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Ein Journalist in Minneapolis blutet, nachdem die Polizei begonnen hat, mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vorzugehen.
© Chandan Khanna / AFP
Update

Heftige Ausschreitungen in den USA: „Das ist ein Land im Chaos“

Trotz Ausgangssperre gehen in US-Städten nach dem Tod George Floyds die Menschen auf die Straße. In Indianapolis starb mindestens ein Mensch.

Auch in der Nacht zum Sonntag ist es in den USA in mehreren Städten zu massiven Ausschreitungen auch in Folge von Plünderungen gekommen. Ausgangssperren und Appelle änderten daran nichts. Nach dem Tod des Schwarzen George Floyd gingen viele Menschen wieder auf die Straße, trotz Drohungen des US-Präsidenten, das Militär gegen sie einzusetzen.

Nachdem der schwarze Amerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis von einem Beamten getötet worden war, haben Ausschreitungen in US-Metropolen in der fünften Nacht in Folge angedauert. In Minneapolis im Bundesstaat Minnesota setzten sich Demonstranten in der Nacht zum Sonntag erneut über eine Ausgangssperre hinweg. Sicherheitskräfte drängten Demonstranten mit Tränengas zurück, wie der Sender CNN berichtete.

In zahlreichen anderen Städten in den USA kam es Medienberichten zufolge zu Unruhen und auch zu Plünderungen.

Behörden in insgesamt 25 Städten in 16 US-Bundesstaaten erließen demnach Ausgangssperren. Dennoch kam es vielerorts zu Protesten. Dabei wurde neben Tränengas auch mit Gummigeschossen gegen die Demonstranten vorgegangen.

Floyd (46) war am Montag nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorben. Einer der vier beteiligten Polizisten wurde am Freitag des Mordes angeklagt und festgenommen: der Beamte, der Floyd sein Knie minutenlang in den Nacken gedrückt hatte. Der Afroamerikaner hatte mehrfach um Hilfe gefleht, bevor er das Bewusstsein verlor, wie von Passanten aufgenommene Videos zeigten.

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Ausgangssperren auch in San Francisco und Los Angeles nach Plünderungen

In der Stadt Indianapolis wurde nach einem TV-Bericht außerdem mindestens ein Mensch getötet. Der Fernsehsender NBC News stützte sich dabei am Sonntag auf Angaben der Polizei. Dem Vize-Polizeichef der Stadt, Josh Barker, zufolge gab es mindestens zwei Verletzte. Der Ablauf war zunächst unklar. Auf Twitter schrieb die Polizei, ihre Beamten seien nicht involviert gewesen und hätten nicht geschossen. Man untersuche nun zahlreiche Vorfälle.

Die Bürgermeisterin von San Francisco, London Breed, verkündete am Samstagabend eine Ausgangssperre bis 5.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MESZ). Zuvor waren Proteste gegen Polizeigewalt in Plünderungen und Vandalismus umgeschlagen. Zudem erbat die Bürgermeisterin Hilfe der Nationalgarde, wie die Zeitung „San Francisco Examiner“ berichtete.

Auch in der kalifornischen Metropole Los Angeles verhängten die Behörden eine nächtliche Ausgangssperre. Bürgermeister Eric Garcetti teilte mit, die Maßnahme sei notwendig, um „den Frieden wiederherzustellen“. Nach Angaben der Polizei kam es im Stadtzentrum zu „großen und gewalttätigen Protesten“. Demonstranten hielten sich nicht an die Ausgangssperre. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie in Los Angeles Gebäude brannten und Läden geplündert wurden.

Eine Reporterin der LA-Times berichtete auf Twitter vom massiven Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Vor dem Weißen Haus in Washington verhinderten Sicherheitskräfte am Samstagabend, dass sich Demonstranten dort erneut - wie am Vorabend - versammelten. Ein schwarzer Demonstrant trug ein Schild mit der Aufschrift: „Bin ich der Nächste?“ Demonstranten skandierten George Floyds Namen. Auf Fernsehbildern aus Washington war zu sehen, wie ein Gebäude im Stadtzentrum brannte.

