worden, sagte Spitzenkandidat Kruse.

13:39 Uhr, Die Grünen wollen eine Koalition nicht um jeden Preis: „Wir werden uns nicht billig verkaufen“, sagte die Bundesvorsitzende Simone Peter. Eine rot-grüne Koalition in der Hansestadt werde es nur geben, „wenn die Inhalte stimmen.“ Als Kernforderung nannte Peter eine humane Flüchtlingspolitik.

Die Hamburger Spitzenkandidatin Katharina Fegebank nahm in Berlin die Glückwünsche ihrer Partei für das Ergebnis von 12,2 Prozent entgegen. Sie betonte, zur Hamburger Olympiabewerbung für 2024 sagten die Grünen „Ja, aber.“ Die Bewerbung sei eine großartige Chance, es dürfe aber nicht zu einer Kostenexplosion wie beim Bau der Elbphilharmonie kommen. Die Grünen fordern eine Volksabstimmung über die Olympia-Bewerbung. Nach einer Umfrage wird die Kandidatur von 68 Prozent unterstützt.
Zum zwischen SPD und Grünen strittigen Thema Elbvertiefung wollte sich Fegebank nicht äußern. Darüber wird das Bundesverwaltungsgericht entscheiden.

12:40 Uhr, Angela Merkel will keine Großstadt-Debatte: Krisenherde hat Angela Merkel derzeit mit der Ukraine und Griechenland genug. Ein weiteres Problemfeld, die eigene Partei, kann sie nicht gebrauchen. Deshalb versucht die Parteichefin einer aufkommenden Diskussion über ein Großstadtproblem ihrer Partei einen Riegel vorzuschieben. In ihrem Statement nach der Präsidiumssitzung wird sie an dieser Stelle etwas lauter. Sie legt Betonung in ihre Argumente. "Wir sind übereinstimmend der Meinung, dass wir kein Stadt-Land-Programm brauchen, sondern ein in sich stimmiges Programm", sagt die CDU-Chefin. Außerdem zeige gerade der Blick auf Hamburg, dass die CDU Großstadt könne und verwies auf die Erfolge von Ole von Beust.

Dennoch nennt Merkel das Ergebnis "bitter und ernüchternd". Der CDU habe die Machtoption gefehlt. Außerdem gebe es viel Bewegung bei den Wählern und diesmal hätten eben viele der CDU die Stimme verwehrt, obwohl sie im Grundsatz vielleicht CDU wählen würden, eben weil es keine echte Machtoption für die Christdemokraten gegeben habe.

12:32 Uhr, Lucke lobt Wahlkampf der AfD: Die AfD zeigt sich trotz ihres vergleichsweise knappen Einzugs in die Hamburger Bürgerschaft zufrieden mit dem Wahlergebnis. Der AfD-Bundesvorsitzende Bernd Lucke erklärte, einige der anderen Parteien hätten im Wahlkampf versucht, die Bürger mit „Wischiwaschi und Wohlfühlgefühl“ einzulullen. Er sei über die 6,1 Prozent froh und sei auch stolz, sagte Spitzenkandidat Jörn Kruse am Montag in Berlin.

Der FDP, die 7,4 Prozent erreicht hatte, warf Lucke vor, sie habe einen inhaltsleeren Wahlkampf geführt, in dem sie „mit bestimmten körperlichen Eigenschaften ihrer Spitzenkandidatin (Katja Suding) geworben hat“. Diese hatte sich im Wahlkampf dazu bekannt, ihre Attraktivität auch einzusetzen, um FDP-Botschaften zu transportieren.

12:13 Uhr, CDU verliert an alle Parteien: Mit 15,9 Prozent hat die CDU ihr historisch schlechtestes Ergebnis in Hamburg eingefahren und dabei Stimmen an fast alle andere Parteien verloren. Die mit 9000 Wählern größte Gruppe wechselte zur FDP, wie ein Vergleich des Forschungsinstituts Infratest dimap mit der Wahl 2011 zeigt. Ähnlich stark profitierten die regierende SPD und die neu in die Bürgerschaft eingezogene AfD vom Einbruch der CDU: Sie gewannen jeweils 8000 ehemalige CDU-Wähler.

Verluste musste aber auch die Wahlsiegerin SPD hinnehmen: Der Zuwachs von der CDU konnte die Abwanderung ehemaliger SPD-Wähler zu anderen Parteien nicht ausgleichen. Allein 7000 einstige SPD-Anhänger machten ihre Kreuzchen diesmal bei der AfD und trugen so dazu bei, dass die Sozialdemokraten diesmal auf einen Koalitionspartner angewiesen sind.

