Habeck hängt AKK in Kanzlerfrage ab: Grüne weiter vor Union als stärkste Kraft
Neue Umfragen bestätigen die Rekordzustimmung zu den Grünen in Deutschland. Das macht sich nun auch beim Personal bemerkbar. Die SPD rutscht auf Platz vier ab.
Umfragen zufolge sind die Grünen mit 27 Prozent derzeit die stärkste politische Kraft Deutschlands. Zu diesem Ergebnis kommt sowohl das Institut Forsa im am Samstag veröffentlichten "Trendbarometer" von RTL und n-tv, als auch der wöchentlich für die "Bild am Sonntag" erhobene Sonntagstrend des Meinungsforschungsinstituts Emnid. Auf dem zweiten Platz folgt jeweils die CDU/CSU mit 24 Prozent, beziehungsweise 25 Prozent. Drittstärkste Partei wäre in beiden Fällen die AfD mit 13 Prozent.
Auch auf der persönlichen Ebene liegen die Grünen vorn. Ihr Vorsitzender Robert Habeck ließ bei Emnid die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer in der Kanzlerfrage deutlich hinter sich. Könnten die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen, würden sich 51 Prozent für Habeck entscheiden, nur 24 Prozent für Kramp-Karrenbauer, wie eine weitere repräsentative Erhebung des Instituts für die "BamS" ergab. 19 Prozent würden keinen von beiden wählen. Etwas bessere Chancen hätte demnach der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet. Der CDU-Vize käme im direkten Duell mit dem Grünen-Chef auf 29, Habeck auf 40 Prozent. 20 Prozent der Befragten würden keinen von beiden wählen.
Die größte Zustimmung bei der Kanzlerfrage auf CDU-Seite in der Umfrage kann Friedrich Merz verbuchen. Im Vergleich mit dem Grünen-Chef würden 33 Prozent den bei der Wahl der CDU-Führung unterlegenen Merz zum Kanzler wählen, 39 Prozent Habeck. 18 Prozent lehnen beide ab. Emnid befragte den Angaben zufolge am 13. Juni 504 Personen nach ihrer Kanzlerpräferenz.
CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer fährt bisher einen konservativeren Kurs als Angela Merkel. Weil die Parteien zuletzt weder bei Wahlen noch in Umfragen gut abschnitt und auch im öffentlichen Auftritt nicht immer souverän wirkte, wächst in der Union die Nervosität. Auch die Eignung der Vorsitzenden für die Merkel-Nachfolge im Kanzleramt wird inzwischen intern infrage gestellt.
In der Forsa-Umfrage liegt die SPD mit nur noch elf Prozent (minus eins) auf dem vierten Platz. Für die FDP werden neun Prozent vorhergesagt (minus eins), für die Linkspartei unverändert acht Prozent. Rechnerisch möglich wäre damit als einziges Zweierbündnis eine grün-schwarze Koalition. Für die Umfrage befragte Forsa von Dienstag bis Freitag 2001 Wahlberechtigte. Die Fehlertoleranz wurde mit plus/minus 2,5 Prozentpunkten angegeben. Im "Trendbarometer" von Anfang Juni hatten die Grünen erstmals den Spitzenplatz belegt. Anschließend bestätigten das ZDF-"Politbarometer" und der "Deutschlandtrend" der ARD den großen Zuspruch.
Grüne bei Schülern und Studenten mit absoluter Mehrheit
Noch deutlicher fallen in der aktuellen Umfrage die Werte in der Gruppe der Schüler und Studenten aus. Hier erreichen die Grünen mit 51 Prozent die absolute Mehrheit. Es folgt die CDU/CSU mit zehn Prozent vor FDP und Linkspartei mit jeweils neun Prozent und der SPD auf dem fünften Platz mit acht Prozent.
Zugleich gaben von den Befragten insgesamt aber 59 Prozent an, sie würden es "persönlich bedauern, wenn die SPD in der Bedeutungslosigkeit verschwinden würde". 36 Prozent wäre dies egal. Auch 70 Prozent der Grünen-Anhänger und 66 Prozent der Unionsanhänger bedauern demnach den Niedergang der SPD.
Deutliche Mehrheiten für Habeck, riesige Erfolge der Grünen vor allem bei jungen Menschen und damit düstere Zukunftsaussichten für SPD und Union. Kein Wunder, dass die nun ihr Kriegsbeil ausgraben.
schreibt NutzerIn Gophi
Im Emnid-Sonntagstrend verharren die Sozialdemokraten auf zwölf Prozent. Ohne Veränderungen bleibt auch die FDP mit acht Prozent. Zugewinne kann die Linke verbuchen, die mit einem Plus von einem Prozentpunkt ebenfalls auf acht Prozent kommt. Das Meinungsforschungsinstitut befragte im Zeitraum vom 6. bis 12. Juni 2377 Menschen.
Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles vom Partei- und Fraktionsvorsitz sucht die Partei eine neue Spitze. Immer wieder wird Juso-Chef Kevin Kühnert als möglicher Kandidat genannt. Laut Forsa-Umfrage traut die Mehrheit (56 Prozent) ihm aber nicht zu, die SPD aus dem Stimmungstief zu führen. 23 Prozent halten Kühnert für geeignet, SPD-Vorsitzender zu werden. 21 Prozent haben dazu keine Einschätzung. Auch die SPD-Anhänger und die früheren SPD-Wähler setzen nur zu einem Viertel ihr Vertrauen in Kühnert. (mes, isa, AFP, Reuters)