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Aufräumen nach dem tödlichen Knall: Reinigungskräfte säubern den Anschlagsort nahe der deutschen Botschaft in Kabul.
© Rahmat Gul/AP/dpa

Nach Anschlag in Kabul: Deutsche Entwicklungshelfer aus Afghanistan ausgeflogen

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit hält die Lage in Kabul für ihre Mitarbeiter für zu gefährlich. Es soll sogar "konkrete Drohungen" gegeben haben.

Die staatliche deutsche Organisation für Entwicklungshilfe, GIZ, hat nach dem Bombenanschlag in Kabul vom Mittwoch nahezu ihr gesamtes deutsches und internationales Personal aus Afghanistan ausgeflogen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus GIZ-Kreisen. Zurückgeblieben seien weniger als zehn Mitarbeiter, darunter die Landesdirektion und Sicherheitsberater. Nach eigenen Angaben beschäftigt die GIZ in Afghanistan rund 100 deutsche und internationale Fachkräfte sowie rund 1400 Afghanen.

Bei der Explosion der mächtigen Bombe mitten im Diplomatenviertel waren mindestens 90 Menschen getötet und 460 verletzt worden. Ein Haus der deutschen Botschaft wurde schwer beschädigt.

Den Angaben zufolge seien alle Mitarbeiter in Kabul schon zwei Tage vor diesem Anschlag aus den sechs Büro- und Wohnkomplexen herausgeholt worden, weil es „konkrete Drohungen“ gegeben habe. Sie seien in ein stark gesichertes Hotel gezogen. Von dort seien sie am Donnerstag zum Flughafen gebracht worden. Die GIZ-Pressestelle bestätigte, dass Mitarbeiter nach Dubai geflogen worden seien.

Die GIZ plant angesichts der sich verschärfenden Sicherheitslage schon länger, die Büros im Zentrum von Kabul aufzugeben und im Sommer in ein schwer gesichertes Lager am Stadtrand zu ziehen. Eine Reihe von Explosionen am Samstag waren ein weiterer Beleg für die zunehmenden Spannungen im Land.

Abschiebungen derzeit nur noch im Ausnahmefall

Die Bundesregierung hatte auf den Anschlag nahe der deutschen Botschaft mit einem fast vollständigen Stopp der Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber reagiert. Das Auswärtige Amt werde zunächst eine Neubewertung der Sicherheitslage vornehmen, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder. Bis die vorliege und die deutsche Botschaft in Kabul wieder voll funktionsfähig sei, solle es Abschiebungen von Afghanen nur in bestimmten Fällen geben. Zurückgeschickt werden sollen laut Merkel zum Beispiel weiter Straftäter und sogenannte Gefährder - also Menschen, denen die Sicherheitsbehörden einen Terrorakt zutrauen.

Das Afghanistan-Portfolio der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ist ihr weltweit größtes. Sie hilft in einem der ärmsten und konfliktreichsten Länder der Welt mit einem Jahresbudget von etwa 120 Millionen Euro in Kabul und sechs nördlichen Provinzen etwa bei Wasserversorgung und Bildung. (dpa)

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