In New York entsetzt rücksichtsloses Polizeivorgehen

„Das ist ein Land im Chaos“, sagte ein CNN-Moderator. In New York zogen Demonstranten vor den Trump Tower. Auch in Los Angeles, Georgia und in der Hauptstadt Washington wurde die Nationalgarde wegen der Unruhen mobilisiert, wie CNN meldete.

In New York wurden zwei Polizeiwagen gefilmt, die erst von einer Menschenmenge aufgehalten wurden und diese dann - statt zurückzusetzen - mehr oder weniger durchbrachen. Viele Menschen, unter ihnen die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, zeigten sich entsetzt darüber. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde durch die Polizeiaktion niemand ernsthaft verletzt, doch die Situation hätte auch sehr viel dramatischer enden können.

In Minneapolis galt in der Nacht zu Sonntag in der zweiten Nacht in Folge eine Ausgangssperre. Minnesotas Gouverneur Tim Walz hatte alle Bewohner dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Wegen der Proteste hatte Walz am Samstag erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die gesamte Nationalgarde des Bundesstaates mobilisiert.

Die Nationalgarde teilte mit, mehr als 4100 der insgesamt bis zu 10.000 mobilisierten Soldaten würden in der Nacht zum Sonntag eingesetzt, um in Minneapolis und Umgebung für Ordnung zu sorgen. Die anderen Soldaten stünden für die kommenden Tage bereit. Die Nationalgarde zählt zur Reserve der US-Streitkräfte und kann in Ausnahmesituationen in Bundesstaaten eingesetzt werden.

US-Präsident Donald Trump machte linksradikale Gruppen für die Ausschreitungen in amerikanischen Städten verantwortlich. „Die Gewalt und der Vandalismus werden von der Antifa und anderen gewaltsamen Gruppen des linken Flügels angeführt“, sagte Trump am Samstagabend (Ortszeit) nach dem Start von US-Astronauten vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral. „Linksradikalen Kriminellen, Verbrechern und anderen in unserem Land und auf der Welt wird nicht erlaubt werden, unsere Gemeinden in Brand zu stecken.“ 

Mehr zum gewaltsamen Tod George Floyds und den Folgen:

Der Republikaner Trump warf gewaltsamen Demonstranten vor, das Gedenken an George Floyd zu entehren. „Was wir jetzt auf unseren Straßen sehen, hat nichts mit Gerechtigkeit oder mit Frieden zu tun“, sagte Trump. „Meine Regierung wird Mob-Gewalt beenden.“

Trump mach Linksradikale für Krawalle verantwortlich - ohne Beweise

Alleine in Los Angeles waren nach Angaben vom Samstag bei Protesten nach dem Tod Floyds mehr als 500 Menschen festgenommen worden. Auch in anderen Metropolen kam es zu Festnahmen. Nach Trump machte auch US-Justizminister William Barr linke Gruppierungen für die Ausschreitungen in vielen amerikanischen Städten verantwortlich. Die Gewalt nach dem Tod Floyds sei geplant und gehe auf das Konto von „anarchistischen Linksextremisten“, sagte Barr am Samstag. Beweise legte auch er nicht vor.

Barr kündigte an, die Justiz werde die Verantwortlichen für Ausschreitungen zur Rechenschaft ziehen. Wer sich für Gewalttaten in andere Bundesstaaten begebe, werde nach dem strengeren Bundesrecht strafrechtlich verfolgt, kündigte er an.

Der designierte Herausforderer Trumps der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl im November, Ex-Vizepräsident Joe Biden, erklärte, die vergangenen Tage hätten gezeigt, dass die Nation „wütend“ sei über Ungerechtigkeit. Es sei eine typisch amerikanische Reaktion, gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Sinnlose Zerstörung und Gewalt sei aber keine akzeptable Reaktion. (dpa/Tsp)

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