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Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag.
© REUTERS/Fabrizio Bensch

CSU-Landeschef Dobrindt: „Eine Rückkehr zur Wehrpflicht ist keine realistische Debatte“

Nach Kritik der SPD-Führung lehnt auch die CSU den Vorstoß der neuen Wehrbeauftragten Eva Högl ab. Ein anderer Vorschlag kommt bei der Union hingegen besser an.

Die CSU lehnt die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab. „Eine Rückkehr zur Wehrpflicht ist keine realistische Debatte“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der „Augsburger Allgemeinen“ am Montag. Sinnvoller sei es, über die Stärkung des freiwilligen Dienstes zu reden.

Die neue Wehrbeauftragte Eva Högl hatte angesichts rechtsextremistischer Vorfälle in der Bundeswehr eine Wiedereinführung der Wehrpflicht zur Diskussion gestellt. Die Aussetzung 2011 bezeichnete sie als „Riesenfehler“. Högl wurde am 28. Mai im Bundestag als Wehrbeauftragte vereidigt.

Der aus Bayern stammende SPD-Verteidigungsexperte Karl-Heinz Brunner teilte diese Ansicht von Högl. „Durch die Aussetzung der Wehrpflicht und damit Umbau der Bundeswehr von einer Wehrpflicht- zu einer Freiwilligenarmee ist natürlich die soziale Kontrolle eine andere geworden, da der Personalstamm nicht mehr den gesamten Querschnitt der Bevölkerung darstellt“, sagte Brunner der „Augsburger Allgemeinen“.

Allerdings hält er die Wiedereinführung der Wehrpflicht organisatorisch und finanziell für nicht mehr umsetzbar.

Wiedereinführung der Wehrpflicht: Verteidigungsexpertin wirft Högl „erschreckende Ahnungslosigkeit“ vor

Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann warf Högl eine „erschreckende Ahnungslosigkeit“ vor. „Es überrascht mich sehr, dass Frau Högl die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht fordert und dies mit den Fällen von Rechtsextremismus in der Bundeswehr begründet. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, sagte Strack-Zimmermann der „Passauer Neuen Presse“.

Soldaten des KSK Spezialkommandos.
Soldaten des KSK Spezialkommandos.
© Patrick Seeger / dpa / AFP

Wenn Högl einen Zusammenhang zwischen der Wehrpflicht und den rechtsextremen Vorfällen innerhalb der Bundeswehr herstelle, stelle sie alle 182.000 Soldatinnen und Soldaten unter Generalverdacht.

Auch der stellvertretende Parteivorsitzende der Linken und verteidigungspolitische Sprecher der Fraktion im Bundestag sieht die Implikation kritisch: „Was mich besonders ärgert, ist, in welchem Kontext dieser Vorschlag gemacht wurde. Wir haben ein Problem mit Rechtsextremismus und Neonazismus in der Bundeswehr.“ Bei der Truppe, die dabei im Fokus stehe, also der KSK, würden Wehrpflichtige aber nie eine zentrale Rolle spielen, sagte Pflüger der „taz“.

Kritik an Högl: Kampf gegen Rechtsextremismus braucht andere Maßnahmen

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Johann Wadephul, widersprach Högl ebenfalls. „Der Kampf gegen Rechtsextremismus braucht andere Maßnahmen. Kein Zeit- oder Berufssoldat wird nur deshalb von fehlgeleiteten Ideen abgebracht, weil er Wehrpflichtige ausbildet“, sagte Wadephul der „Welt“.

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Auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte sich gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht in alter Form ausgesprochen. Die CDU-Chefin kündigte am Wochenende stattdessen einen neuen Freiwilligendienst in der Bundeswehr an.

Dabei sollen Jugendliche in ihrer jeweiligen Heimat eine sechsmonatige militärische Grundausbildung erhalten und anschließend für sechs Monate heimatnah zu Reservediensten herangezogen werden. Der neue Dienst sei kein Ersatz für den freiwilligen Wehrdienst, sondern ein alternatives Ergänzungsangebot, sagte die Ministerin.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer
© REUTERS/Fabrizio Bensch

Aus der Union bekommt die CDU-Chefin dafür Zustimmung. Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, sagte der „Welt“, der Vorstoß gehe in die „richtige Richtung“. „Die Junge Union setzt sich seit Jahren für eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen ein. Unsere Generation lebt ein gutes Leben, und es tut uns gut, ein Jahr Dienst für die Gesellschaft zu leisten.“

Verteidigungsexperte Wadephul sagte: „Ein allgemeiner Dienst von Frauen und Männern für unser Gemeinwesen ist sinnvoll. Davon würde auch die Bundeswehr profitieren.“ Im Gegenzug müsste die junge Generation allerdings entschädigt werden, „zum Beispiel durch Ausbildungsplatzgarantien oder Rentenansprüche“. (mlk/dpa)

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