Harald Martenstein: Eine Quote für Ossis
Die Forderung nach einer Ostdeutschen-Quote birgt einige Fragen: Wann ist man erfolgreich eingeostet? Zählen nur Nachkommen von Täve Schur? Eine Glosse.
In diesem Jahr finden in der Problemzone drei Wahlen statt. Natürlich überlegen sich jetzt alle Parteien, mit welchem Geschenk sie die verhärteten Herzen der Ostdeutschen für sich gewinnen könnten. Katrin Göring-Eckardt von den Grünen hat eine Art Ossi-Quote gefordert. Bei gleicher Qualifikation sollten alle Behörden in Ostdeutschland bevorzugt Ostdeutsche einstellen. Außerdem sollen neue Bundesbehörden und Forschungseinrichtungen nur noch in der DDR angesiedelt werden, ich sag das jetzt einfach mal so. Denn in gewisser Weise feiert damit die DDR-Staatsbürgerschaft ein spätes Comeback.
Die Idee „Ostdeutschland den Ostdeutschen!“ hätte ich spontan einer anderen Partei zugeordnet. In der DDR gibt es allerdings Gegenden, in denen es wirtschaftlich gut läuft, während in der BRD etliche soziale Problemzonen vorhanden sind, ich sage nur: Duisburg. Ist das nicht wahnsinnig ungerecht? Nun, wenn in Nordrhein-Westfalen wieder Wahlen sind, kommt vielleicht die Ruhrpottquote und man darf so lange nur Duisburger einstellen, bis sie Grün wählen.
Wann ist man erfolgreich eingeostet?
Und wer ist überhaupt berechtigt, sich in der Bewerbung als „Ostdeutscher“ zu bezeichnen? Muss man in Dresden geboren sein und immer dort gelebt haben? Verlieren diejenigen, die nach 1990 in den Westen gegangen sind, zur Strafe ihre DDR-Staatsbürgerschaft, oder ist an die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft gedacht? Die beiden Ethnien haben sich ja auch total vermischt. Was wird mit den zahlreichen Kindern aus Ost-West-Beziehungen, den Halbossis? Reicht es, als geborener Duisburger 30 Jahre in Dresden gelebt zu haben, ist man dann erfolgreich eingeostet, oder zählen nur reinrassige Ossis, die direkt von Täve Schur abstammen? Auf jeden Fall braucht man ein neues Amt für Sippenforschung, das berechtigt ist, Ossi- Scheine auszustellen, nicht alle haben ihren alten Personalausweis aufgehoben. Als Standort bietet sich Schilda an.
Es ist abzusehen, dass die diversen Quoten sich bald in die Quere kommen. Wenn sich um die Leitung des „Bundesamtes für Murmeltierschutz“ in Weißwasser eine westdeutsche Frau, ein Ossi und ein Rollstuhlfahrer bewerben und alle sind gleich qualifiziert, wer hat dann eigentlich Vorfahrt? In Berlin wird es besonders kompliziert, weil nicht mehr jeder Personalchef weiß, welcher Bezirk zur DDR gehört. Sogar Kleinmachnow halten viele für einen Teil von West-Berlin. Außerdem fragt sich, ob nicht eine Quote für Arbeitslose eingeführt werden sollte, manchmal bewerben sich Arbeitslose. Jetzt warte ich, ob die Linke den Bau einer Mauer vorschlägt, die von der BRD bezahlt werden muss, in den USA hat das funktioniert.
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