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Die Schöne und das Biest: Drachen-Mutter Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) gilt vielen als Hoffnungsträgerin im Kampf um den Eisernen Thron und gegen die unheimlichen Weißen Wanderer, die von jenseits der großen Mauer südwärts drängen.
© HBO

Fortsetzung von "Game of Thrones": Der Winter ist ganz nah in Westeros und Essos

Ist der Hype in Gefahr? Die sechste Staffel von „Game of Thrones“ entstand ohne Vorlage von Romanautor George R. R. Martin. Immerhin kann diesmal die Spoilerwarnung entfallen.

So ungewiss wie dieses Mal war die Zukunft der sieben Königslande von „Game of Thrones“ noch nie. Selbst die größten Fans der Fantasysaga „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin, die als Vorlage für das Fernsehepos dient, können nicht mehr voraussagen, was als Nächstes passiert. Sie wissen es schlicht nicht, denn erstmals wurde eine neue Staffel der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten ohne literarische Vorlage produziert.

Das fünfte Buch aus der Reihe kam 2011 heraus, Anfang dieses Jahres teilte Martin mit, dass er noch Monate von der Veröffentlichung des sechsten Bandes entfernt sei. Darum haben die Serien-Showrunner David Benioff und D. B. Weiss, die bereits zuvor für die dramaturgische Umsetzung des Romanstoffs in ein packendes Bildschirmabenteuer verantwortlich waren, selbst neue Erzählstränge erschaffen. Sie griffen dabei auf einige Elemente aus den zwei letzten Romanen zurück. Welchen Verlauf die Handlung nehmen wird, wissen aber nicht einmal die Partner des US-Serienkanals HBO.

Neue Folgen am 24. April

Der Pay-TV-Sender Sky, der „Game of Thrones“ in Deutschland im Programm hat, bekommt die neuen Folgen ebenfalls erst am 24. April zu sehen. Entsprechend können auch Medienjournalisten und Fernsehkritiker erst nach der Erstausstrahlung beurteilen, ob die neue Staffel von „Game of Thrones“ auch ohne George R. R. Martin an die Dichte und Spannung der fünf zurückliegenden Staffeln anschließen kann.

Dass es dieses Mal kein Vorabmaterial für die Medien gab, hat noch einen anderen Grund. „Game of Thrones“ ist in jeder Hinsicht die erfolgreichste TV-Serie, auch bei den Raubkopien. Selbst individuelle Wasserzeichen in den digitalen Rezensionsexemplaren konnten im vergangenen Jahr nicht verhindern, dass einige Folgen den Weg ins Internet fanden.

„Game of Thrones“ hat für das Fernsehen die Bedeutung, die „Star Wars“ für das Kino hat. Als George Lucas Ende des vergangenen Jahrtausends mit der zweiten Trilogie der Sternenkrieger startete, war das nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, es hat die Weltraumsaga auch inhaltlich weitergebracht. Ob man das später auch über die sogenannte Sequel-Trilogie sagen kann, die im vergangenen Jahr mit „Das Erwachen der Macht“ begann, muss sich noch zeigen.

Wie lange lässt sich Erfolg verlängern?

Doch egal ob für Kino oder TV, die meisten großen Erfolge streben auf einen natürlichen Kulminationspunkt zu. Das gilt für alle großen Erzählungen wie die „Harry Potter“-Romane, „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“. Es ist zwar möglich, das Ende hinauszuzögern, um damit den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern. So wurde der siebte Roman des Zauberschülers im Kino auf zwei Filme verteilt. Doch über das Ende hinaus lässt sich auch die perfekteste literarische Vorlage nicht künstlich verlängern, jedenfalls nicht mit einem für Publikum und Produzenten befriedigenden Ergebnis.

