zum Hauptinhalt
Bundespräsident Joachim Gauck spricht vor dem Brandenburger Tor.
© AFP

Terror in Frankreich: Gauck: "Wir lassen uns nicht auseinander dividieren"

Bundespräsident Joachim Gauck erklärte bei der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor weiter: "Wir schenken euch nicht unsere Angst. Euer Hass ist unser Ansporn". Das Satiremagazin "Charlie Hebdo" erscheint nach dem Anschlag vor einer Woche mit einer Mohammed-Karikatur auf dem Titel. Die Ereignisse des Tages zum Nachlesen im Liveticker.

Rund 10.000 Menschen haben an der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin teilgenommen. In Paris präsentieren die Macher von "Charlie Hebdo" die erste Ausgabe nach dem Attentat. Und Wolfgang Bosbach kritisiert Angela Merkel wegen ihrer Aussage der Islam gehöre zu Deutschland. Alles rund um die Folgen des Terrors in unserem Liveticker.

22:20 Uhr: Zusammenfassung

- Muslime, Christen, Juden und die Spitzen der Politik haben in Berlin der Opfer der Anschläge von Paris gedacht. Bundespräsident Joachim Gauck dankte den Muslimen in Deutschland für ihr Eintreten gegen religiösen Fanatismus. „Die Terroristen wollten uns spalten. Erreicht haben sie das nicht“, sagte Gauck. Nach Polizeiangaben nahmen rund 10.000 Menschen an der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor teil.

- Die neue Ausgabe von "Charlie Hebdo" erscheint nach dem Anschlag vor einer Woche mit einer Mohammed-Karikatur auf dem Titel.

- Frankreich ist nach den Worten von Premierminister Manuel Valls „im Krieg gegen Terrorismus und Dschihadimus“. Sein Land kämpfe nicht gegen eine Religion, Muslime oder den Islam, sagte der Regierungschef am Dienstag in einer Gedenkstunde der französischen Nationalversammlung. Frankreich beschütze die Menschen, die glaubten, ebenso wie diejenigen, die nicht glaubten.

- Der Islamische Zentralrat der Schweiz und die ägyptische Fatwa-Behörde reagierten verägert auf die neuerliche Mohammed-Karikatur in "Charlie Hebdo" und warnen vor einer weiteren "Welle des Zorns".

21:10 Uhr: Verärgerung über neue Mohammed-Karikatur

Der Islamische Zentralrat der Schweiz ist verärgert über die neuerliche Mohammed-Karikatur im französischen Satiremagazin „Charlie Hebdo“. Es müsse Besorgnis erregen, dass das Magazin damit „all jenen Muslimen in den Rücken fällt, die sich in den letzten Tagen solidarisch mit dem Magazin zeigten“ und öffentlich für freie Meinungsäußerung und gegen Gewalt eingetreten seien, erklärte der Zentralrat am Dienstagabend in Bern. Die jüngste Publikation sei „eine bedauernswerte Dummheit“ und zeige, „dass es den Hintermännern einzig und alleine darum geht, einen Keil zwischen Muslime und Nicht-Muslime zu treiben“. Der Schweizer Zentralrat appelliert an die Muslime, sich von diesem „kläglichen Missbrauch der Meinungsäußerungsfreiheit nicht provozieren zu lassen“.

Auch die ägyptische Fatwa-Behörde Dar al-Ifta in Kairo hatte die erneute Mohammed-Karikatur in „Charlie Hebdo“ als „unverantwortlich provokativ“ verurteilt. Die Zeichnung werde eine weitere „Welle des Zorns“ auslösen, teilte die von Großmufti Schawki Ibrahim Allam geleitete Behörde am Dienstag mit. Regierung und Parteien in Frankreich sollten das Titelblatt als „rassistisch“ und als Aufstachelung zu Religionshass zurückweisen. Der aktuelle Titel der französischen Satirezeitschrift diene nicht „dem Dialog der Kulturen, den Muslime suchen“, sondern werde „Hass und Diskriminierung zwischen Muslimen und anderen vertiefen“. Zugleich verurteilte die Fatwa-Behörde die Angriffe auf Moscheen in Frankreich. Solche Handlungen gäben „Extremisten beider Seiten Gelegenheit zum Schlagabtausch“. In einer früheren Stellungnahme hatte die Behörde auch den Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ als unvereinbar mit dem Islam bezeichnet.

