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Demonstranten stehen vor dem Weißen Haus der Polizei gegenüber.
© Eric Baradat/AFP
Update

Der Protest im Vorgarten des Präsidenten: In Washington entlädt sich die Wut über George Floyds Tod quasi vor Trumps Haustür

In der US-Hauptstadt gerät bei den Protesten wegen des gewaltsamen Todes von George Floyd auch das Weiße Haus ins Visier. Trump beschimpft die Demonstranten.

Die Unruhen in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis haben direkt den Präsidenten erreicht: Zum zweiten Mal in Folge versuchten Demonstranten am Samstagabend (Ortszeit) in den Park vor dem Weißen Haus einzudringen, wurden dort aber von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften gestoppt.

Wie der britische „Guardian“ und die „Washington Post“ berichten, hatten zunächst rund 1000 aufgebrachte Menschen den Sitz von Donald Trump in Washington umkreist, der inzwischen mehr denn je einer Festung gleiche. Die Menge machte ihrem Unmut dabei dem Bericht zufolge mit Sprechchören Luft: Immer wieder sei „Ich kann nicht atmen“, „Black Lives Matter“ und „Scheiß auf Donald Trump“ zu hören gewesen.

Sicherheitskräfte stellten sich den Demonstranten entgegen und bildeten eine Blockade, als Trump von seiner Reise aus Florida zurückkehrte, wo er sich den Start der SpaceX-Rakete Falcon 9 angesehen hatte.

Wie die CNN-Korrespondentin Kaitlan Collins auf Twitter mitteilte, wurde Mitarbeitern des Weißen Hauses wegen den andauernden Protesten geraten, den Regierungssitz am Sonntag nicht aufzusuchen.

Die Proteste am Weißen Haus hatten am Freitag begonnen, als sich Dutzende Demonstranten versammelt hatten und einige versuchten, auf das Gelände vorzudringen. Trump setzte daraufhin am Samstagmorgen wieder seine Lieblingswaffe ein und twitterte: Falls die Demonstranten über den Zaun des Regierungssitzes gelangt wären, wären sie von „boshaften Hunden und den bedrohlichsten Waffen“ begrüßt worden, schrieb er. Dann wären sie „wirklich mindestens schwer verletzt“ worden. Viele Beamte des Secret Service warteten nur auf „Action“.

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Ein weiterer Tweet lautete: „Die USA haben gestern Abend im Weißen Haus großartige Arbeit geleistet. @SecretService. Sie waren nicht nur absolut professionell, sondern auch sehr cool“.

Am Samstag demonstrierten dann dem „Guardian“ zufolge einige Demonstranten in der Nähe des Weißen Hauses, während andere durch die Straßen marschierten und riefen: „Keine Gerechtigkeit und kein Frieden“ und „Sag seinen Namen: George Floyd“. Die Stimmung war aufgeheizt, mehrere Redner flehten die Demonstranten demnach an, friedlich zu bleiben.

Der Marsch stoppte dem Bericht zufolge dann zwischen dem Washington Monument und dem Afroamerikanischen Museum und die Demonstranten setzten sich dann zum schweigenden Gedenken auf die Straße. Mehr als acht Minuten lang – für jede Minute, die der Polizeibeamte aus Minneapolis Floyd gequält hatte.

Acht Minuten und 46 Sekunden hatte ein dort am Montag ein weißer Polizist sein Knie auf Floyds Nacken gerückt, wie aus dem Haftbefehl gegen den Beamten hervorgeht, der inzwischen des Mordes angeklagt wird. Floyds flehentliche Worte „Ich kann nicht atmen“ sind zum Kampfruf der Demonstranten geworden. Der 46-jährige Restaurant-Mitarbeiter war nur wegen eines kleinen mutmaßlichen Delikts festgenommen worden: Er soll einen gefälschten 20-Dollar-Schein für einen Einkauf benutzt haben.

