Tod des Afroamerikaners George Floyd: Was über die Polizisten von Minneapolis bekannt ist
Der brutale Polizeieinsatz in den USA hat hohe Wellen geschlagen. Wie US-Medien berichten, gab es gegen die Beamten schon in der Vergangenheit Beschwerden.
Ein weißer Polizist drückt sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals eines Mannes, der wiederholt um Hilfe fleht: „Ich kann nicht atmen.“ Kurz danach stirbt er in einem Krankenhaus. Das rund zehnminütige Video, das das gewalttätige Vorgehen gegen den Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis dokumentiert, hat Wut und Empörung ausgelöst.
Insgesamt vier Polizisten waren in den Vorfall involviert. Wie Amy Klobuchar, US-Senatorin in Minnesota, am Freitagabend twitterte, ist einer der Polizisten inzwischen in Haft. "Derek Chauvin wurde verhaftet und befindet sich wegen des Mordes an George Floyd in Haft. Der erste Schritt zur Gerechtigkeit", schrieb sie. Chauvin soll es gewesen sein, der sein Knie an Floyds Hals drückte.
Wie US-Medien berichten, soll der Polizist bereits in der Vergangenheit immer wieder in gewalttätige Zwischenfälle verwickelt gewesen sein. Laut "NBC News" habe es mindestens ein Dutzend Beschwerden wegen seines Verhaltens gegeben. Laut dem Sender "CNN" waren es 17 Beschwerden, die in der Abteilung für innere Angelegenheiten eingereicht worden sein sollen. Disziplinarische Maßnahmen folgten nicht.
Chauvin (44) ist dem NBC-Bericht zufolge seit 2001 für die Polizei in Minneapolis tätig sein. 2006 soll er mit fünf weiteren Polizisten zu einer Messerstecherei gerufen worden sein. Der Täter - mit einer Schrotflinte bewaffnet - floh mit einem Lastwagen. Als er schließlich anhielt, soll der Mann erschossen worden sein.
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In einem Polizeibericht heißt es laut "NBC News" "mehrere Beamte feuerten mehrere Schüsse ab". Wer von den Männern tatsächlich geschossen hat, konnte nicht aufgeklärt werden. Die Männer seien damals vorübergehend beurlaubt worden.
Ein anderer Vorfall aus dem Jahr 2008: Chauvin soll auf einen dunkelhäutigen Mann geschossen haben, der nach seiner Waffe zu greifen versucht hatte. Chauvin war nach einem Anruf wegen häuslicher Gewalt zu dessen Haus bestellt worden. Der Mann versteckte sich im Badezimmer, versuchte zu fliehen, dabei entwickelte sich ein Kampf, schließlich fielen zwei Schüsse und trafen den Bauch des Mannes. Er überlebte aber.
Laut einer pensionierten Beamtin, die "NBC News" zitiert, sei die Zahl der Beschwerden gegen Chauvin "ein wenig höher als normal". Beschwerden gegen Polizeibeamten könne aber theoretisch ohne Weiteres jeder einreichen.
Tou Thao, ein anderer an dem Vorfall mit dem Afroamerikaner beteiligter Polizeibeamter, war laut "Guardian" verklagt worden. Der Mann hatte behauptet, bei seiner Verhaftung 2014 hätten Thao und seine Kollegen exzessive Gewalt angewandt. Demnach habe es in der Klage geheißen, sie "schlugen, traten und knieten" auf Gesicht und Körper des Mannes.
Ihm sollen Zähne ausgeschlagen worden sein, außerdem habe er Blutergüsse erlitten. Insgesamt habe es laut "CNN" sechs Beschwerden gegen Tou Thao gegeben haben,
Julia Bernewasser