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Trump mit Bolsonaro und Fabio Wajngarten (2. von links).
© AFP/Alan Santos

Nach Bolsonaros Besuch bei Trump: Ein Mitarbeiter des brasilianischen Präsidenten ist am Coronavirus erkrankt

Staatschef Bolsorano hat das Coronavirus lange Zeit heruntergespielt. Nun ist ein Mitarbeiter krank, der zuvor US-Präsident Trump traf.

Am Mittwoch hatte Fabio Wajngarten noch wütend über die „verrottete Presse-Bande“ getwittert, die „Absurditäten“ über ihn schreibe und über seinen Gesundheitszustand spekuliere.

„Es geht mir gut“, schrieb der Kommunikationschef der brasilianischen Regierung. Nur einen Tag später kam die Bestätigung für das Gerücht, das über Wajngarten in Medienkreisen zirkulierte: Er wurde in São Paulo positiv auf das neue Coronavirus getestet.

Mehrfach Kontakt mit Trump

Das ist umso brisanter, weil der 44-Jährige Teil einer brasilianischen Regierungsdelegation um Präsident Jair Bolsonaro war, die vergangenen Sonnabend mit US-Präsident Donald Trump in dessen Golf-Resort Mar-a-Lago zu Abend aß.

Wajngarten hatte dabei mehrfach Kontakt mit Trump, mehrere Fotos zeigen die beiden eng beieinander, auf einem tragen sie Mützen mit der Aufschrift „Make Brazil Great Again“. Auch US-Vize-Präsident Mike Pence steht bei ihnen. Die USA verlangen nun mehr Information über Wajngartens Gesundheitszustand von Brasiliens Regierung, während Trump sich demonstrativ unbekümmert gibt.

Er sagte, er mache sich keine Sorgen. Brasiliens Regierung teilte unterdessen mit, dass Präsident Bolsonaro unter ärztliche Überwachung gestellt worden sei und auf das Virus getestet würde.

Das Ergebnis wird am Freitag erwartet. Auch andere Mitglieder der Regierungsdelegation, die in die USA gereist war, werden jetzt Tests unterzogen, darunter Außenminister Ernesto Araújo, Verteidigungsminister Fernando Azevedo und Wissenschaftsminister Marcos Pontes. Laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO müssten sie sich eigentlich sofort für 14 Tage in Quarantäne begeben. Alle öffentlichen Termine Bolsonaros wurden bereits abgesagt.

Ähnlich wie Donald Trump hatte Jair Bolsonaro die Virus-Erkrankung bislang heruntergespielt. Er bezeichnete sie als „Fantasie“ und implizierte, dass seine Gegner und die Medien die Sache aufbauschten, um seiner Regierung zu schaden.

In keinem seiner letzten 100 Tweets erwähnt Bolsonaro das Virus auch nur, der mittlerweile eine Pandemie ausgelöst hat.

Ebenso wenig hielt er es bislang für nötig, mehrere für diesen Sonntag geplante Großkundgebungen seiner Anhänger in verschiedenen Städten Brasiliens abzusagen. Obwohl er vor wenigen Tagen klar zu einer Teilnahme aufgerufen hatte, sagte er nun, dass das nicht stimme; deswegen sei es auch nicht seine Sache, nun von einer Teilnahme abzuraten.

Auch deswegen wird das Agieren Bolsonaros in der Krise um das neue Coronavirus von vielen Beobachtern als völlig verantwortungslos und dilettantisch kritisiert.

Wie US-Präsident Trump profitiert Bolsonaro von der starken gesellschaftlichen Polarisierung in Links und Rechts, die er selbst immer weiter befeuert. Es gehört auch zu seinem Regierungsstil, Nachrichten, die ihm nicht passen, als Fake News abzutun.

Das Virus lügt nicht

Diese Strategie stößt nun in der Gesundheitskrise an klare Grenzen. Das Virus lügt nicht. In Brasilien, dem mit Abstand bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich stärksten Land Lateinamerikas, hat die Krise um den neuen Coronavirus nun ebenfalls zu einem Einbruch der Börsen geführt. Der Börsenindex Ibovespa fiel am Donnerstag um 13 Prozent, der Wert der brasilianischen Währung Real nahm weiter ab und erreichte ein rekordverdächtiges Tief.

Der Absturz hat auch mit der engen Bindung an China zu tun, größter Handelspartner Brasiliens und Hauptexportziel seiner gigantischen Agrarproduktion.

Vorkehrungen getroffen

Insgesamt 73 bestätige Fälle für eine Covid-19-Infektion gab es am Donnerstag in Brasilien, die meisten davon in São Paulo. Das Virus war ursprünglich mit Heimkehrern aus Italien ins Land gelangt.

Nun werden, nachdem man lange Zeit eher untätig der Ausbreitung des Virus im Rest der Welt zugeschaut hat, auch in Brasilien Vorkehrung für die Eindämmung von Covid-19 getroffen.

So schlossen die ersten Universitäten ihr Tore und die größte Logistikmesse Lateinamerikas, die Intermodal South America in São Paulo, steht kurz vor einer Absage, nachdem Unternehmen wie Maersk und DB Schenker ihre Teilnahme gecancelt haben.

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Anders als Präsident Bolsonaro versucht sich Brasiliens Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta nun, als seriöser Krisenmanager zu zeigen. Das öffentliche und kostenlose Gesundheitssystem SUS werde auf einen rasanten Anstieg der Infektionszahlen vorbereitet, sagte er.

Besonders besorgt zeigte er sich über die Bedingen in Rio de Janeiro, in dessen Favelas Millionen von Menschen auf engstem Raum und häufig unter der Kontrolle krimineller Banden zusammenleben.

Ein größerer Ausbruch in der Stadt, die bislang 13 bestätigte Fälle meldet, könnte schnell zu schwer zu kontrollierbaren Zuständen führen, so der Minister.

Von Fabio Wajngarten hingegen hat man seit seinem Positiv-Test nichts mehr vernommen. Sein letzter Twitter-Account ist nach wie vor die Beschimpfung der Medien, die angeblich über seinen Gesundheit lügen würden. Davor hatte Wajngarten für Aufsehen gesorgt, weil er als Kommunikationschef der Regierung Bolsonaro Unternehmen Aufträge zugeschanzt hatte, die ihm selbst gehören. Präsident Bolsonaro wollte darin keine Korruption erkennen und beließ ihn im Amt.

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