EU-Parlament berät über Geoblocking: Ein Herz für Serien-Junkies
Nutzer sollen digitale Abo-Dienste künftig auch ins EU-Ausland mitnehmen können – so will es die EU-Kommission. In den Beratungen über die geplante Verordnung sind jetzt das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten am Zug.
Richard Rosenberg ist beim Bezahlsender Sky als Technikchef für die Videodienste zuständig. Als er am vergangenen Mittwoch bei einer Anhörung im Europaparlament seine Meinung über einen Vorschlag der EU-Kommission zur grenzüberschreitenden Nutzung von Onlinediensten äußerte, sprach er von einer „sehr spannenden neuen Entwicklung“, die sich der Abo-Anbieter „gerne zu eigen machen würde für unsere Kunden“. Es gebe da allerdings, schränkte Rosenberg ein, ein Problem: Es müssen „echte Kunden“ sein.
Die Sorge Rosenbergs, dass sich demnächst unter die „echten“ Kunden des Senders auch „falsche“ Nutzer mischen könnten, hat einen Grund: Das Geschäftsmodell des Senders Sky, der mit der Bundesliga oder Serien wie „Game of Thrones“ Millionen anlockt, lebt vom Territorialprinzip – also der Begrenzung der Ausstrahlung auf das Land, in dem der jeweilige Zuschauer seinen Wohnsitz hat. In der Praxis bedeutet das, dass der Sender in der EU sein Angebot auf Deutschland, Österreich, Italien, Großbritannien und Irland beschränkt hat.
Laut einem Verordnungsvorschlag der Kommission, mit dem sich die Experten im Europaparlament in der vergangenen Woche befassten, sollen Verbraucher künftig die grenzüberschreitende Portabilität – also die Mitnehmbarkeit – von Onlinediensten wie rechtmäßig erworbenen Filmen, eBooks oder Musik in Anspruch nehmen können. Der Vorschlag betrifft Millionen, die sich vorübergehend im EU-Ausland aufhalten, sei es im Urlaub, beim täglichen Pendeln über die Grenze, als Lkw-Fahrer oder beim Erasmus-Semester. So wie man auch eine CD über die Grenze nimmt, sollen die Nutzer die Möglichkeit haben, ihre digitalen Abonnements mit auf Reisen zu nehmen. Häufig funktioniert das aber nicht, weil ausländische IP-Adressen im Reiseland über das sogenannte Geoblocking gesperrt werden.
Den ganzen Text können Sie hier für 25 Cent auf Blendle lesen.
Der Text erschien in der "Agenda" vom 26. April 2016, einer Publikation des Tagesspiegels, die jeden Dienstag erscheint. Die aktuelle Ausgabe können Sie im E-Paper des Tagesspiegels lesen.