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Bei der Demonstration am Lincoln Memorial sprach ein Organisator über ein Megafon: „Schauen Sie nach links und nach rechts und danken Sie dieser Person. Wir können niemanden wegen Covid umarmen, aber ich liebe dich trotzdem.“ Viele der Demonstranten trugen Masken, hielten aber trotz des in den USA grassierenden Coronavirus keinen Abstand ein.

Am Samstagabend gelang es Demonstranten dann, die Absperrungen in der Nähe des Weißen Hauses zu überwinden. Sie gelangten in den Park. Dicht gedrängt und durch ihre Masken schreiend, zündeten die Demonstranten der „Washington Post“ zufolge Feuerwerkskörper und warfen Flaschen auf die Beamten.

Klare Botschaft einer Demonstratin vor dem Weißen Haus.
Klare Botschaft einer Demonstratin vor dem Weißen Haus.
© Eric Baradat/AFP

Die Menge beschädigte mehrere Fahrzeuge des Secret Service, Demonstranten warfen sich demnach gegen die Schutzschilde der Beamten. Den Sicherheitskräften gelang es schließlich, die Menge mit Schlagstöcken und Pfeffergasgeschossen zurückzudrängen. Dem Bericht zufolge zerstreuten sich die Demonstranten dann.

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Kleinere Gruppen seien durch die Innenstadt von D.C. gezogen und hätten Fenster von Geschäften und Büros zertrümmert. Gastronomische Außenbereiche wurden zerstört, ein Spirituosengeschäft und ein indisches Restaurant mehrere Blocks vom Weißen Haus entfernt wurden demnach geplündert.

Am Eingang zu einem Luxus-Restaurant sei eine Botschaft mit roter Farbe gesprüht worden: „Die Reichen sind nicht mehr sicher!“ Bei den Protesten in Washington am Freitag und Samstag gab es Festnahmen. Demonstranten und Sicherheitskräfte wurden verletzt.

Auch in New York protestierten wieder Tausende. Dutzende Menschen wurden festgenommen - sieben davon vor dem Trump Tower. In dem Wolkenkratzer unweit vom Central Park hatte der US-Präsident bis zu seinem Umzug ins Weiße Haus gelebt.

In einer Reihe von Tweets am frühen Samstag hatte Trump behauptet, der Protest am Weißen Haus „habe wenig mit der Erinnerung an George Floyd zu tun“. Er deutete an, seine Anhänger sollten sich zu Gegenprotesten versammeln und forderte den Bürgermeister von Minneapolis auf, energischer auf die Unruhen in seiner Stadt zu reagieren.

Im Kennedy-Raumfahrtzentrum in Florida hatte er zwar eine Untersuchung von Floyds Tod angekündigt, aber auch erneut die „Antifa und die gewalttätige Linke“ beschuldigt, verantwortlich für die sich in den USA immer weiter ausbreitenden Proteste zu sein. Am Sonntag folgte dann via Twitter die Ankündigung von Trump, die USA wollten die Antifa als terroristische Organisation einstufen.

Am Samstagabend noch, als die Proteste im ganzen Land wüteten, twitterte er, dass die Führer von Minneapolis die Nationalgarde früher hätten aufstellen sollen. Trump behauptete auch, die Bürgermeisterin von Washington D.C., Muriel E. Bowser, eine Schwarze, würde sich weigern, der Polizei zu helfen, die Unruhen zu beenden. Wie die „Washington Post“ berichtete, äußerte sich Bowser in den sozialen Medien und auf einer Pressekonferenz am Nachmittag.

Die Demokratin sagte, der Präsident habe mit seinen Äußerungen „die Gewalt verherrlicht“. Seine Twitter-Äußerungen gingen auf einige der dunkelsten Kapitel der Bürgerrechtsbewegung zurück, als die Polizei Angriffshunde auf friedliche schwarze Demonstranten losließ. „Ich bin einfach erschüttert, dass ein amerikanischer Präsident solche Worte über seine amerikanischen Mitbürger äußert“, sagte Bowser.

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