Einstige Favoritin im Rennen der US-Demokraten: Elizabeth Warren gibt auf – unterstützt sie jetzt Sanders?
US-Senatorin Elizabeth Warren punktete mit inhaltlichen Vorschlägen und galt zeitweise als Favoritin bei den Vorwahlen. Doch zuletzt wurde sie weniger wahrgenommen.
Sie hatte das ausgefeilteste Programm, schier unendliche Energie und entzauberte zuletzt ihren Mitbewerber Michael Bloomberg bei der TV-Debatte in Charleston - gereicht hat das alles nicht. Elizabeth Warren, die 70-jährige Senatorin aus Massachusetts, erklärte am Donnerstag, aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten auszusteigen. Damit steht fest, dass es auch nach der nächsten Wahl am 3. November keine US-Präsidentin geben wird.
Nach ihrem enttäuschenden Abschneiden am "Super Tuesday" bei Abstimmungen in 14 Bundesstaaten und bei den vier vorangegangenen Vorwahlen sah Warren einfach keine Möglichkeit mehr, sich gegen die beiden Favoriten Joe Biden und Bernie Sanders zu behaupten. Selbst in ihrem Heimatstaat Massachusetts kam sie bei der Vorwahl am Dienstag nur auf einen dritten Platz - hier gewann überraschend Biden vor Sanders.
Keine Festlegung auf einen Kandidaten am Donnerstag
Die Vorwahlen der Demokraten sind damit endgültig zu einem Duell zwischen dem ehemaligen Vizepräsidenten und dem politisch links stehenden Senator geworden. Mit Spannung wurde erwartet, auf welche Seite sich Elizabeth Warren schlagen würde.
Bei einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag erklärte Warren, dass sie jetzt noch kein "Endorsement" aussprechen werde. Sie wolle jetzt erst einmal durchatmen, sagte sie, kündigte aber an, dass sie dies in den nächsten Tagen tun könnte. Warren wirkte angefasst bei ihrem Auftritt, die Entscheidung ist ihr offensichtlich sehr schwer gefallen.
Warren will weiter für ihre Ideen kämpfen
In einer Mail an ihre Unterstützer hatte sich Warren zuvor bedankt und angekündigt, ihr Kampf um Themen wie eine Reichensteuer, die Zerschlagung der großen Tech-Konzerne oder einen Erlass der horrenden Studiengebühren-Schulden für 43 Millionen Amerikaner gehe weiter.
Eine Zeitlang hatte Warren im demokratischen Vorwahlkampf als Favoritin gegolten. Aber das Umfragehoch hielt nicht an. Sie selbst sagte dazu am Donnerstag, zwischen den beiden Flügeln um Sanders und Biden sei einfach kein Platz für irgendjemand anderen gewesen. Auf die Frage, ob Sexismus im Wahlkampf eine Rolle gespielt habe, wollte sie nicht weiter eingehen. Sie sagte lediglich: "Wenn eine Frau davon spricht, heißt es, sie sei weinerlich."
Politisch zählt Warren zum linken Flügel ihrer Partei. So spricht sie sich beispielsweise wie Sanders in der Gesundheitspolitik für eine kostenlose Grundversorgung ("Medicare for all") aus. Allerdings setzte sie sich zuletzt von dessen Maximalforderungen ab.
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Sanders trete zwar wie sie für "progressive Ideen" ein, hatte sie bei der letzten TV-Debatte erklärt. Der Senator erkläre aber nicht, wie er seine Pläne finanzieren wolle. Sie dagegen könne ihre Reformvorschläge umsetzen und finanzieren. Daher sei sie die bessere progressive Kandidatin.
Die Wähler sahen das offenbar anders. Mit der Begeisterung der Sanders-Kampagne konnte es Warrens Wahlkampf in den letzten Wochen nicht mehr aufnehmen. Wenn schon Revolution, dann aber richtig, dachten sich offenbar viele progressive Demokraten. Damit wurde der 78-jährige Sanders zum großen Favoriten.
Mit dem Comeback von Biden am "Super Tuesday" gibt es nun zwei klar positionierte Favoriten. Im Juli bestimmen die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten.