US-Präsident in Asien: China ist Trumps größter Profiteur
Chinas Staatschef Xi Jinping nutzt die Schwäche der USA, um die Macht seines Landes weiter auszubauen. Und der Westen muss zuschauen. Ein Kommentar.
Die Reise des amerikanischen Präsidenten Donald Trump nach China ist der vorläufige Höhepunkt eines rasanten Aufstiegs. Es war ein Treffen mindestens auf Augenhöhe – und damit Krönung jener Strategie, die Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping seit dem 8. November 2016 konsequent verfolgt, seit der Wahl eines Isolationisten zum Präsidenten der USA.
Kein anderes Land hat Donald Trumps Präsidentschaft bisher so geschickt für die eigenen Ziele genutzt wie China. Es begann im Januar. Xi Jinping erkannte die Furcht der westeuropäischen Länder vor einer Einschränkung des Freihandels und überraschte die versammelte Führungsmannschaft der Weltwirtschaft beim World Economic Forum in Davos mit einem glühenden Bekenntnis zur Globalisierung.
Auf dem G20-Gipfel im Juli in Hamburg stellte sich der chinesische Staatspräsident auf die Seite der Europäischen Union für den Klimaschutz, nachdem Trump wenige Wochen zuvor angekündigt hatte, die USA würden sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen. Mit Deutschland wurden im Juli bei einem Staatsbesuch milliardenschwere Wirtschaftsverträge vereinbart – und die Beziehung mit der Übergabe zweier Pandas in Berlin zelebriert. China sicherte sich die westliche Anerkennung auch dafür, dass es für die UN-Resolution gegen Nordkorea stimmte und zumindest einige Schritte unternahm, die Sanktionen durchzusetzen. Zu alledem verkündete der „Economist“ kürzlich, Chinas Zeit als „copy cat“ des Westens sei vorbei – nie habe das Land mehr ureigene Innovation gesehen.
Alle brauchen China
Je stärker die USA ihre Glaubwürdigkeit als Führer des liberalen Westens und als zuverlässiger Handelspartner verlieren, desto stärker wird die Position Chinas. Alle brauchen China: Die westlichen Industrienationen brauchen das Land als Absicherung gegen Trump. Und Trump braucht China als Partner, um das nordkoreanische Regime in Schach zu halten. Noch im Wahlkampf hatte er gewütet, China „vergewaltige“ die Vereinigten Staaten und manipuliere seine Währung, um Waren günstiger in den USA anbieten zu können. Von Sanktionen deswegen ist nun keine Rede mehr. Und auch in der Region verändert sich die Rolle Chinas: Kurz vor dem Besuch des amerikanischen Präsidenten legten China und Südkorea einen langen Streit bei, hervorgerufen durch Südkoreas Engagement für ein amerikanisches Raketenabwehrsystem, und wollen ihre Beziehungen nun normalisieren. Das Land beginnt, sich aus der klaren Zuordnung zur Schutzmacht USA zu lösen.
Die liberale Weltordnung ist in Gefahr
Donald Trump ist nicht Ursache des chinesischen Aufstiegs. Doch die Unsicherheit, die er verbreitet, hat ihn beschleunigt – nicht zuletzt seine Absage an das Freihandelsabkommen Trans Pacific Partnership zwischen den USA und elf weiteren Pazifikanrainern, mit dem Barack Obama versuchen wollte, den Einfluss der USA in der Region zu stärken. Das Ergebnis wurde auf dieser Reise nun überdeutlich: China hat sich hochgespielt in den innersten Zirkel der reichen Industrienationen.
Manche sehen durch diesen Aufstieg die liberale Weltordnung selbst in Gefahr. Das ist sie. Doch Fakt ist auch: Der Westen kann es sich derzeit nicht leisten, zu China die weltanschaulich gebotene Distanz zu wahren. Innerhalb der Möglichkeiten der Trump-Welt (und man gewöhnt sich ja an, so zu denken) ist das Ergebnis des Besuches – Harmonie zwischen den USA und China – das bestmögliche.