zum Hauptinhalt
Eat this: US-Präsident Donald Trump schüttet Fischfutter über Koi-Karpfen aus - zuvor hatte es ihm Japans Premierminister vorgemacht.
© Reuters

Donald Trump in Ostasien: Japan umschmeichelt den US-Präsidenten

Japan wirbt um die Gunst des US-Präsidenten. Das Land erhält im Gegenzug Unterstützung gegen Nordkorea. Doch Trumps politische Ziele in Asien sind unklar.

Der japanische Premierminister Shinzo Abe weiß, wie man den selbstbezogenen Donald Trump bei einem Staatsbesuch umwerben muss. Die gemeinsame Partie Golf am Sonntag soll der Gastgeber dem Vernehmen nach verloren haben. Anschließend führte Abe den US-Präsidenten nicht wie dessen Vorgänger Barack Obama ins beste Sushi-Restaurant der Welt. Sondern ließ ihm stattdessen einen Hamburger servieren. Die Japaner kannten offenbar jenen Abschnitt aus Donald Trumps Buch „Lost Tycoon“, in dem dieser von seinem Japan-Besuch im Jahr 1990 berichtet: „Ich esse keinen beschissenen rohen Fisch“, hatte er damals gesagt – und war in eine japanische McDonald’s-Filiale gegangen.

Zwei Tage lang also umschmeichelte Shinzo Abe seinen unberechenbaren Gast aus Washington. Im Gegenzug erhielt er die größtmögliche Unterstützung von einem Präsidenten, dessen politische Leitlinie „America First“ lautet. Immerhin angesichts der Bedrohung Japans und der USA durch Nordkoreas Raketen- und Atomwaffentests übten sich beide im Schulterschluss. Japan und die USA würden gemeinsam auf die „gefährliche Aggression“ reagieren, sagte Donald Trump. „Die Ära der strategischen Geduld ist zu Ende“, warnte er das Regime in Pjöngjang – und distanzierte sich von der Politik seines Vorgängers. Barack Obama hatte auf Sanktionen und Warnungen gesetzt und einen Dialog mit Kim Jong Un verweigert, solange dieser sein Atomwaffenprogramm weiter verfolgt.

Der wiedergewählte japanische Premierminister sagte, Japan unterstütze Präsident Trumps Politik, wonach „alle Optionen auf dem Tisch liegen“. Die USA hatten zuletzt eine militärische Option in Erwägung gezogen, bevorzugen aber eine diplomatische Lösung. Auch einen Dialog mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un erscheint möglich. „Ich denke, sich mit jemandem hinzusetzen, ist keine schlechte Sache“, hatte Donald Trump zu Beginn seiner zwölftägigen Asienreise gesagt. Nordkorea hatte allerdings bereits sein Desinteresse signalisiert.

Japan verkündete während Trumps Besuch, US-Militärgüter kaufen zu wollen. Damit begegnet das Land auch Trumps Vorwürfen aus dem Wahlkampf, von den US-Sicherheitsgarantien zu profitieren, ohne dafür zu bezahlen. Allerdings setzte der US-Präsident seine Gastgeber gleich unter Druck, indem er verkündete, dass Japan damit nordkoreanische Raketen „vom Himmel schießen wird“. Zum einen gibt es keine Garantie darauf, dass ein solcher Raketenabschuss tatsächlich gelingt. Zum anderen besteht die Gefahr, dass Menschen zu Schaden kommen oder sogar einer militärischen Eskalation. Bisher verfolgt Japan daher die Politik, nur dann Raketen abzuschießen, wenn sie auf japanischem Territorium niedergehen sollten oder sie eine existenzielle Bedrohung des Landes darstellen.

Donald Trumps politische Ziele in Asien sind unklar

Beim Handel zeigten sich die Differenzen zwischen den Beteiligten. Trump fordert faire Handelsbedingungen zwischen beiden Ländern. Japan verkaufe Millionen Autos in die USA, sagte der US-Präsident, „und praktisch keine Autos kommen von den USA nach Japan“. Sein Ansinnen eines bilateralen Handelsabkommens wird von Japan abgelehnt. Abe bevorzugt, das regionale Freihandelsabkommen TPP zu einem Abschluss zu bringen. Aus diesem hatte Donald Trump die USA zurückgezogen, es war eine seiner ersten Amtshandlungen. Der Politikexperte Michael Green vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien nennt das im „Economist“ „die größte selbst zugefügte Wunde für den regionalen Einfluss Amerikas seit dem Vietnamkrieg“.

Ohnehin ist unklar, mit welchen politischen Zielen der US-Präsident die Asienreise unternimmt. Handelsbarrieren gegenüber China und anderen Staaten, wie es Trump noch im Wahlkampf angekündigt hatte, setzte er nicht um. Die australische Denkfabrik Lowy-Institut stellt fest, die Ostasienpolitik unter Trump erinnere eher an die seiner Vorgänger als an die Visionen seines Wahlkampfes. Die USA machten einfach wie auf Autopilot so weiter wie bisher. Das könnte allerdings in dem Moment gefährlich werden, in dem etwas Außergewöhnliches passiere – und der unerfahrene Präsident übernehmen müsse.

Vor Donald Trumps impulsiver Rhetorik fürchtet man sich auch in Südkorea, wo der US-Präsident am Dienstag eintrifft. Das Land wäre von einer militärischen Auseinandersetzung mit Nordkorea am ehesten betroffen. Südkoreas Präsident Moon Jae In versucht weiterhin, einen Dialog mit Kim Jong Un zu starten. Bislang erfolglos. Für Moon wird es vor allem wichtig sein, Donald Trump die Interessen seines Landes bezüglich Nordkorea nachhaltig zu vermitteln.

Auch bei Trumps anschließendem Besuch in China wird der Konflikt mit Nordkorea das bestimmende Thema sein. Donald Trump hofft weiter, dass Peking seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf Pjöngjang ausübt. Die chinesische Regierung hingegen ist zufrieden, dass der von Trump angedrohte Handelskrieg mit den USA nicht ausgebrochen ist. Und bereitet schon ein königliches Besuchsprogramm vor, einen „Staatsbesuch plus“, wie Chinas Botschafter in Washington sagte. Vielleicht gibt es auch wieder Hamburger.

Zur Startseite