Handy-Tracking von Corona-Infektionsfällen: App des Robert-Koch-Instituts könnte schon diese Woche präsentiert werden
In der Verfolgung von Infektionsfällen setzt die Bundesregierung auch auf eine App. Hunderte Wissenschaftler arbeiten daran – und stehen kurz vor einer Lösung.
In der Bundesregierung wird seit längerem der Einsatz digitaler Methoden zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie diskutiert. Nach Informationen von Tagesspiegel Background könnte ein Konzept dafür schon in den kommenden Tagen präsentiert werden. Es handelt sich dabei um eine App, die Menschen warnt, wenn sie mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen sind.
Seit Wochen arbeiten über hundert Wissenschaftler und Ingenieure, inzwischen wohl aus mehreren europäischen Ländern, mit Hochdruck an einem entsprechenden Tool. Beteiligt an dem Projekt sind unter anderen das Robert Koch-Institut (RKI) sowie das Fraunhofer Institut für Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut, HHI). Mit einbezogen werden sollen außerdem der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Ulrich Kelber, und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
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Die App solle freiwillig heruntergeladen werden können und den geltenden datenschutzrechtlichen Standards entsprechen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler bereits. Details werden bislang unter Verschluss gehalten. Aus gutem Grund: Das Stichwort Datentracking wird in der europäischen Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert.
Lambrecht: Nutzung muss auf Freiwilligkeit beruhen
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sieht nur eine Chance für die Smartphone-App, wenn deren Nutzung auf Freiwilligkeit beruhe, sagt die SPD-Politikerin im „Deutschlandfunk“. Das Gute sei, dass es in der Bevölkerung eine ganz große Bereitschaft gebe, dies für eine bestimmte Zeit zu tun.
Wichtig sei aber, dass der Umgang mit den Daten geklärt werde, sagte Lambrecht. Denn es sei ein tiefer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Die Daten müssten anonymisiert und später schnell wieder gelöscht werden. Dann könne man die Bereitschaft für eine solche App deutlich steigern. Es müsse zudem klar sein, dass es nur eine Möglichkeit auf Zeit wäre, betonte Lambrecht.
Auch der Datenschutzbeauftragte Kelber sieht in freiwillig installierten Corona-Apps die einzige Chance für eine genauere Verfolgung von Infektionsfällen in Deutschland. „Wie wollen Sie in einem demokratischen Land die Nutzung einer App erzwingen? Der Staat müsste das doch auch überprüfen. Das geht doch gar nicht mit verhältnismäßigen Maßnahmen“, sagt Kelber dem Magazin „Wirtschafswoche“. Deshalb gebe es keine Alternative zu einer freiwilligen Nutzung.
Möglichst viele Menschen müssten die App nutzen
„Jeder hätte die Daten, wen er getroffen hat, zunächst nur auf seinem Handy und könnte sie im Falle einer Infektion teilen“, beschrieb Kelber eine datenschutzkonforme Lösung in einem Interview der „Wirtschaftswoche“.
Dabei würde die App über die Bluetooth-Kennung registrieren, welche anderen Smartphones mit ebenfalls installierten Anwendungen in der Nähe waren, erläuterte Kelber. „Wenn ich schließlich vom Gesundheitsamt bestätigt bekomme, infiziert zu sein, könnten über die App alle gewarnt werden, die ich getroffen habe.“ Dieser Hinweis könne gleich mit der Einladung zu einem Test verbunden werden, schlug der Datenschützer vor.
Über Bluetooth können App-Nutzer vor Kontakt mit Infiziertem gewarnt werden
Die Bereitschaft der Menschen, sich an einer solchen Lösung zu beteiligen, sei hoch, sagte Kelber. Dabei sei es wichtig, dass möglichst viele Nutzer bei einer App registriert sind. „Die schlechteste Variante wäre: Es gibt unzählige Apps, bei denen jeweils nur wenige Tausend Nutzer die Daten tauschen.“ So ließen sich Infektionsketten nicht durchbrechen.
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„Die aktuelle Krise sollte nicht dazu führen, dass nun private Konzerne Daten über Kunden gewinnen, die sie dann langfristig einsetzen“, warnte Kelber. „Und auch staatliche Stellen sollen die Daten nur für den gedachten Zweck verwenden.“ Danach müssen diese gelöscht werden.
Die App, die RKI und HHI präsentieren wollen, muss all diese Zweifel ausräumen. Denn funktionieren kann eine freiwillige Variante nur, wenn genügend Menschen bereit sind, sie herunterzuladen. Laut Bitkom nutzen 76 Prozent der Bundesbürger ab 16 Jahren ein Smartphone. In der Altersgruppe 65 plus sind es 40 Prozent. Mehr als die Hälfte davon, schätzen Experten, müssten die Coronavirus-App herunterladen, damit die digitale Lösung gegen das Virus eine Chance hat. (mit dpa, Reuters)
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