20:00 Uhr: Ex-Geheimdienstchef: Snowden hat Terrorgefahr vergrößert

Die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden haben nach Ansicht des ehemaligen Chefs des britischen Geheimdiensts MI5 das Terror-Risiko erhöht. Die Möglichkeiten der Sicherheitsdienste in Europa und den USA, Kommunikation zwischen Terroristen zu verfolgen, seien durch die Aussagen des früheren Mitarbeiters des US-Geheimdiensts NSA eingeschränkt, sagte Jonathan Evans im Londoner Oberhaus. Dort wurden am Dienstag verschärfte Anti-Terror-Gesetze für Großbritannien diskutiert. Snowden hatte Überwachungsmethoden von Geheimdiensten öffentlich gemacht. Evans war bis 2013 Chef des MI5.

19:50 Uhr: Wegen Terrorverdacht: In Bulgarien festgenommener Franzose bleibt in Haft

Ein wegen Terrorverdachts in Bulgarien festgenommener Franzose bleibt in dem EU-Land weiterhin in Haft. Das entschied das Bezirksgericht im südbulgarischen Haskowo am Dienstag aufgrund eines in Paris ausgestellten europäischen Haftbefehls, wie die amtliche Nachrichtenagentur BTA meldete. Dem aus Haiti stammenden französischen Staatsbürger Fritz-Joly Joachin wird die „Teilnahme an einer organisierten kriminellen Gruppe zur Vorbereitung von Terroranschlägen“ vorgeworfen. Joachin wies die Vorwürfe des Terrorismus zurück. Der 29-Jährige räumte nur ein, mit einem der „Charlie Hebdo“-Attentäter seit seiner Kindheit befreundet zu sein. „Die Freunde aus der Kindheit bleiben für das ganze Leben“, zitierte der Privatsender "bTV" Joachins Aussage. Joachin sagte weiter, er sei für die Handlungen der Kouachi-Brüder nicht verantwortlich. In dem europäischen Haftbefehl heißt es, dass Joachin kurz vor seiner Abreise aus Frankreich Kontakte zu einem der Attentat-Brüder - Chérif Kouachi- gehabt habe, wie die Staatsanwältin in Haskowo Darina Pawlowa mitteilte.

19:13 Uhr: Zusammenfassung zur Mahnwache vor dem Brandenburger Tor

Muslime, Christen, Juden und die Spitzen der Politik haben in Berlin der Opfer der Anschläge von Paris gedacht. Bundespräsident Joachim Gauck dankte den Muslimen in Deutschland für ihr Eintreten gegen religiösen Fanatismus. „Die Terroristen wollten uns spalten. Erreicht haben sie das nicht“, sagte Gauck. Nach Polizeiangaben nahmen rund 10.000 Menschen an der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor teil. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte, bei aller Kritik an Inhalten müssten Journalisten, Künstler und Satiriker die Freiheit haben, das Wort zu erheben. „Die Täter haben den Islam in den Schmutz gezogen.“ Man wolle nicht denen das Feld überlassen, die einen Keil in die Gesellschaft hineintreiben wollen, sagte der Berliner Bischof Markus Dröge. „Juden, Christen und Muslime sagen gemeinsam Nein zu jeder Gewalt im Namen des Glaubens an Gott.“ Dröge hielt das Grußwort für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland, Weihbischof Matthias Heinrich, sagte: „Bei allem, was die Religionen trennen mag, es eint uns der Wille, uns nicht gegeneinander aufbringen zu lassen.“ Heinrich sprach sich dafür aus, sich verstärkt mit den Ursachen für den Hass auseinanderzusetzen. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, forderte die Muslime auf, gegen den Terrorismus vorzugehen. Gerade im Islam gebe es eine immer stärkere Radikalisierung, sagte Lehrer. Davor dürfe man die Augen nicht verschließen.

