Afghanistan: Viele Tote bei Explosionen auf Beerdigung in Kabul
Bei der Trauerfeier für einen getöteten Demonstranten in Kabul gibt es mehrere Detonationen. Mindestens 20 Menschen sterben, Dutzende werden verletzt.
Bei drei Bombenexplosionen während eines hochrangig besuchten Begräbnisses in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 20 Menschen getötet worden. Mindestens 87 weitere Menschen seien mit Verletzungen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Wahidullah Madschroh, am Samstag.
Zu den Tätern gab es unmittelbar keine Hinweise. Die radikalislamischen Taliban wiesen in einer Botschaft über einen Whatsapp-Kanal jegliche Beteiligung zurück.
Bei dem Begräbnis des Sohnes eines hochrangigen Politikers war auch Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah anwesend. Der Sohn war am Freitag während einer Demonstration für mehr Sicherheit im Land getötet worden. Abdullah sei unversehrt, teilte dessen Büro mit. Außenminister Salahuddin Rabbani, der ebenfalls zum Begräbnis erschienen war, schrieb auf seiner Facebook-Seite, auch er sei unverletzt. Wer die Todesopfer sind, blieb zunächst unklar.
Der Anschlag ist der dritte schwere Sicherheitsvorfall in der afghanischen Hauptstadt seit Mittwoch. Damit stieg die Zahl der Toten in nur vier Tagen auf mindestens 117.
Am Mittwoch starben bei der Explosion einer massiven Lastwagenbombe in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft mitten im Diplomaten- und Regierungsviertel von Kabul mindestens 90 Menschen, rund 460 weitere wurden verletzt. Ein Gebäude der deutschen Botschaft wurde schwer beschädigt, eine deutsche Diplomatin leicht und eine afghanische Mitarbeiterin der Botschaft schwer verletzt. Ein afghanischer Wächter wurde getötet.
Deutsche Entwicklungshelfer aus Afghanistan ausgeflogen
Die staatliche deutsche Organisation für Entwicklungshilfe, GIZ, hat nach dem Bombenanschlag vom Mittwoch nahezu ihr gesamtes deutsches und internationales Personal aus Afghanistan ausgeflogen. Wer hinter der Tat steckte, blieb weiter unklar. Der afghanische Geheimdienst NDS sagt, das Hakkani-Netzwerk habe die Tat geplant. Die Hakkanis sind eine besonders brutale afghanische Aufständischengruppen, die eng mit den Taliban zusammenarbeitet.
Bei emotionalen Demonstrationen für mehr Sicherheit im Land und gegen die Regierung von Präsident Aschraf Ghani und Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah waren am Freitag sieben Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden.
Die Sicherheitslage hat sich in Afghanistan seit dem Abzug der meisten internationalen Truppen Ende 2014 stark verschlechtert. Die radikal-islamischen Taliban kontrollieren mittlerweile nach US-Militärangaben rund elf Prozent des Landes. Knapp 30 Prozent sind umkämpft. Die afghanischen Sicherheitskräfte erleiden Rekordverluste, und seit Anfang 2016 sind mehr als 760 000 Zivilisten vor der Gewalt aus ihren Dörfern geflohen. (dpa)
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