Krieg in Syrien: Assad lehnt Forderung nach Waffenruhe in Aleppo ab
In einem Interview spricht Syriens Machthaber über den Vormarsch seiner Truppen in Aleppo. Die Einnahme der Stadt werde den Krieg nicht beenden, sagt Assad.
Ungeachtet der verheerenden humanitären Lage in der umkämpften Stadt Aleppo hat der syrische Machthaber Baschar al-Assad Forderungen nach einer Waffenruhe zurückgewiesen. Diese Möglichkeit "existiert praktisch nicht", sagte Assad in einem Interview mit der syrischen Tageszeitung "Al-Watan" vom Donnerstag. Er warf den USA vor, nur deshalb einen Waffenstillstand zu fordern, weil die von Washington unterstützten Rebellen "in einer schwierigen Lage" seien.
Ein Sieg der Regierungstruppen im Kampf um Aleppo wäre für Assad nicht gleichbedeutend mit einem Ende des Bürgerkriegs. "Aber es wäre ein großer Schritt in Richtung Beendigung des Terrorismus"“, sagte er. Schon zu Beginn des Bürgerkriegs sei beschlossen worden, das ganze Land "zu befreien". Dazu gehöre auch Aleppo. "Wir haben nicht daran gedacht, eines Tages einen Teil des Landes unbefreit zu lassen", sagte Assad.
Die USA hatten am Mittwoch gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada die Konfliktparteien zu einem sofortigen Waffenstillstand aufgerufen, um humanitäre Hilfe zu den Menschen in der Stadt bringen zu können.
Seit dem Beginn einer Großoffensive der Regierungstruppen in Aleppo Mitte November haben die Regierungstruppen einen großen Teil der von den Rebellen kontrollierten Stadtviertel im Osten von Aleppo zurückerobert. Nach Angaben von Aktivisten ist auch die Altstadt wieder unter der Kontrolle der Regierung. Die Rebellen lehnen bislang einen Abzug aus Aleppo ab, stattdessen fordern sie eine fünftägige Waffenruhe für die nordsyrische Stadt sowie freies Geleit für Zivilisten.
Am Mittwochabend sprachen US-Außenminister John Kerry und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Hamburg mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow über die Lage in Aleppo. Wie aus deutschen Delegationskreisen verlautete, führte Steinmeier mit Lawrow ein "langes ernsthaftes Gespräch".
Steinmeier hat dabei deutschen Delegationskreisen zufolge auf eine sofortige Waffenruhe für Aleppo gedrungen. Auch habe der Minister in dem Gespräch am Vorabend des OSZE-Ministerrats in Hamburg gefordert, dass die Menschen in der seit Monaten umkämpften Großstadt mit Hilfslieferungen versorgt werden, verlautete aus der Delegation am Mittwoch. Zudem sei ein sofortiger Wiedereinstieg in den politischen Prozess dringend nötig. (AFP, dpa, Reuters)
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