19:05 Uhr Neue Zahlen

Nicht rund 4.000, sondern bis zu 10.000 Menschen sollen an der Mahnwache teilgenommen haben!

18:45 Uhr: Zwischenrufer stören

Mit wirrem Geschrei bringen einige Anwesende negative Stimmung ans Brandenburger Tor. Durchsetzen können sie sich nicht.

18:39 Uhr: Etwa 4.000 Menschen sind gekommen

Das meldet die Polizei. Und die heutige Kundgebung dürfte eine der wenigen sein, bei denen Polizei und Teilnehmer sich nicht um die Zahl streiten werden.

18:36 Uhr: Gauck will das Volk einen

Gauck weiter: "Die Verführer entlarven, die Verführbaren gewinnen"

18:31 Uhr: Bundespräsident Gauck spricht

Nun spricht Bundespräsident Joachim Gauck und ruft alle Menschen in Deutschland unabhängig von Religion und Herkunft zum Einsatz für Demokratie und Weltoffenheit auf. „Wir alle sind Deutschland“, sagte Gauck vor dem Brandenburger Tor. „Wir schenken Euch nicht unsere Angst. Euer Hass ist unser Ansporn“, sagte er an die Adresse von Terroristen und Fanatikern. Gauck bezog sich dabei auf Sätze, die er zu Beginn seiner Amtszeit den Rechtsextremisten zugerufen hatte. „Der Terror ist international, aber das Bündnis der Freien und Friedfertigen ist es erst recht. Die Welt rückt zusammen.“

18:30 Uhr: "Wir alle sind Deutschland"

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, erklärte: "Sie haben mit dem Mord die größte Gotteslästerung begangen. Wir werden nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft auseinander gerissen wird. Wir werden uns als Muslime noch stärker einbringen für unser gemeinsames Deutschland. Wir alle sind Deutschland."

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, spricht vor dem Brandenburger Tor.
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, spricht vor dem Brandenburger Tor.
© dpa

18: 24 Uhr: Toleranz und Forderungen

Die Sprecher sind sich alle einig: Die Religion Islam ist nicht gleichzusetzen mit islamistischem Terror. Dafür sorgen, dass dies von allen so wahrgenommen wird, müssen aber vor allem auch Religionsvertreter selbst, indem sie mäßigend einwirken.

18:22 Uhr: Auch Wulff ist vor Ort

"Der Islam gehört zu Deutschland", hat der damalige Bundespräsident Christian Wulff gesagt. Zuletzt gebrauchte die Kanzlerin genau diese Worte. Ein später Triumph für den juristisch aber nicht moralisch rehabilitierten Wulff, der heute in Berlin dabei ist und von deutschen Islam-Vertretern namentlich begrüßt wurde.

17:55 Uhr: Die Kundgebung vor dem Brandenburger Tor beginnt

Mehrere tausend Menschen haben sich vor dem Brandenburger Tor versammelt. Mit einer Kranzniederlegung vor der Französischen Botschaft in Berlin hat die Kundgebung von Religionsgemeinschaften und Politikern nach den Anschlägen von Paris begonnen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, gedachte im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel der Opfer des jüngsten islamistischen Terrors. Die Mahnwache wurde mit der Verlesung von zwei Koranversen eröffnet.

Die Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin hat begonnen.
Die Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin hat begonnen.
© Reuters

16:50 Uhr: Regierungschef sieht Frankreich im Krieg mit Terrorismus und Dschihadismus

Frankreich ist nach den Worten von Premierminister Manuel Valls „im Krieg gegen Terrorismus und Dschihadimus“. Sein Land kämpfe nicht gegen eine Religion, Muslime oder den Islam, sagte der Regierungschef am Dienstag in einer Gedenkstunde der französischen Nationalversammlung. Frankreich beschütze die Menschen, die glaubten, ebenso wie diejenigen, die nicht glaubten.

Die Rede von Valls überraschte viele Franzosen im positiven Sinne. Der Sozialist verurteile energisch jede Art von Antisemitismus und Islamophobie. "Juden müssen in Frankreich sicher leben können", sagte er, dies sei ein Versprechen. In Frankreich gebe es keinen Platz für Judenfeindlichkeit.

