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Bei einem Einsatz gegen eine kriminellen Clan in Neukölln.
© Paul Zinken/dpa

Verachtung für die Gesellschaft: Das Gift der Clans wirkt auf mehreren Wegen

Kriminelle Clans schotten sich seit Jahren ab von der Gesellschaft, die sie umgibt. Endlich hat das jetzt auch der Bundesinnenminister erkannt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Werner van Bebber

Mag sein, dass da jemand auf Profilgewinn aus oder einfach bloß wach geworden ist. Doch vor allem ist es anerkennenswert, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer den Mitgliedern krimineller Clans Druck machen will. Clanmitglieder bauen seit vielen Jahren an einer Parallelwelt, nicht bloß in Berlin. Auch in Nordrhein-Westfalen und in Bremen bestehen seit langer Zeit Strukturen der Organisierten Kriminalität, die auf Familienbanden aufbauen.

Die Fehler, die die Bundesrepublik gemacht hat, sind offensichtlich. Und man sollte auch tunlichst vermeiden sie zu wiederholen.

schreibt NutzerIn dinsdale

Na klar, arabische oder türkische Clans sind nicht per se böse, nicht alle Mitglieder der Großfamilien sind kriminell. Und der deutsche Staat hatte seinen Anteil daran, dass Clan-Gründer vor Jahrzehnten als Menschen ohne oder mit ungeklärter Staatsangehörigkeit in die Bundesrepublik gekommen sind: Er hat sie über Jahre als Flüchtlinge geduldet, sie aber weder abschieben noch einbürgern wollen. Wie es mal jemand sagte, der sich mit dem Thema auskennt: Die sind hier niemals angekommen.

Eine Reihe sehr durchsetzungsstarker Clanmitglieder hat daraus den Schluss gezogen, dass man die Gastgeber-Gesellschaft als Beute ansehen kann, in vielfacher Hinsicht. Da hat der Innenminister mit seiner These völlig Recht. Vor ihm haben das schon eine Reihe von Politikern erkannt, die an der gesellschaftlichen Wirklichkeit dichter dran sind, angefangen mit dem Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky, über die politisch aus Neukölln kommende Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, bis zum amtierenden Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen gehört dazu.

Achtung der Freiheitsrechte wird zerstört

Seehofer und mit ihm das Bundeskriminalamt können darauf aufbauen: auf die Erkenntnisse, die man an der politischen und behördlichen Basis über Erwerbsmodelle von der Schischa-Bar bis zur Immobilie gewonnen hat. Und über eine Mentalität, die sich bei gewissen Großfamilienmitglieder zu einer abgrundtiefen Verachtung der Gesellschaft um sie herum entwickelt hat.

Die Erwerbsmodelle der Clans sind Gift für diese Gesellschaft: Sie zerstören ein Verständnis von Zusammenleben, das auf Respekt beruht und auf der Achtung der Freiheitsrechte von anderen. Das Gift wirkt auch innerhalb der Familie: bei denen, die gerne andere, legale Wege gehen würden, sich aber von der patriarchalen Herrschaft der Clanchefs aber nicht befreien können.

Dagegen anzugehen, kann nicht allein dem Bundeskriminalamt und der Bundespolizei überlassen sein. Mehr Polizei auf der Straße, mehr Ermittler in Fällen von Organisierter Kriminalität wären zwar ein großer Fortschritt. Doch ebenso nötig ist eine engere Zusammenarbeit der lokalen Polizei mit Schulen und Jugendämtern.

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