Ortstermin: „Ein Freund Amerikas“
Zum 60. Geburtstag der Atlantikbrücke wird Helmut Schmidt mit dem Eric-M.-Warburg-Preis ausgezeichnet. In seiner Dankesrede fordert er mehr Opferbereitschaft in der Euro-Krise - und lobt die Kanzlerin.
Es darf wieder getippt werden: Wie viele Auszeichnungen mag Helmut Schmidt in seinem politischen Leben schon erhalten haben? 93 Jahre alt, SPD-Fraktionsvorsitzender, Verteidigungs-, Wirtschafts- und Finanzminister, mal kurz auch Außenminister, und vor allem acht Jahre lang Kanzler. Aber man wird ihm nicht zu nahe treten, wenn man vermutet, dass diese eine Auszeichnung zu seinen schönsten gehört. Mit dem Eric-M.-Warburg-Preis wird Schmidt als „Freund Amerikas“ ausgezeichnet, wie der Vorsitzende der Atlantikbrücke, Friedrich Merz, in seiner Laudatio betont. Aber der Freund Amerikas war vor allem auch ein Freund Eric M. Warburgs, jenes deutschen Juden, der in seiner Jugend die Heimat hinter sich lassen musste, US-Staatsbürger wurde, und dann doch nach Hamburg zurückkehrte, um sich fortan für ein besseres Miteinander zu engagieren. „Eine große Geste der Versöhnungsbereitschaft“ nennt Schmidt das, und sagt noch einmal, dass sie „ziemlich enge Freunde“ gewesen seien. Man glaubt es ihm.
750 Gäste hat die Atlantikbrücke zu seinen aber auch zu ihren eigenen Ehren ins Deutsche Historische Museum geladen. Als Festrednerin kommt, natürlich, die Kanzlerin. Die Krisengetriebene, die anlässlich von 60 Jahren Atlantikbrücke an Konrad Adenauer erinnert, der schon damals die Bedeutung transatlantischer Beziehungen erkannt habe, als er gewohnt trocken feststellte: „USA kennt Europa nicht“, nur, um dann für ein bessere Verhältnis zu werben. Die Kanzlerin hat in diesem Moment ihre ganz eigenen Mühen mit einem Amerika vor Augen, das auch die heutige Europäische Union nicht immer versteht. Aber dennoch oder gerade deshalb sei es „mehr denn je“ wichtig, dass sich Europa und die USA in ihrer Finanz- und Wirtschaftspolitik abstimmten.
Für ihren derzeitigen Dauereinsatz in der Euro-Krise wird Angela Merkel an diesem Abend von eher ungewohnter Seite gelobt. „Wenn Sie gegenwärtig die Hilfe der Opposition benötigen, so wird auch Ihr bemerkenswertes taktisches Geschick zu den Lösungen beitragen.“ Sagt der überzeugte SPD-Politiker Helmut Schmidt über die „liebe Frau Bundeskanzlerin“. Was seine Partei darüber wohl denkt? Aber der vielleicht beliebteste deutsche Politiker kann das sagen, hat er doch schon, woran Merz erinnert, vor Jahrzehnten wirtschaftliche Ungleichgewichte in den USA kritisiert. „Zu Recht, wie wir heute wissen.“ Und wenn Schmidt mit lauter Stimme sagt: „Jetzt sind Entschlossenheit und Opferbereitschaft dringend geboten“, und dass angesichts der erschreckend hohen Jugendarbeitslosigkeit etwa in Spanien nun jeder „sein Herz über die Hürde werfen“ müsse, was im übrigen auch für das Bundesverfassungsgericht gelte, dann wünscht man, dass er seinem Land noch lange die Leviten liest. Und dem amerikanischen Freund gleich mit.
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