Valls richtete seine Rede, die Beobachter noch während der Übertragung als historisch bezeichneten, auch an die Muslime im Land. "Ich will nicht, dass sich Muslime in Frankreich verstecken müssen", sagte er. Alle Menschen seien in Frankreich gleich. "Der Islam ist die zweitgrößte Religion bei uns, und das ist gut so", sagte Valls.

Es ist der erste Auftritt der Macher von "Charlie Hebdo" nach dem Attentat. Sie präsentieren ihre neue Ausgabe. In der Mitte der Zeichner der Titelseite.
Es ist der erste Auftritt der Macher von "Charlie Hebdo" nach dem Attentat. Sie präsentieren ihre neue Ausgabe. In der Mitte der Zeichner der Titelseite.
© AFP

15:54 Uhr: "Charlie Hebdo" - Zuerst eine Katharsis-Zeichnung

Ein paar Fragen gibt es. Ob er sich wegen des Titels jetzt Sorgen mache? "Nein. Wir vertrauen auf die Intelligenz der Menschen, vor allem auf die Intelligenz zweite Grades, den Humor. Die Attentäter waren Menschen ohne Humor." Und er sollte beschreiben, was er zuerst gezeichnet habe nach dem Attentat. "Eine Katharsis-Zeichnung", sagt Renald Luzier alias "Luz". Als er an jenem Mittwoch in die Redaktion kommt, ist er spät dran, die Redaktionskonferenz hatte nach seinen Worten schon begonnen und als er am Gebäude angekommen sei, habe schon das Chaos geherrscht.

Ein Polizist habe ihn aufgefordert das Gebäude nicht zu betreten, was er dennoch tat. Er sah offene Türen, Verletzte und dann durch eine offene Tür Tote, mit dem Bauch auf dem Boden. "Das erste was ich sah, waren Hinterteile. Es hätte mein Hinterteil, unsere Hinterteile sein können." Er habe dann ein Zeichnung angefertigt, auf der eine blutverschmierte Hand groß Meinungsfreiheit geschrieben habe. "Das ist sehr symbolisch, aber manchmal muss man symbolisch sein." Dann verabschiedet er sich - mit einem Handkuss ins Publikum und die rechte Hand auf die Brust.

15:35 Uhr: "Ich bin Charlie, ich bin Polizist, ich bin Jude, ich bin Moslem und ich bin Atheist"

Seine Augen sind rotgeweint, immer wieder legen ihm die Kollegen von der Seite stützend einen Arm um die Schulter. Mit unglaublicher Beherrschung erzählt Renald Luzier von "Charlie Hebdo" auf der Pressekonferenz in Paris, was das Titelbild der aktuellen Ausgabe nach dem Terroranschlag für ihn, für die Kollegen bedeutet.

"Es ist nicht das Titelblatt, das die Terroristen wollten", sagt Luzier, der unter dem Kürzel Luz zeichnet. "Unser Mohammed ist ein Mensch, der weint. Er ist so unendlich viel sympathischer als der Mohammed, den die Terroristen fälschlicherweise darstellen wollen."

Er habe beim Zeichnen des Bildes auch an die Menschen gedacht, "die gestorben sind und keine Zeichner waren. Und deshalb sage ich: Ich bin Charlie, ich bin Polizist, ich bin Jude, ich bin Moslem, aber ich bin auch Atheist."

Dann sagt er "Danke" und senkt den Kopf. Die Journalisten applaudieren.

15:26 Uhr: "Unser Mohammed ist ein freundlicher Mohammed, der weint"

Renald Luzier, der das aktuelle Titelblatt von "Charlie Hebdo" gezeichnet hat, beschreibt den Prozess des Entstehens. Immer wieder haben die verbliebenen Redakteure des Satiremagazins in den vergangenen Tagen gemeinsam darüber gesprochen, er hat sich die aktuellen Zeichnungen der Kollegen angesehen, aber auch die Bilder der ermordeten Karikaturisten. Irgendwann, sagt er, "hatte ich eine Redaktionskonferenz in meinem Kopf mit allen, die nicht mehr leben". Und dann sei es da gewesen, der neue Titel. Er hat Mohammed, den Propheten, auf grünem Grund gezeichnet. Mohammed weint und sagt "JeSuisCharlie" und darüber steht: "Alles ist verziehen".

