Civey-Umfrage zur Bundestagswahl: Die Hauptstadt mag Merkel
Das rot-rot-grün regierte Berlin zieht Kanzlerin Merkel ihrem Herausforderer Schulz vor. Schlecht steht deutschlandweit das Grünen-Spitzenduo da.
Rund sieben Wochen vor der Bundestagswahl sieht es selbst im rot-rot-grün regierten Berlin wenig erfreulich aus für den Sozialdemokraten Martin Schulz. Nicht nur in bundesweiten Umfragen liegt der Herausforderer hinter Amtsinhaberin Angela Merkel. Auch in der Hauptstadt ziehen die Wähler die CDU-Kanzlerin dem SPD-Politiker vor, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Tagesspiegel. Bei Glaubwürdigkeit, Kompetenz und auch Sympathie liegt Merkel vorne. Besonders bei der Kompetenz ist der Abstand deutlich: Während 48,4 Prozent der befragten Berliner Merkel für kompetenter halten, sagen das über Schulz nur 23,3 Prozent.
Die Amtsinhaberin hat den Vorteil, die eigenen Fähigkeiten auf dem Posten bereits unter Beweis gestellt zu haben. So ist auch der Abstand zwischen den beiden etwas geringer bei der Frage, wen die Berliner für glaubwürdig halten. Allerdings liegt die Kanzlerin auch hier mit 39,5 Prozent deutlich vor Martin Schulz mit 27,3 Prozent. Selbst die Sympathie der Hauptstadt-Wähler gehört mehrheitlich der Kanzlerin, rund 41 Prozent der Befragten finden sie sympathischer als Schulz, der auf 25,8 Prozent kommt. Lediglich bei den Neu- und Jungwählern kann er Merkel hier überholen; 42,2 Prozent der 18- bis 29-Jährigen finden ihn sympathischer als die Kanzlerin (32,4 Prozent).
Auch der Gerechtigkeits-Wahlkampf der Sozialdemokraten verfängt in der Stadt mit vielen Transferempfänger nicht. Zwar halten die Menschen, die in einem Teil Berlins mit sehr hoher Kaufkraft leben, die Kanzlerin mit 58,8 Prozent für am kompetentesten. In Bereichen mit sehr niedriger Kaufkraft sind es nur 43,9 Prozent - Martin Schulz allerdings kommt hier nur auf 29 Prozent. Generell trauen die Berlinerinnen der Kanzlerin mehr zu als die männlichen Wähler. Jeweils mehr Frauen finden sie kompetenter, sympathischer und glaubwürdiger.
Bundesweit sind die Zustimmungswerte für Merkel ähnlich. Auf die Frage, wen man nach der Wahl am 24. September lieber im Kanzleramt sähe, entscheiden sich 47,2 Prozent der Deutschen laut Civey-Umfrage für Merkel und 27,5 Prozent für Martin Schulz. Nach den CDU-Wählern, von denen 96 Prozent auch Merkel als Kanzlerin haben wollen, sind die FDP-Wähler mit 74,9 Prozent die größten Merkel-Fans. Von ihnen wollen Martin Schulz nur 6,8 Prozent als Kanzler.
Christian Lindners Arbeit wird am besten bewertet
Die Arbeit des FDP-Chefs Christian Lindner als Spitzenkandidat einer kleineren Partei wird deutschlandweit am besten bewertet. 54,9 Prozent der Befragten gaben ihm in der Civey-Umfrage ein "gut", nur 23,5 Prozent bewerteten seine Arbeit als "schlecht". Auffällig beliebt ist Lindner bei den 65-Jährigen und Älteren mit 61,7 Prozent, wohingegen es bei den Neu- und Jungwählern knapp 50 Prozent sind. Besonders gut schneidet er bei FDP- und CDU-Wählern ab, aber auch 55,8 Prozent der AfD-Wähler bewerten Lindners Arbeit als "gut".
Das AfD-Spitzenduo Alice Weidel und Alexander Gauland selbst wird von allen Wählern bis auf die eigenen miserabel beurteilt. 8,2 Prozent der FDP-Wähler werten deren Arbeit als "positiv", bei den anderen Parteien liegt der Wert zwischen zwei und 4,8 Prozent. Ähnlich wie die Linke erhält die AfD deutlich mehr Unterstützung im Osten Deutschlands hat als im Westen. Die Arbeit des AfD-Spitzenduos sehen dort 18,1 Prozent (10,6 Prozent) als positiv. Die Arbeit der Linken-Spitzenkandidaten Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch wird mit 35,9 Prozent im Osten gegen 25,8 Prozent im Westen als "positiv" berurteilt.
Am schlechtesten steht das Spitzenduo der Grünen da, Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Deren Arbeit sehen 57,6 Prozent der Abstimmenden "negativ", nur 18,1 Prozent "positiv", der Rest ist "unentschieden". Besonders kritisch reagieren FDP-Wähler auf das Grüne Spitzenduo, nur knapp 10 Prozent sehen dessen Arbeit als "positiv", gefolgt von Unions-Wählern mit 15,8 Prozent. Spannend, falls nach der Wahl ein Jamaika-Bündnis zur Debatte stehen sollte.
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