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Der Einsatz deutscher Soldaten in Mali ist seit dem Afghanistan-Debakel in der Kritik (Archivbild).
© Seyllou/AFP

Russische Söldner für Mali?: Das Regime in Bamako ist kein verlässlicher Partner

Erst zwei Militärcoups, jetzt russische Söldner: Der Westen muss mehr bieten, als Antiterrorkampf. Sonst muss er gehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Nüsse

Vielleicht ist Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer insgeheim gar nicht so unglücklich, einen handfesten Vorwand zum Rückzug aus Mali zu haben. Seit dem Afghanistan-Debakel ist es fast unmöglich, zu erklären, warum die zwei Ausbildungsmissionen der Bundeswehr, welche in internationalem Rahmen den französischen Kampf gegen Terrormilizen in der Sahelzone flankieren, sinnvoll sind.

Zwei Militärcoups musste man schlucken und gute Miene zum bösen Spiel machen. Frankreich hatte im Januar eine Reduktion seiner Truppen angekündigt. Das mag eine Steilvorlage für Russland gewesen sein, in der Region wieder stärker Fuß zu fassen.

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Offensichtlich holt sich die Regierung unter Premier Choguel Maïga, der in Russland zum Ingenieur ausgebildet wurde, jetzt Kämpfer der privaten Söldnertruppe Wagner ins Land, einer Art russischen Schattenarmee. Damit können weder Paris noch Berlin länger darüber hinwegsehen, dass sie mit einem absolut unzuverlässigen, korrupten Regierung kooperieren – Afghanistan lässt grüßen.

Daher ist es richtig, dass sich nach Paris nun auch Berlin zu Wort meldet und prüfen will, ob das mit dem Einsatzmandat zu vereinbaren ist. Allerdings ist die Bundeswehr an einer UN und einer EU-Mission beteiligt - da sollte man sich wohl erst in diesem Rahmen abstimmen.Die Bundeswehr ist allerdings ohnehin nur in Mali, um den französischen Verbündeten zu beweisen, dass man mehr internationale Sicherheitsverantwortung übernimmt. Aber die Bundeswehr als „Alliierter“ einer russischen Söldnerarmee, die in Zentralafrika möglicherweise kritische Journalisten ermordet hat, geht gar nicht. Wollte man Russlands Einfluss in Mali zurückdrängen, müsste man wohl andere als nur militärische Angebote zum Kampf gegen den islamistischen Terror machen. Denn damit folgt der Westen seinem ureigenen Interesse. Aber auch da hat ein autoritäres Regime wie Russland vielleicht die besseren Karten.

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