"Tut mir Leid, dass wir schon wieder Mohammed gezeichnet haben", sagt er. "Das hat uns in der Vergangenheit ja immer viel Kritik eingebracht. Aber wir sehen die Welt nunmal durch Zeichnungen". Die Terroristen, meint er, waren auch irgendwann mal Kinder, die gezeichnet haben. Aber sie haben ihren Humor irgendwann verloren.

15:22 Uhr: "Ich wusste nicht, ob ich noch würde zeichnen können"

Er kämpft immer wieder mit den Tränen, atmet tief durch. Seine Kollegen umarmen Luzier, klopfen ihm aufmunternd auf die Schultern. Dann sagt er: "Wir dachten, mit Zeichnungen, wie es auch Kindern tun, sind wir vor der Dummheit und der Bosheit der Menschen geschützt, aber das stimmte nicht." Er selbst habe nicht gewusst, ob er nach den Ereignissen überhaupt noch zeichnen könne.

So reagiert "Charlie Hebdo" auf den Terror: Am Mittwoch erscheint das Satiremagazin mit einer Karikatur des Propheten Mohammed auf dem Titel.
So reagiert "Charlie Hebdo" auf den Terror: Am Mittwoch erscheint das Satiremagazin mit einer Karikatur des Propheten Mohammed auf dem Titel.
© AFP

15:15 Uhr: Pressekonferenz von "Charlie Hebdo"-Machern: "Schmerz und Freude"

Die Macher der neuen Ausgabe des Satiremagazins "Charlie Hebdo" äußern sich in Paris zu ihrer neuen Ausgabe, die am Mittwoch erscheint. "Es war sehr hart und sehr schwer", sagt Gerard Briard, der nach dem Tod von "Charb" als Chefredakteur fungiert. Man habe diese Bluttat kommentieren müsse. Die neue Ausgabe werde zwei Wochen am Kiosk ausliegen und in einer ersten Auflage von drei Millionen Exemplaren erscheinen. Sie werde digital in drei Sprachen übersetzt: Englisch, Spanisch und Arabisch. Gedruckt werde sie noch in Italienisch und wohl auch auf Türkisch erscheinen. "Denn auch in der Türkei gibt es aktuell große Probleme bei der Trennung von Staat und Kirche."

Gerard Briard versicherte, dass es eine Zukunft für das Magazin geben werde. "Wir wissen aber noch nicht wie die aussehen wird." Aber in zwei Wochen werde auf jeden Fall eine neue Ausgabe erscheinen. Er dankte allen für die Solidarität - vor allem den Institutionen "Ich hoffe, dass sie lange die Haltung 'Ich bin Charlie' beibehalten, denn die Pressefreiheit ist eine Institution." Außerdem dankte er den vielen Menschen, die ein Abo abgeschlossen haben. Vor allem danken wir Arnold Schwarzenegger, der gleich zehn Abos abgeschlossen habe. Auch George Clooney habe das Magazin jetzt abonniert.

15:00 Uhr: "Charlie Hebdo" kommt erst ab Samstag an deutsche Kioske

Laut dem Presseimporteur Saarbach wird die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" erst ab Samstag an deutschen Kiosken zu kaufen sein. Es sei unklar, wie viele Exemplare Frankreich überhaupt liefern könne. Man bemühe sich aber um eine "fünfstellige Zahl" von Heften für den deutschen Markt. „Wir bekommen sekündlich neue Anfragen. Jede Zahl, die wir nennen, ist sofort wieder falsch“, sagte eine Mitarbeiterin von Saarbach.

