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Wird Donald Trump im Falle einer Niederlage das Weiße Haus freiwillig verlassen? (Archivbild)
© AFP/Saul Loeb

„Sie wissen, dass er verloren hat“: Berater versuchen, Trump vom Unausweichlichen zu überzeugen

Ein Sieg Bidens wird immer wahrscheinlicher. Vertraute raten Donald Trump zu einem friedlichen Machtwechsel – allerdings ohne Konzessionsrede.

"Ich werde niemals aufgeben" erklärte US-Präsident Trump am Freitag und bestand darauf, dass er - trotz eines inzwischen klaren Rückstandes in wichtigen Swing States - noch Siegesschancen gegen Herausforderer Biden habe. Doch wie die "Washington Post" unter Berufung auf zwei Vertraute des US-Präsidenten berichtet, haben Berater in den vergangen zwei Tagen mit Trump über eine Wahlniederlage gesprochen. Jetzt ist sie da.

Demnach raten einige Vertraute dem Präsidenten, dass er, wenn Biden zum Sieger gekürt werden sollte, einen friedlichen Machtwechsel versprechen solle. Allerdings wohl ohne Konzessionsrede, wie ein leitender Wahlkampfhelfer der US-Zeitung zufolge erklärte. Darüber sei bislang nicht diskutiert worden. Der Tradition folgend ruft der Unterlegene beim Sieger an und gratuliert ihn zum Gewinn. Dann erklärt sich der Sieger öffentlich und der Unterlegene auch.

Wie abtreten, ohne die Niederlage einzuräumen?

Trumps Vertraute halten es weiterhin für unwahrscheinlich, dass Trump in der herkömmlichen Form seine Niederlage einräumen wird. Vielmehr werde Trump weiter behaupten, dass die Demokraten die Wahl "gestohlen" hätten, wie er dies bereits seit einigen Tagen auf Twitter und in seinen öffentlichen Statements tut.

Trump habe gegenüber Beratern nach der Wahlnacht eingeräumt, dass er einen schweren Kampf vor sich habe. Er glaube aber, dass es sich weiter lohne, diesen zu führen. Seine Vertrauten hätten ihn versucht darauf vorzubereiten, dass er sich auf eine Niederlage einstellen müsse. Diesen Wahlausgang würden viele seiner Vertrauten als immer wahrscheinlicher erachten.

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Nach dem Auftritt des Präsidenten am Donnerstag, bei dem er abermals die Legitimität der Wahlergebnisse in Frage stellte und einer Analyse zufolge 19 Mal log, hätten Berater ihm nahe gelegt, auf öffentliche Auftritte zu verzichten.

Trump habe die Tage nach der Wahlnacht damit verbracht, mit einigen seiner engsten Vertrauten zu beraten, darunter unter anderem Vize-Präsident Mike Pence, der Stabschef des Weißen Hauses Mark Meadows und sein Anwalt Rudolph Giuliani.

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Seine Berater hätten sich in zwei Gruppen gespalten, schreibt die "Washington Post" - eine Gruppe, die wie Trump weiter auf einen Sieg hofft und dafür kämpfen will; und eine Gruppe von teils republikanischen Funktionären, die glauben, dass Biden die US-Wahl gewinnen wird.

"Sie wissen, dass er verloren hat, aber niemand scheint bereit zu sein, König Lear oder dem verrückten König George zu sagen, dass sie das Imperium verloren haben", zitiert die Washington Post einen Republikaner, der dem Bericht zufolge regelmäßig mit dem Weißen Haus in Kontakt steht.

Ein Vertrauter, der am Donnerstag mit dem US-Präsidenten sprach, erklärte der US-Zeitung zufolge, dass vor allem Trumps Kinder über eine mögliche Niederlage wütend seien. So rief Donald Trump Jr. am Donnerstag auf Twitter zu einem "totalen Krieg" auf, um den Wahlbetrug offenzulegen. Twitter versah diesen Tweet mit einem Warnhinweis. Zudem attackierten Donald Trump Jr. und Eric Trump Republikaner auf Twitter, da sie ihrer Meinung nach nicht genug tun würden, um ihren Vater zu verteidigen.

Jim Acosta, CNN-Korrespondent für das Weiße Haus, schreibt auf Twitter unter Berufung auf eine Quelle aus dem Weißen Haus, dass Trump anfange, gegenüber seinen Beratern einzugestehen, dass ein Aufholsieg wohl nicht mehr wahrscheinlich sei. Trump beginne "realistischer" zu werden. Das würde allerdings nicht bedeuten, dass er aufgeben würde.

Trump habe der "Washington Post" zufolge derweil am Freitag vor allem die Updates zur Wahl im Fernsehen verfolgt und Verbündete kontaktiert und sie darum gebeten, "zu kämpfen und mich zu verteidigen". Trotz all der Nervosität, die derzeit im Weißen Haus herrscht, glauben die Vertrauten dem Bericht zufolge nicht, dass Trump sich letztlich weigern werde, den Amtssitz zu verlassen.

Ein Verbündeter nannte dieses Szenario einen "liberalen Fiebertraum". Vielmehr sei man zuversichtlich, dass Trump das Weiße Haus räumen werde - auch wenn er eine Niederlage wohl nicht eingestehen werde.

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