Klimapodcast Gradmesser: „Bitte jetzt keine Schnitzelpreisbremse“
Agrarwende in Gefahr? Was knapper Weizen, teurer Dünger und klimafreundliche Feldarbeit mit unserer Sicherheit und dem Krieg in der Ukraine zu tun haben.
Die Ukraine und Russland haben bis vor Kurzem etwa 30 Prozent des globalen Weizenexportes gestemmt. Das ist jetzt vorbei. Die Preise für Dünger, den ebenfalls zu großen Teilen Russland exportiert, gehen ebenfalls durch die Decke. Denn das Erdgas, mit dem der Kunstdünger produziert wird, wird ebenfalls immer teurer.
Das hat weltweit massive Folgen, Europa wird sie auch spüren. In der politischen Debatte werden sie schon genutzt: Gegner der EU-Agrarwende hin zur ökologischen, weg von der industriellen Tierhaltung und Landwirtschaft, wollen diese, vorgeblich wegen des Krieges, jetzt lieber stoppen. Ob das sinnvoll ist, und was klimafreundliche Feldarbeit mit unserer Sicherheit zu tun hat, sagt Kai Niebert im Podcast.
Der Präsident des Deutschen Naturschutzrings und Professor für Nachhaltigkeit in Zürich warnt vor der Idee, jetzt die Weizen- und Fleischproduktion in Deutschland durch Ausweitung der konventionellen Landwirtschaft zu steigern. Im Blick auf die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft, die er mit erarbeitet hat, verweist Niebert auf die Notwendigkeit, vor allem weniger Fleisch zu konsumieren: „Wir brauchen keine Schnitzelpreis-Bremse.“
Wie wenig Deutschland es sich leisten kann, beim Klimaschutz nachlässig zu handeln, hat gerade das Umweltbundesamt gezeigt. Demnach sind im vergangenen Jahr 762 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase in Deutschland emittiert worden, rund 33 Millionen mehr als 2020. Dabei verpflichtet das Klimagesetz eigentlich auf eine jährliche Senkung der Emissionen. Brigitte Knopf vom Expertenrat für Klimafragen und MCC erklärt, wie es jetzt weitergeht.
Und Caspar Schwietering vom Tagesspiegel Background Verkehr und Smart Mobilitý erklärt, warum eine Benzinpreisbremse Öl aus Russland subventioniert, statt Deutschland unabhängiger davon zu machen, und sie vor allem Mineralölkonzernen und Wohlhabenden nutzt. Und er weiß mehr zur Haltung der Deutschen zu einem Tempolimit.
Wenn Sie neugierig geworden sind, können Sie gleich hier in den Gradmesser reinhören:
Falls Sie außerdem eine Frage an den Gradmesser, Anregungen oder Kritik haben, dann schreiben Sie bitte an gradmesser@tagesspiegel.de - wir freuen uns, von Ihnen zu hören.
Den Gradmesser können Sie auch abonnieren unter anderem hier bei Apple Podcasts und Spotify.
Weitere Folgen des Gradmessers können Sie auch direkt hier hören:
Folge 33 mit Simone Peter, Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energien
Folge 32 mit Energieökonom Andreas Löschel
Folge 31 mit Ozeanforscher Felix Mark
Folge 30 mit Energieexperte Stefan Ramesohl
Folge 29 mit Frankreichs bekanntester Klimaaktivistin Camille Etienne
Folge 28 mit Sozialwissenschaftler und IPCC-Leitautor Oliver Geden
Folge 27 mit Autor Toralf Staud und Sozialpsychologin Pia Lamberty
Folge 26 mit der „Wirtschaftsweisen“ Veronika Grimm
Folge 25 mit Klimaphysiker Wolfgang Lucht
Folge 24 mit BUND-Verkehrsexperten Jens Hilgenberg
Folge 23 mit Regierungsberaterin Kira Vinke
Folge 22 mit dem Biologen Harald Uphoff
Folge 21 mit Bauingenieurin Lamia Messari-Becker
Folge 20 mit WWF-Klimachefin Viviane Raddatz
Folge 19 mit Energieökonom Andreas Löschel
Folge 18 mit Energieforscher Volker Quaschning
Folge 17 mit GermanZero-Geschäftsführer Julian Zuber
Folge 16 mit China-Forscher Nis Grünberg
Folge 15 mit Pauline Brünger, Sprecherin von Fridays for Future
Folge 14 mit Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann und Autorin Katja Trippel
Folge 13 mit Mareike Menneckemeyer vom Bürgerrat Klima
Folge 12 mit Polarforscher Markus Rex
Folge 11 mit dem Energieexperten Patrick Graichen
Folge 10 mit dem Waldexperten Ulrich Schraml
Folge 9 mit dem Meteorologen und Klimaforscher Mojib Latif
Alle Gradmesser-Folgen finden Sie hier.