14:40 Uhr: Politiker liefen doch nicht in einer Seitenstraße

Ein Nachtrag zu unserem Beitrag von 12:18 Uhr: Die Spitzenpolitiker um Hollande und Merkel liefen doch nicht in einer Seitenstraße, wie französische und britische Medien berichtet hatten. Christian Röwekamp, Sprecher der größten deutschen Nachrichtenagentur dpa, erklärte dem Tagesspiegel, dass die Staatsoberhäupter zwar in einigem Abstand zu den etwa 1,5 Millionen Menschen liefen, jedoch auf der gleichen Strecke und diesen voraus. "Das hatte Sicherheitsgründe", sagte Röwekamp. Der durch die Fotos entstandene Eindruck, dass die versammelten Staatschefs den "Republikanischen Marsch" angeführt haben, wäre demnach nicht falsch, wenn auch die Lücke zwischen Politikern und der Bevölkerung auf den meisten Aufnahmen nicht zu sehen ist, was zu Irritationen führen kann.

Zeitungen weltweit hatten die Bilder aus Paris veröffentlicht. Einen arg fragwürdigen Umgang mit den Fotos pflegte die ultraorthodoxe israelische Zeitung "Hamodia": Sie tilgte kurzerhand alle Frauen aus dem schon heute historischen Foto, inklusive der Kanzlerin Angela Merkel.

13:10 Uhr: Kritik an Merkels Islam-Äußerung aus eigenen Reihen

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach hat die Islam-Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert. Er teile die Auffassung, “dass der Islam zu Deutschland gehört, in dieser Pauschalität nicht“, sagte Bosbach der “Saarbrücker Zeitung“ (Mittwochausgabe). “Natürlich gehören auch die Muslime zu uns, sie sind Teil unserer pluralen Gesellschaft“, sagte Bosbach. Zugleich aber müsse man sich fragen, welchen Islam Merkel eigentlich meine. “Gilt das auch für seine islamistischen und salafistischen Strömungen?“, sagte Bosbach.

12:18 Uhr: Hand in Hand in einer Seitenstraße

Es war ein beeindruckendes Bild des Trauermarschs am Wochenende in Paris: zahlreiche Staats- und Regierungschefs Hand in Hand auf dem Trauermarsch. Doch ganz so war es nicht. Die Politiker bildeten in einer abgesperrten Seitenstraße ihre eigene Gruppe. Vorne und hinten Securitypersonal. Die Fotos vom Wochenende und auch die Filmaufnahmen suggerierten etwas anderes, nämlich das sie Teil des Trauermarschs waren, an dem anderthalb Millionen Menschen teilgenommen haben. Fernsehbilder belegen nun den separaten Marsch und via Twitter gibt es einige Kritik daran. Allerdings konnte man auf einigen Fotos auch am Sonntag bereits erkennen, dass hinter der kleinen Traube aus Spitzenpolitikern Platz ist und Security postiert ist, was angesichts des großen Auflaufs auch nicht ganz abwegig ist.

12:07 Uhr: Sarrazin: Merkel weicht Frage nach Integration aus

Buchautor und Islamkritiker Thilo Sarrazin hat die Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Islam gehöre zu Deutschland, scharf kritisiert. Sarrazin warf der Kanzlerin vor, undifferenziert zu argumentieren. "Das eigentliche Thema ist doch, dass sich viele von ihnen nicht gut integrieren. Dieser Frage möchte Frau Merkel gerne ausweichen", sagte Sarrazin der "Passauer Neuen Presse". Die Aussage der Kanzlerin lasse nicht erkennen, ob sie Lehren aus den Terroranschlägen von Paris Lehren ziehen wolle, sagte der SPD-Politiker. Es gebe "viele Interpretationen des Islam, die mit unseren Vorstellungen von Meinungsfreiheit und Demokratie nicht übereinzubringen sind".

11:43 Uhr: Hollande gedenkt der getöteten Polizisten

Frankreichs Staatschef François Hollande hat am Dienstag der drei bei den islamistischen Anschlägen getöteten Polizisten gedacht. Bei einer Trauerzeremonie im Innenhof der Pariser Polizeipräfektur nahm Hollande die Beamten Franck Brinsolaro, Ahmed Merabet und Clarissa Jean-Philippe posthum in die französische Ehrenlegion auf, die Orden befestigte er an den aufgebahrten Särgen der Polizisten. An der Zeremonie nahmen auch Angehörige der getöteten Polizisten sowie Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve teil.

