Europäischer Umweltbericht: Europas umweltpolitische Grenzen
Die europäische Umweltpolitik hat Erfolg, wenn sie ehrgeizige Ziele setzt, die Umsetzung überwacht und einfache Probleme zu lösen hat. Beim Klimawandel und dem Naturschutz sieht es dagegen schlechter aus.
Die Luft ist besser, und die Badewasserqualität auch. „Europäische Umweltpolitik wirkt“, sagt Hans Bruyninckx, Chef der Europäischen Umweltagentur (EEA) in Kopenhagen. Allerdings unter zwei Bedingungen: Es muss ehrgeizige politische Ziele geben und ihre Umsetzung muss auch überwacht werden. Das ist eines der Ergebnisse des jüngsten Berichts über den Zustand der europäischen Umwelt (SOER), der nur alle fünf Jahre erarbeitet wird.
Der Bericht besteht aus zwei Hauptberichten und zwei Dutzend vertiefenden Hintergrundtexten. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Bericht lautet: Umweltprobleme mit nur einer Ursache lassen sich in Europa relativ gut bewältigen. Aber Umweltprobleme mit komplexen Ursachen sind von Europa aus kaum in den Griff zu bekommen. Denn meistens kommt es dabei nicht nur auf die europäische Politik an sondern auf die globale.
Die Wasserverschmutzung, die auf die ungeklärte Einleitung von Chemikalien zurückgeht, gehört in Europa der Vergangenheit an. Aber die weniger sichtbaren Probleme nehmen zu. Ein Beispiel: die Anreicherung der Flüsse und Seen mit Arzneimittelrückständen und hormonell wirksamen Kunststoffen. Ähnliches gilt bei der Luftverschmutzung. Die gelben Schwefelglocken über den Industriestädten gibt es schon länger nicht mehr. Aber in den Ballungszentren haben fast alle Städte Probleme damit, die Feinstaubgrenzwerte einzuhalten. Beides hat gravierende gesundheitliche Auswirkungen: Dass die Zeugungsfähigkeit europäischer Männer abnimmt, hat auch mit den Hormonrückständen beispielsweise der Pille im Trinkwasser zu tun. Und dass in Europa rund 400 000 Menschen vorzeitig sterben, führen Gesundheitswissenschaftler auf die hohen Konzentrationen von Kleinstpartikeln aus Staub zurück, die in die Lungen eindringen und vor allem bei Kindern und bei Älteren Asthma und andere Atemwegserkrankungen auslösen.
Komplexe Probleme mit globalen Ursachen bekommt Europa nicht in den Griff
In Sachen Klimaschutz oder Erhaltung der biologischen Vielfalt steht Europa schlechter da. Zwar hat die Europäische Union sich an ihre Zusagen gehalten, den Treibhausgasausstoß zu senken. Zwischen 1990 und 2012 sanken die Kohlendioxidemissionen um 19 Prozent. Allerdings stellt die EEA in ihrem Ausblick bis 2050 auch fest, dass die EU ihre längerfristigen Klimaziele, nämlich den Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 um 80 Prozent zu senken, mit den bisherigen politischen Instrumenten nicht schaffen wird. Beim Naturschutz sieht es in Europa so düster aus wie fast überall sonst auch. 77 Prozent der Ökosysteme in Europa sind geschädigt, und 60 Prozent der Insekten-, Vogel-, Säugetier-, Amphibien- und Pflanzenarten, die regelmäßig beobachtet werden, befinden sich in einem „ungünstigen Erhaltungsstatus“.
Besonders dramatisch ist die Lage der Küsten und Meere Europas, vor allem das Mittelmeer ist ein Problemfall. Die Region rund um das Mittelmeer leidet besonders unter den Folgen des Klimawandels. Wegen der bewässerungsintensiven Landwirtschaft und des Massentourismus rund um das Mittelmeer herrscht schon heute in Südspanien oder Süditalien Wassermangel. Der Klimawandel bewirkt, dass die Regenfälle noch weniger werden. Dazu kommt, dass kein anderes europäisches Meer so überfischt ist wie das Mittelmeer. Die biologische Vielfalt ist im gesamten Mittelmeer gefährdet.
Ein gutes Leben in den planetarischen Grenzen
Bis 2050 hat sich die Europäische Union vorgenommen, „in den planetarischen Grenzen gut zu leben“. So steht es im Europäischen Umweltaktionsprogramm von 2013. Doch der Weg dahin ist allein schon deshalb lang, weil für einige Umweltschadstoffe, wie beispielsweise Stickstoff, die Grenzen des für die Umwelt erträglichen bereits in den 1970er Jahren überschritten wurden. Beim Kohlendioxid ist die Welt gerade dabei, die Grenzen zu überschreiten. Andere Umweltprobleme verschärfen sich sichtbar oder weniger sichtbar, und Abhilfe ist nicht in Sicht. Dazu gehört beispielsweise der Schutz fruchtbarer Böden.
Die Autorin hielt sich auf Einladung der Europäischen Umweltagentur (EEA) in Kopenhagen auf.
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