Sag es durch die Blume: Danke, Olaf. SPD-Chef Sigmar Gabriel (rechts) gratuliert dem Hamburger Wahlsieger Olaf Scholz.
Sag es durch die Blume: Danke, Olaf. SPD-Chef Sigmar Gabriel (rechts) gratuliert dem Hamburger Wahlsieger Olaf Scholz.
© dpa

Die rechtskonservative AfD, die in Hamburg erstmals antrat, mobilisierte zudem 8000 Nichtwähler sowie 9000 Wähler von Parteien, die 2011 nicht ins Parlament gekommen waren. Geringer fiel ihr Zuwachs von FDP (4000), Grünen und Linken (je 1000) aus. Die FDP profitierte am stärksten von ehemaligen CDU-Wählern. Nachdem der Wiedereinzug der Liberalen in die Bürgerschaft lange auf der Kippe gestanden hatte, wechselten 9000 CDU-Wähler zur FDP.

Die Altersstruktur der Wähler zeigt, dass SPD und CDU ihren größten Rückhalt bei den über 60-Jährigen haben. Linke und Grüne punkten vor allem unter Wählern bis zu diesem Alter. FDP und AfD dagegen haben in nahezu allen Altersgruppen eine annähernd gleich starke Klientel - mit einer Ausnahme: Auch in der FDP ist der Anteil der Wähler über 70 besonders hoch.

11:18 Uhr, Ärger in der AfD: Bei der AfD hängt nach der Hamburg-Wahl der Haussegen schief. Während der Vize-Vorsitzende Hans-Olaf Henkel das Wahlergebnis von 6,1 Prozent am Montag als Bestätigung für seinen wirtschaftsliberalen Kurs wertete, übte der rechtskonservative Flügel Kritik. Mit Blick auf die noch weit erfolgreicheren Wahlen im Spätsommer in Ostdeutschland sagte der Co-Parteichef Konrad Adam im Interview der Yahoo-Nachrichten: "Man sollte den im Osten erfolgreichen nationalkonservativen Flügel nicht weiter abtöten." Die Co-Vorsitzende Frauke Petry sagte der "Welt", die AfD hätte in Hamburg besser abgeschnitten, wenn sie stärker auf "originäre AfD-Inhalte wie innere Sicherheit, Islam und Zuwanderung gesetzt hätte". Henkel erklärte dagegen, ohne die in der öffentlichen Wahrnehmung zu große Nähe der AfD zur islamkritischen Dresdner
Pegida-Bewegung hätte die Partei mehr Sitze in der Hamburger Bürgerschaft errungen.

10:45 Uhr, Warnung an die Grünen: Olaf Scholz hat die Grünen der Hansestadt vor zu großen Ansprüchen in den geplanten Koalitionsverhandlungen gewarnt. Die SPD habe bei der Bürgerschaftswahl nur knapp eine erneute absolute Mehrheit verpasst, sagte Scholz am Montag in Berlin. "Damit ist auch eine inhaltliche Botschaft verbunden, wie die Stadt sich weiter entwickeln soll." Er sei optimistisch, dass die Verhandlungen über Rot-Grün zum Erfolg führten.

10:40 Uhr, wie hat die Jugend gewählt? In Hamburg haben erstmals auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgegeben. Und auch in der Altersgruppe hat die SPD in Hamburg die Nase vorn:

10:30 Uhr, Bloß keine Kanzlerkandidaten-Debatte: In jedem Erfolg steckt auch eine Gefahr. Das merken auch die Sozialdemokraten, denn der Erfolg von Olaf Scholz hebt in der öffentlichen Wahrnehmung in neue Sphären. Kanzlerkandidat wäre doch eine Aufgabe für den Hamburger. Diese Debatte versucht die Generalsekretärin im Keim zu ersticken. "Wir haben das Jahr 2015", sagte Generalsekretärin Yasmin Fahimi am Montag vor einer Sitzung des SPD-Präsidiums in Berlin. "Alle Spekulationen über die Kanzlerkandidatur in diesem Jahr sind wirklich absurd." Sie wies Fragen zurück, ob der Hamburger Bürgermeister Scholz und seine SPD entgegen seiner Ankündigung nicht doch Gespräche mit der FDP über eine Koalition aufnehmen könnten, um damit die Option einer Koalition aus SPD, Grünen und FDP im Bund nach der Bundestagswahl 2017 zu öffnen. "Nein, eine Ampelkoalition im Bund ist völlig absurd", sagte Fahimi. "Ich sehe die FDP auch bei weitem nicht im Bundestag." Scholz und die SPD hatten die Bürgerschaftswahl am Sonntag klar gewonnen, die absolute Mehrheit aber verloren.