Die Geschichte von „Game of Thrones“ ist jedenfalls noch lange nicht final erzählt, auch wenn sie sich am Ende der fünften Staffel am Scheideweg befindet. Einerseits, weil die Vorlage nicht mehr von Autor Martin stammt. Andererseits, weil sich das Machtgefüge am Ende noch einmal komplett gewandelt hat. Die Allmacht des Lennister-Clans ist nach dem Tod von Familienoberhaupt Tywin gebrochen. Obwohl der junge Tommen noch auf dem Eisernen Thron sitzt, ist die Machtbasis der Familie so schwach wie nie. Die ränkeschmiedende Königinmutter Cersei Lennister (Lena Headey) wurde von religiösen Eiferern unter Führung des „hohen Spatz“ (Jonathan Pryce) in die Schranken verwiesen.

Der Stern der Lennister ist gesunken

Der Stern der Starks hat ebenfalls schon heller geleuchtet. Sansa Stark (Sophia Turner), die unglücklich verheiratete Tochter des ermordeten Wächters des Nordens, ist immerhin zusammen mit ihrem einstigen Ziehbruder Theon die Flucht aus den Fängen ihres sadistischen Mannes Ramsay Bolton (Iwan Rheon) gelungen. Doch die Boltons, die ihre Feinde gerne häuten, verteidigen weiterhin Winterfell und ihren Machtanspruch im Norden.

Nach der Niederlage von Stannis Baratheon in der Schlacht von Winterfell ist zudem eine weitere Macht in die Bedeutungslosigkeit versunken – wobei der selbst ernannte König des Nordens schon zuvor nicht gerade zum Hoffnungsträger taugte. Darin unterschied sich Stannis Baratheon von Jon Snow (Kit Harington), dem unehelichen Stark-Sohn und Kommandanten der Wache, die die Menschen vor den Wildlingen und den Weißen Wanderern beschützt. Snows Schicksal ist möglicherweise doch noch nicht besiegelt. Dass er nach den zahlreichen Messerstichen seiner Kameraden, die ihm seine Aussöhnung mit dem verhassten freien Volk nicht verziehen haben, überlebt hat, ist zwar wenig wahrscheinlich, einige Andeutungen von HBO deuten jedoch genau in diese Richtung.

Überhaupt: So viel an Gerüchten, Mutmaßungen und Anspielungen, die durch Twitter-Posts und Trailer geschürt wurden, hat es noch vor keiner anderen Staffel gegeben. Merke: Je unklarer die Zukunft selbst für die Macher ist, desto mehr wird die Marketing-Maschine angeworfen. Um die Merchandise-Maschine muss man sich ohnehin keine Sorgen machen, die arbeitet bereits auf Hochtouren.

Kommen die Weißen Wanderer?

Sicher ist nur: Der Winter ist nun ganz nah. In der Welt von Westeros und Essos ist der Winter mehr als eine Jahreszeit. Gemessen wird diese Zeit nicht in Monaten, sondern in Jahren. Der Winter ist zugleich eine Zeit der Kälte, er hat aber auch eine metaphorische Komponente, denn im Winter regieren die Weißen Wanderer mit ihrer Armee der Untoten aus dem hohen Norden jenseits der großen Mauer. Alle Hoffnung ruht somit auf der Drachenmutter Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), die nun auch vom zwergenhaften Lennister-Spross Tyrion Lennister (Peter Dinklage) unterstützt wird. Doch auch ihre Zukunft ist ungewiss, wurde sie doch gerade erst vom Reitervolk der Dothraki gefangen genommen.

Möglicherweise gibt es noch eine weitere Hoffnung: Jon Snows Halbbruder Bran Stark (Isaac Hempstead-Wright), der vom allmächtigen Seher (Max von Sydow) begleitet wird, ist zwar gelähmt, dafür verfügt er über andere, übernatürliche Fähigkeiten.

Bei aller Unsicherheit hat Seriensender HBO inzwischen bestätigt, dass es eine siebte Staffel geben wird. Insgesamt ist der Zyklus auf acht Staffeln ausgelegt.

„Game of Thrones“, Sonntag auf Montag zunächst über On Demand, Sky Go und Sky Online, ab 21 Uhr auf Sky Atlantic HD

Kurt Sagatz

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