Prominente Russen gegen Putins Angriff: Auch Tochter von Kreml-Sprecher Peskow sagt „Nein zum Krieg“
Mitglieder der russischen High Society wenden sich öffentlich gegen Putins Überfall auf die Ukraine. Dazu zählt die Tochter seines Vertrauten und Sprechers.
Wladimir Putin will gerne den Eindruck erwecken, die russische Bevölkerung stehe geschlossen hinter seinem Überfall auf die Ukraine. Doch die Kritik innerhalb Russlands an der Invasion reicht offenbar bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft hinein: So hat etwa Elizaweta Peskowa, Tochter des Präsidenten-Sprechers Dmitri Peskow, am Freitag in ihrer Instagram-Live-Story einen Anti-Kriegsslogan veröffentlicht.
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Vor einem schwarzen Hintergrund in ihrer Instagram-Story postete die 24-Jähige „HET BOЙHE“ – auf Deutsch: „Nein zum Krieg.“ Dieser Slogan ist der Hauptslogan, mit dem russische Demonstranten gegen die Invasion in der Ukraine protestieren. Elizaweta Peskowa hat gut 180.000 Follower auf Instagram.
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Auf den Post hingewiesen hatte zuerst Francis Scarr, ein leitender Digitalreporter bei der BBC. Auch andere Medien, wie etwa der russischen Sender TV Rain, berichteten. Kurz nachdem Scarr den Screenshot gepostet hatte meldete jedoch eine Reporterin der „Washington Post“, dass dieser gelöscht worden sei. Das US-Magazin „Insider“ bat Peskowa um eine Stellungnahme – erhielt aber keine Reaktion.
Der Vorfall ist nicht nur für den Präsidentensprecher Peskow politisch heikel, sondern auch für Putin misslich. Peskow gehört zum engsten Kreis des Präsidenten, er ist eines der vor allem in der russischen Bevölkerung wohlbekannten Gesichter seiner Politik. Öffentlich rechtfertigt er immer wieder und vehement den völkerrechtswidrigen Einmarsch in die Ukraine.
Der Post von Peskowa könnte in Russland auf einen fruchtbaren Boden fallen: Viele Russen fühlen sich den Ukrainern eng verbunden, oft bestehen familiäre Beziehungen. Sie wollen ihr Mitgefühl zeigen. Doch bei erneuten Anti-Kriegs-Demonstrationen gegen die Invasion ins Nachbarland sind nach Angaben von Bürgerrechtlern am Freitag rund 400 Menschen festgenommen worden.
Das Portal Owd-Info berichtet von Protesten in mindestens 17 russischen Städten. Bei Telegram wurden laut der Nachrichtenagentur dpa Fotos und Videos vor allem aus der Ostsee-Metropole St. Petersburg veröffentlicht. Darauf ist demnach zu sehen, wie Polizisten teils hart gegen Demonstranten vorgehen.
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Am Donnerstag waren bei Anti-Kriegs-Demonstrationen in gut Städten insgesamt mehr als 1700 Menschen festgenommen worden. Sie müssen harte Strafen wegen des verbotenen Straßenprotests befürchten. Unter dem Vorwand der Sicherheit vor Ansteckung in der Corona-Pandemie werden Demonstrationen untersagt.
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Doch neben Peskows Tochter haben sich eine Reihe weiterer hochrangiger russischer Persönlichkeiten gegen Putins Einmarsch in der Ukraine ausgesprochen. Auch Sofia Abramowitsch, die Tochter des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, verurteilte in einem Instagram-Post Putins Krieg gegen die Ukraine.
Die 27-Jährige teilte laut „Daily Mail“ einen Post, auf dem stand „Russland will einen Krieg mit der Ukraine“. Allerdings war „Russland“ durchgestrichen und „Putin“ darüber geschrieben. Das Meme wurde unten fortgesetzt: „Die größte und erfolgreichste Lüge der Kreml-Propaganda ist, dass die meisten Russen auf der Seite Putins stehen.“ Es enthielt ein kleines Bild von Putin hinter einem roten Verbotssymbol.
„Furcht und Schmerz. Nein zum Krieg“
Dem „Guardian“ zufolge schrieb auch Iwan Urgant, Moderator einer beliebten Talkshow auf Russlands staatlichem Kanal Eins, in einem Instagram-Post „Furcht und Schmerz. Nein zum Krieg.“ Juri Schewtschuk, Frontmann von DDT, einer Rockband aus der Sowjet-Ära, kritisierte die russische Invasion mit den Worten: „Wir werden wie durch ein Eisloch in die Vergangenheit gezogen, ins 19., 18. und 17. Jahrhundert. Und die Menschen weigern sich, das zu akzeptieren.“
Die Direktorin des staatlich finanzierten Theaters Meyerhold Center in Moskau kündigte inzwischen aus Protest gegen die russische Aggression gegen die Ukraine sogar ihren Job. Ihre Begründung? „Es ist unmöglich, für einen Mörder zu arbeiten und von ihm sein Gehalt zu bekommen.“