11:12 Uhr: Verbindung zu Kouachi-Brüdern - Festnahme in Bulgarien

In Bulgarien ist bereits am 1. Januar ein Franzose mit mutmaßlichen Verbindungen zu einem der Attentäter aus Paris festgenommen worden. Das gab die Staatsanwaltschaft in Sofia am Dienstag bekannt. Der 29-jährige Franzose "war mehrfach in Kontakt mit einem der Brüder" Chérif und Said Kouachi, die am vergangenen Mittwoch die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" angriffen und zwölf Menschen erschossen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur AFP. Ihm werde "Mitgliedschaft in einer bewaffneten kriminellen Organisation zur Vorbereitung von Terrorakten" vorgeworfen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Sofia wollte der Mann über die Türkei nach Syrien weiterreisen, um sich dort den Dschihadisten anzuschließen. Er sei an der bulgarisch-türkischen Grenze gefasst worden.

9:38 Uhr: Berlin hält Mahnwache gegen Terror

Auch in der deutschen Hauptstadt wollen am Dienstagabend um 18.00 Uhr Tausende Menschen zu einer gemeinsamen Kundgebung gegen islamistischen Terror zusammenkommen. Unter dem Motto "Zusammenstehen - Gesicht zeigen" werden die Spitzen von Staat und Gesellschaft erwartet. Zugleich soll für ein friedliches Zusammenleben der Religionen geworben werden. Der Zentralrat der Muslime und die Türkische Gemeinde Berlin haben die Kundgebung vor dem Brandenburger Tor organisiert. Unter anderem ist eine Rede von Bundespräsident Joachim Gauck geplant. Außerdem wollen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) sowie zahlreiche Minister und Oppositionspolitiker an der Veranstaltung teilnehmen. Auch Vertreter von Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft haben ihre Teilnahme angekündigt.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hofft auf eine Signalwirkung durch die gemeinsame Kundgebung in Berlin. "Ich hoffe, dass da ein Wir-Gefühl entsteht. Wir sind Deutschland", sagte der Bundesvorsitzende Gökay Sofuoglu der "Passauer Neuen Presse".

9:03 Uhr: Wie lange hält die Einheit in Frankreich?

Nach den Anschlägen in der vergangenen Woche geht in Frankreich die Sorge um die Sicherheit um. Paris mobilisiert tausende Polizisten und Soldaten zum Schutz gefährdeter Einrichtungen. Bei Kundgebungen setzten Millionen Franzosen ein Zeichen gegen den Terror. Doch wie lange wird diese Einheit des Landes noch anhalten? Spätestens bei der nun fälligen Debatte über notwendige neue Sicherheitsmaßnahmen könnte sie zwischen der linken Regierung und der rechten Opposition aufbrechen, meint unser Autor Hans-Hagen Bremer. Lesen Sie hier seine Analyse.

7:59 Uhr: Migrationsbeauftragte wirft "Pegida" Heuchelei nach Frankreich-Terror vor

Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), hat die Anti-Islam-Bewegung "Pegida" als "heuchlerisch" bezeichnet. Die "Pegida"-Anhänger könnten nicht in der einen Woche "Lügenpresse" rufen und in der nächsten Woche Trauer tragen, weil es Karikaturisten getroffen habe, sagte Özoguz dem rbb-Inforadio. "Es ist eine Bewegung bei der man aufdecken muss, dass sie etwas ausnutzt", so die SPD-Politikerin.

In mehreren deutschen Städten hat "Pegida" am Montag erneut demonstriert. In Dresden erreichte die Teilnehmerzahl einen Höchststand. In Leipzig, München und Düsseldorf waren die Gegendemonstranten deutlich in der Überzahl.

