Nahostkonflikt: Aus Sorge um Israel
Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, plädiert für die Zweistaatenlösung - damit Israel als Demokratie Bestand hat. Es ist ein Appell an Benjamin Netanjahu.
Der Mann liebt nach eigenem Bekunden Israel. Eine zweite Heimat nennt er den vor 70 Jahren gegründeten Staat der Juden, dessen wirtschaftliche Stärke und Wehrhaftigkeit ihn stolz mache. Doch Ronald S. Lauder sorgt sich um die Zukunft der Nation, die dem Präsident des Jüdischen Weltkongresses so am Herzen liegt.
In einem in der „New York Times“ veröffentlichten Beitrag macht der 74-Jährige gleich zwei Gefahren aus: das mögliche Scheitern einer Zweistaatenlösung mit den Palästinensern und der drohende Verlust religiöser Vielfalt. Beides könne den Fortbestand Israels als Demokratie ernsthaft infrage stellen. Vor allem der Hinweis auf den Nahostkonflikt dürfte ein Fingerzeig Richtung Benjamin Netanjahu sein – womöglich mit Segen von US-Präsident Donald Trump.
Verbundenheit kennt Grenzen
Dass Lauder Israels Premier und seiner rechten Regierung die Leviten liest, mag auf den ersten Blick überraschen. Der amerikanische Unternehmer und Kunstsammler gilt als Netanjahus Freund. Doch Verbundenheit kennt eben auch Grenzen, fordert, wenn als nötig empfunden, sogar Widerspruch heraus.
So schreibt Lauder: „Ich bin konservativ und Republikaner. Ich unterstütze seit den 80er Jahren die Likud-Partei (deren Chef Netanjahu ist, Anm. d. R.). Aber die Realität ist, dass 13 Millionen Menschen zwischen Jordan und Mittelmeer leben. Und fast die Hälfte von ihnen sind Palästinenser.“
Klare Worte Richtung Netanjahu
Israel habe daher die Wahl, ihnen entweder volle Bürgerrechte zu garantieren und dadurch aufzuhören, ein jüdischer Staat zu sein. Oder ihre Rechte zu negieren und damit keine Demokratie mehr zu sein. „Der einzige Weg, beides zu vermeiden, ist die Zweistaatenlösung.“
Diese klaren Worte werden bei Netanjahu kaum auf Gegenliebe stoßen. Israels Ministerpräsident bekennt sich zwar immer wieder zu dieser Art Abmachung, jedoch nur halbherzig – weil die internationale Gemeinschaft es von ihm erwartet. Ein überzeugter Anhänger der Zweistaatenlösung wird damit aus ihm noch lange nicht.
Doch dieses Konzept von vornherein auszuschließen, brächte gerade Trump – dem sich Lauder verbunden fühlt – in Bedrängnis. Der US-Präsident will einen „ultimativen“ Deal zwischen den Völkern zustande bringen. Dafür braucht es die Palästinenser. Die lehnen allerdings bisher jeden Vermittlungsversuch der USA als zu israelfreundlich ab. Lauders Hinweis, Trumps Administration sei dem Frieden in der Region verpflichtet, soll wohl Netanjahu signalisieren: Beweg dich, bitte!
Warnung vor religiösen Eiferern
Lauder treibt noch etwas um – vor allem als Präsident des Jüdischen Weltkongresses, einer Dachorganisation, die jüdische Gemeinden in 100 Ländern vertritt. Er warnt, dass Israel vor den eigenen religiösen Extremisten kapitulieren könnte.
„Viele nichtorthodoxe Juden, mich eingeschlossen, haben das Gefühl, dass die Verbreitung staatlich geförderter Religiosität in Israel eine moderne, liberale Nation in eine halbtheokratische (Nation) verwandelt.“
Gemeint sind die Ultraorthoxen, die in der Tat immer mehr Einfluss gewinnen und zunehmend als politischer Mehrheitsbeschaffer hofiert werden. Was mit Zugeständnissen erkauft wird - wie zum Beispiel eine Befreiung von der Wehrpflicht -, die viele Israelis und Juden in der Diaspora empört. Auch deshalb fordert Lauder eine Kursänderung. Zum Wohle des jüdischen Staats.