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Annegret Kramp-Karrenbauer, Ursula von der Leyen und Angela Merkel
© Fabrizio Bensch / REUTERS

Merkel, von der Leyen, Kramp-Karrenbauer: Die eiskalte Tupperparty

Noch Generationen von Frauen werden davon sprechen, wie drei CDU-Politikerinnen die Gleichberechtigung vorangetrieben haben. Eine Kolumne.

Tagesspiegel-Kolumnistin Hatice Akyün.
Eine Kolumne von Hatice Akyün

Machen es Männer, dann sind sie eben so. Machen es Frauen, dann ist es unanständig, gehört sich nicht und ist nicht fair. Ich rede vom Strippenziehen. Wie das Frauen untereinander machen, haben Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer gerade für die Geschichtsbücher vorgeführt. Nein, man muss politisch mit ihnen nicht einer Meinung sein, man kann die eine oder andere sogar für eine Fehlbesetzung halten.

Aber trotzdem werden Generationen von Frauen in Zukunft davon sprechen, wie drei CDU-Politikerinnen die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein großes Stück vorangetrieben haben. Macht ist nicht mehr männlich. Macht, das haben Merkel, von der Leyen und Kramp- Karrenbauer bewiesen, ist endlich auch weiblich.

Die Welt ist nicht fair, das wissen vor allem Frauen. Bisher war es so, dass es Männern vorbehalten war, auf der großen Bühne ihre Vorteile auszuspielen. Oft mit unfairen Mitteln, noch öfter zum Nachteil von Frauen. Diese hingegen sollten auch im Job sozial sein und Empathie zeigen. Konkurrentinnen wurden nicht bekämpft, sondern verständnisvoll einbezogen.

Bei Frauen-Netzwerken dachte man an Prosecco-Fahrten und Tupper-Parties. Und Anerkennung bekamen Frauen höchstens, wenn sie die Geliebte des Mannes ausgestochen hatten – nicht aber, wenn sie sich gegen eine Konkurrentin im Büro durchgesetzt hatten.

Männer sind nicht besser als Frauen, Frauen nicht besser als Männer. Der Unterschied ist, dass Männer immer für sich selbst kämpfen und dabei höchstens noch andere Männer einbeziehen. Frauen organisieren sich, sie funktionieren im Team, sind in ständiger Kommunikation und bestärken sich gegenseitig.

Nicht der Typ Frau, den man mit Feminismus in Verbindung bringt

Nicht freiwillig, sondern weil sie es müssen und weil sie ihren Gegnern keine Chance zur Angriffsfläche geben dürfen. Männer wollen um jeden Preis gewinnen. Frauen nicht verlieren.

Natürlich sind Merkel, von der Leyen und Kramp-Karrenbauer nicht der Typ Frau, den man bisher mit Feminismus in Zusammenhang gebracht hat. Wahrscheinlich geht es ihnen bei ihrem politischen Coup nicht mal um Gleichberechtigung: Trotzdem haben sie auf der Klaviatur der Macht perfekt gespielt.

Und davon werden alle Frauen in Zukunft profitieren. Denn auch wenn die Gleichstellung von Frauen und Männern im Grundgesetz verankert wurde, ist sie bislang weder in der Politik, der Wirtschaft oder der Gesellschaft Realität und Normalität. Aber jetzt ist sie einen weiteren Schritt näher.

Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen haben meiner Tochter demonstriert, dass man in diesem Land als Frau alles schaffen kann. Dabei geht es nicht darum, wie, sondern dass sie es geschafft haben. Das ist die zentrale Botschaft an junge Frauen und Mädchen.

Das „Wie“ müssen sie sich in Zukunft selbst erarbeiten – mit ihrer eigenen Persönlichkeit und vor dem Hintergrund ihrer Sozialisierung. Und in diesem Zusammenhang lerne ich in diesen Tagen viel Neues: Erfolg muss nicht breitbeinig und polternd daherkommen, sondern funktioniert auch auf leisen Füßen.

Und noch etwas hat das Personal-Karussell von Merkel verdeutlicht: Es wird nicht automatisch alles besser, wenn Frauen an die Macht kommen. Ob Ursula von der Leyen oder Annegret Kramp-Karrenbauer fachlich geeignet sind, müssen sie nun wie jeder Mann auch beweisen. Denn erst, wenn auch inkompetente Frauen Karriere machen können, ist die Gleichberechtigung verwirklicht.

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