6:37 Uhr: Jüdische Opfer werden in Israel beigesetzt

Die Leichen der vier jüdischen Opfer des islamistischen Terrors in Paris sind zur Bestattung nach Israel geflogen worden. Ein Flugzeug mit den Särgen an Bord sei in der Nacht zum Dienstag auf dem internationalen Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gelandet, berichteten israelische Medien. An dem Begräbnis am Mittag in Jerusalem sollten Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie mehrere Minister teilnehmen. Aus Frankreich wurde Umweltministerin Ségolène Royal erwartet. Die vier Menschen waren am Freitag bei der Geiselnahme in einem koscheren Supermarkt erschossen worden.

6:12 Uhr: "Charlie Hebdo" trotzt dem Terror - mit Mohammed-Karikatur

Das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" stemmt sich eine Woche nach dem Anschlag von Islamisten gegen den Terror. Mit einer Zeichnung des Propheten Mohammed auf dem Titel und einer Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren soll an diesem Mittwoch die neue Ausgabe der Zeitschrift erscheinen. Das am Montagabend vorab veröffentlichte Titelbild des Magazins zeigt Mohammed, der trauernd ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (deutsch: Ich bin Charlie) in den Händen hält. Über der Zeichnung steht in großen Buchstaben "Tout est pardonné" (Alles ist vergeben).

Die erste Ausgabe nach dem Attentat entstand in den Räumen der Tageszeitung "Libération" in Paris, die wie andere französische Medien den Überlebenden des Anschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" Unterstützung zugesagt hatte. Der Kolumnist des Magazins, Patrick Pelloux, hatte bereits einen Tag nach dem Anschlag auf die Redaktion mit zwölf Toten ein neues Heft angekündigt.

5:47 Uhr: Manuela Schwesig will Prävention gegen Islamismus verstärken

Vor dem Hintergrund der Attentate von Paris startet Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) neue Präventionsprogramme gegen Islamismus. Dafür stocke Schwesig das Bundesprogramm "Demokratie leben" um 10 Millionen auf 40,5 Millionen Euro auf, berichtete die "Bild"-Zeitung. Damit sollten regionale Netzwerke, Beratungsstellen, Modellprojekte, Fach-Konferenzen und die Präventionsforschung gefördert werden, die sich mit der Radikalisierung junger Muslime beschäftigen.

Deutschland müsse mit Aufklärung und besonnen auf die Terror-Angst reagieren, sagte Schwesig der Zeitung. "Die Spirale aus Hass und Gewalt darf nicht weitergedreht werden. Wir dürfen unsere Gesellschaft nicht spalten", so die Ministerin. "Erfolgreiche Präventionsarbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für mehr Sicherheit und den Schutz der grundgesetzlich verankerten Freiheiten in unserer Gesellschaft", sagte Schwesig.

5:30 Uhr: BKA befürchtet Terror-Nachahmer in Deutschland

Das Bundeskriminalamt (BKA) befürchtet nach den Anschlägen in Frankreich mögliche Terror-Nachahmer in Deutschland. Das berichtet die "Welt" unter Berufung auf ein 25-seitiges Lagebild der Wiesbadener Behörde. In dem als "VS - Nur für den Dienstgebrauch" gestempelten Papier berichte das BKA von Sympathie-Bekundungen radikaler Islamisten im Internet. Die Rede ist auch von direkten Aufrufen zu Terroranschlägen in Deutschland."Konkretisierende Erkenntnisse oder Hinweise" auf geplante Attentate gäbe es derzeit jedoch nicht. Dennoch befürchte das BKA, dass sich Islamisten hierzulande von den Taten in Frankreich angespornt fühlen könnten.

"Der Anschlag kann auch als Initial für in Deutschland lebende/aufhältige und tatgeneigte Personen wirken", heißt es demnach in dem BKA-Lagebild. Auf deutschsprachigen Internetseiten und in arabischsprachigen Foren würden der Anschlag auf das Redaktionsbüro des Satiremagazins "Charlie Hebdo" begrüßt und gerechtfertigt sowie die Attentäter "beglückwünscht". Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kursiere zudem das arabische Hashtag "Wir haben den Propheten gerächt". (mit Agenturen)

Hier können Sie unseren Liveticker vom Montag nachlesen.

Zur Startseite