Deutsche Soldaten seit acht Jahren in Mali: UN-Mission gilt als gefährlichster Auslandeinsatz der Bundeswehr
Hauptaufgaben der deutschen Blauhelmsoldaten sind Aufklärung, Beobachtung und Mitwirkung am Gesamtlagebild. Bis zu 1100 Kräfte sind in Mali stationiert.
Die Beteiligung an der UN-geführten Stabilisierungsmission in Mali (Minusma) gilt als gefährlichster Auslandseinsatz der Bundeswehr. Seit rund acht Jahren sind deutsche Soldaten in dem westafrikanischen Krisenstaat stationiert. Als Teil der UN-Mission Minusma übernimmt die Bundeswehr unter anderem Aufklärungsaufgaben. Im Rahmen der EU-Trainingsmission EUTM bildet sie mit bis zu 600 Kräften in Mali einheimische Soldaten aus.
Erst im Mai hatte der Bundestag beide Mandate verlängert. Damit dürfen sich weiterhin bis zu 1100 Bundeswehrsoldaten an Minusma beteiligen. Der Großteil des deutschen Einsatzkontingents ist im Nordosten des Landes im Camp Castor in Gao stationiert. Etwa 180 Kilometer nordöstlich von Gao wurden am Freitag bei einem Selbstmordanschlag mindestens zwölf Bundeswehrsoldaten verletzt, neun von ihnen schwer.
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, verlangt nach dem jüngsten Anschlag auf deutsche Soldaten in Mali mehr Schutz für die Einsatzkräfte. „Dieser Anschlag zeigt, wie brandgefährlich der Einsatz in Mali ist“, sagte er am Freitag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Zwar sei es für weitere Analysen noch zu früh, doch bleibe schon jetzt festzuhalten: „Eine nicht verhandelbare Voraussetzung für die Fortsetzung des Einsatzes ist die Gewährleistung der Rettungskette“, sagte Wüstner. „Und grundsätzlich möchte ich daran erinnern, wie notwendig der Schutz unserer Truppen auch durch bewaffnete Drohnen ist.“
An der Blauhelmmission Minusma beteiligen sich dutzende Länder mit insgesamt rund 13.000 Soldaten
Deutschland stellt auch Personal für das Hauptquartier der Minusma-Mission in Bamako und für eine Logistik-Einheit am Flughafen der malischen Hauptstadt. Auch im Nachbarland Niger sind deutsche Blauhelmsoldaten stationiert. In der Hauptstadt Niamey betreibt die Bundeswehr einen Lufttransportstützpunkt für Material- und Personaltransporte sowie für die Versorgung von Verwundeten.
An der Blauhelmmission Minusma beteiligen sich dutzende Länder mit insgesamt rund 13.000 Soldaten - darunter derzeit rund 900 aus Deutschland - sowie 1700 Polizisten. Der Einsatz beruht auf der im April 2013 verabschiedeten UN-Resolution 2100. Zuvor hatten französische Streitkräfte in den Kampf gegen radikale Islamisten und Rebellen im Norden Malis eingegriffen, nachdem das Land im Zuge eines Putsches im März 2012 ins Chaos gestürzt war.
Im Juni 2013 beschloss der Bundestag die Beteiligung bewaffneter deutscher Soldaten an Minusma
Anfang 2016 wurde eine Erweiterung des deutschen Engagements beschlossen. Kernaufgabe der UN-Mission ist die Überwachung einer Waffenruhe zwischen den malischen Konfliktparteien. Zudem soll der Einsatz zur Sicherheit, Stabilisierung und zum Schutz der Bevölkerung beitragen.
Hauptaufgaben der deutschen Blauhelmsoldaten in Mali sind die Aufklärung, Beobachtung und Mitwirkung am Gesamtlagebild. Daneben zählen unter anderem Führungs- und Beratungstätigkeiten sowie Lufttransport und -betankung zu den Aufgaben der Truppe.
Die politische Situation in Mali ist seit 2012 von zunehmender Instabilität geprägt. Die meist islamistisch motivierte Gewalt hat in den vergangenen Jahren auch die benachbarten Länder in der Sahel-Zone erreicht. Tausende Soldaten und Zivilisten wurden in der Krisenregion getötet, Hunderttausende mussten aus ihrer Heimat fliehen. Die Lage in dem Land gilt unter Beobachtern als "besorgniserregend".
Dschihadisten und regionale Milizen griffen zuletzt vermehrt auch internationale Truppen an. Sie machen sich eine mangelnde Präsenz des Staates zu nutze. Es wird befürchtet, dass sie sich weiter in rechtsfreien Räumen ausbreiten - vor allem nachdem es in dem Staat im Mai zum zweiten Umsturz der Regierung binnen eines Jahres gekommen war. (AFP, dpa)