Scholz selbst antwortete auf die Frage, ob er aus seinem erneuten klaren Wahlsieg eine stärkere Rolle in der Bundes-SPD ableite, sagte der 56-Jährige lapidar: "Ich bin stellvertretender SPD-Vorsitzender."

10:27 Uhr, Wundenlecken bei der CDU: Eine "ordentliche Klatsche" sei die Wahlniederlage in Hamburg gewesen, sagt CDU-Vize und hessischer Ministerpräsident Volker Bouffier. Das erfolgreiche Abschneiden der Sozialdemokraten führte er vor der CDU-Präsidiumssitzung am Montag in Berlin auf deren Spitzenkandidaten Olaf Scholz zurück, der einen "überzeugenden Bürgermeister" abgegeben habe und "einem Ausgreifen der SPD ins bürgerliche Lager". Die CDU habe dagegen kein überzeugendes eigenes Thema anbieten können. Die CDU erhielt bei den Bürgerschaftswahlen am Sonntag nur noch 15,9 Prozent der Stimmen, sechs Prozentpunkte weniger als bei der Wahl zuvor und rutschte damit auf ein historisches Tief ab.

EU-Kommissar Günther Oettinger forderte die CDU auf, überall strategisch zu prüfen, welche Koalitionsoptionen sie anbiete. "Wir haben in Hamburg letztlich keine Perspektive bieten können", sagte der CDU-Politiker. Die Forderungen nach einem Richtungswechsel der Partei lehnte Oettinger dagegen ab. "Die CDU muss ihre Programmatik fortsetzen." Entscheidende Bedeutung hätten die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg im nächsten Jahr.

Beide CDU-Politiker wollten den Einzug der AfD in die Hamburger Bürgerschaft mit 6,1 Prozent nicht überbewerten. In Hamburg würde oft anders gewählt als in anderen Teilen Deutschlands, früher habe etwa die rechtspopulistische Schill-Partei 20 Prozent der Stimmen erhalten, sagte Bouffier. "Gemessen daran ist dieser knappe Einzug nichts besonders. Man kann daraus nicht ableiten, dass sich die AfD dauerhaft etabliert."

10:00 Uhr, Jubel für Olaf Scholz: Er ist der Wahlsieger und ihn feiern sie im Willy-Brandt-Haus. Olaf Scholz wird herzlich empfangen und bekommt vom Vorsitzenden Sigmar Gabriel nicht nur Blumen, sondern auch Lob. "Ihr habt wenig versprochen, alles gehalten und vor allem gezeigt, dass wirtschaftliche Kompetenz und soziale Kompetenz keine Gegensätze sind, sondern zusammengehören." Mit Blick auf die Umfragewerte von rund 25 Prozent im Bund betonte Gabriel, zwar sei die SPD im Norden stark, aber im Süden und Osten noch zu schwach.

9:00 Uhr, Oppermann sieht Scholz als Vorbild: Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Thomas Oppermann, sieht den Erfolg der SPD am Sonntag in Hamburg als Ermutigung für die Sozialdemokraten in ganz Deutschland. "Das Hamburger Ergebnis ist in erster Linie ein großer persönlicher Erfolg von Olaf Scholz, aber damit macht er auch der gesamten SPD Mut", sagte Oppermann der "Rheinischen Post" vom Montag. Scholz habe "nicht auf Umfragen geschielt, sondern immer darauf geachtet, was das Beste für Hamburg ist".

Auch inhaltlich sieht Oppermann den Hamburger Bürgermeister als Vorbild für die Bundesebene. Scholz habe die richtige Mischung aus wirtschaftlicher und sozialer Kompetenz gezeigt.

8:30 Uhr, Wahlnachlese: Es war vielleicht kein besonders spannender Wahlabend in Hamburg, aber einer, der viele Deutungen zulässt. Die SPD gewinnt erneut in Hamburg, auch wieder deutlich, aber zur absoluten Mehrheit langt es nicht, auch weil die AfD in die Bürgerschaft einzieht. Trotzdem erhoffen sich die Genossen einen positiven Schub auch für den Bund. Der FDP geht es genauso. Sie hat in Hamburg mal wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Ganz anders die CDU, sie erlebt ein Debakel. Die Christdemokraten werden sich mal wieder fragen, ob sie überhaupt Großstadt können. Der Tag nach der Wahl verspricht also einige Debatten.

Wie geht es nun weiter in Hamburg?
Wie geht es nun weiter in Hamburg?
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Wie der Wahlabend verlaufen ist, können Sie in unserem Liveticker nachlesen. Was der Wahlsieg von Olaf Scholz für Berlin bedeutet hat Gerd Nowakowski in seinem Kommentar aufgeschrieben. (Mit dpa, AFP)

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