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SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz - hier in Hessen.
© Swen Pförtner/dpa

Schulz, Seehofer und die Umfragen: #Gottkanzler und die Hasen

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz reitet die Welle der Umfragenwerte und Twitter-Hashtags - aber Horst Seehofer hat keine Angst vor Regentropfen. Eine Spurensuche.

Um noch mal auf Martin Schulz zurückzukommen: Er bewegt ja was. Nicht nur die Umfrageergebnisse seiner Partei nach oben, sondern auch die Stimmung. Sie haben ihm jetzt bei Twitter den Hashtag #gottkanzler verpasst, und das Seltsame ist: Das ist offenbar noch nicht mal ironisch gemeint. Die Schulz’sche Zweifaltigkeit von Gott und Kanzler wäre theoretisch noch durch Hinzufügung des Hl. Geistes zu toppen, aber keine Angst: Den Titel gibt Seehofer nicht her.

Das sicherste Anzeichen eines Kultes besteht immer darin, dass Witze auf den jeweiligen Kandidaten umgeschrieben werden. Schulz, inzwischen auch als „The Schulz“ bekannt, ist inzwischen in der Chuck-Norris-Kategorie angekommen, er kann, was niemand sonst kann. „Der Dienstwagen von Martin Schulz braucht kein Benzin“, heißt es da, „er fährt aus Respekt.“ Schulz habe alle Pokemons gefangen, erfahren wir, „und zwar mit einem Festnetz-Telefon“. Und er sei in der Lage, 141 Zeichen zu twittern – das schafft nicht einmal Norris, von dem es hieß, er bekomme bei „Praktiker“ 20 Prozent auch auf Tiernahrung. Was ihm ja nichts mehr nützt.

In dieser Situation ist es verständlich, wenn bei den C-Parteien Unruhe ausbricht. Was, wenn Schulz in den Umfragen immer weiter steigt, wenn die SPD die absolute Mehrheit erreicht und 105 Prozent der Deutschen ihn als Kanzler sehen wollen? Angela Merkel im Minusbereich, das ist eine Horrorvorstellung selbst für Horst Seehofer.

Was sich im aktuellen Schulz-Hype manifestiert, ist die große Sehnsucht nach Veränderung und (Re)stabilisierung zugleich - denn die SPD ist noch immer der gleiche trübselige Haufen, zu dem Gabriel die Partei machte. [...] Sich nur über das "Phänomen Schulz" lustig zu machen, wäre ebenso verkehrt wie die Annahme, es hätte mit ihm selbst als Person zu tun.

schreibt NutzerIn cuibono

"Wir sind doch keine Hasen"

Er hat deshalb am Sonntag nach Grillparty und Ausrufung der gemeinsamen Kandidatin auf die Frage, ob denn 40 Prozent bei der Bundestagswahl noch ein realistisches Ziel seien, diesen beruhigenden Satz gesagt: „Wir sind doch keine Hasen, die im Feld hin und herhüpfen, je nachdem, wo gerade Regentropfen fallen.“

Förster, Zoologen: Ist das so? Und wenn ja: Hopst der Hase dem Regen hinterher, oder weicht er ihm aus? Und woher weiß er das? Besitzen Hasen eine Regen-App, oder müssen sie erst den Igel fragen? Seehofer wehrt dieses, ja, hasenfüßige Verhalten ab, obwohl doch darin eine große Chance läge: Einfach immer die Zahl der aktuellen Umfrage nehmen, fünf Prozent addieren und das zum Wahlziel deklarieren. Das wäre dann nicht mehr der „atmende Deckel“ der Flüchtlingsdebatte, sondern die „atmende Vorsprung“ – unfassbar modern, täglich aktualisierbar.

Es ist also noch nicht alles verloren für Angela Merkel. Auch wenn sie noch nie einen Pokemon gefangen hat.

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