Getötete 14-Jährige aus Wiesbaden: Ali B. gesteht Tötung von Susanna F.
Die Aussage dauerte fast sechs Stunden: Der Iraker Ali B. hat zugegeben, die 14-jährige Susanna F. umgebracht zu haben. Eine Vergewaltigung bestreitet er aber. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Der im Fall Susanna verdächtige Ali B. hat die Tötung der 14-Jährigen laut Staatsanwaltschaft gestanden. „Er hat sich dahingehend geständig eingelassen, dass er Susanna F. umgebracht habe, eine Vergewaltigung wurde durch ihn allerdings bestritten“, teilte Oberstaatsanwalt Oliver Kuhn am Sonntagabend mit. „Als Motiv für die Tat gab er an, dass er aufgrund von Verletzungen im Gesicht von Susanna, die in Folge eines Sturzes entstanden sein sollen, befürchtet habe, dass diese die Polizei informieren werde.“
Diese Angaben habe der 20 Jahre alte Iraker noch in der Nacht zum Sonntag in einer polizeilichen Vernehmung gemacht und in einer Anhörung der Ermittlungsrichterin am Sonntag bestätigt. Die Aussage am Sonntag dauerte demnach „nahezu sechs Stunden“. Die Amtsrichterin ordnete Untersuchungshaft an. Ali B. wurde daraufhin mit einem Hubschrauber in die Justizvollzugsanstalt Frankfurt I gebracht.
Der Verdächtige werde nun in eine Justizvollzugsanstalt gebracht, hieß es. „Der Transport erfolgt nach Beurteilung der Lage erneut mit unserem Polizeihubschrauber.“ Der Iraker hatte die Nacht im Wiesbadener Polizeigewahrsam verbracht, nachdem ihn ein Polizeihubschrauber am Frankfurter Flughafen abgeholt hatte. Bundespolizisten hatten Ali B. am Samstag an Bord einer Lufthansa-Maschine aus der nordirakischen Stadt Erbil zurück nach Deutschland gebracht.
Kurdische Sicherheitskräfte nahmen Ali B. im Nordirak fest
Der Auslieferung des Mordverdächtigen ging eine enge Zusammenarbeit mit den kurdischen Behörden voraus. B. hatte sich mit seiner Familie in den Nordirak abgesetzt, von wo er 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen war. Innenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, er sei "froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte, mutmaßliche Täter" zurück in Deutschland sei. So könne das Ermittlungsverfahren schnell vorangetrieben werden.
B. war in der Nacht zum Freitag im Nordirak von kurdischen Sicherheitsbehörden festgenommen worden. Er wird verdächtigt, die 14-Jährige aus Mainz vergewaltigt und getötet zu haben. Das Mädchen war vor mehr als zwei Wochen als vermisst gemeldet worden und am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefunden worden.
Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Randes des G7-Gipfels in Kanada eine konsequente Ahndung der Tat gefordert. Merkel zeigte sich "tief erschüttert". Sie sagte: "Das unfassbare Leid, das der Familie und dem Opfer widerfahren ist, berührt jeden und erfasst auch mich."
Grünen-Chef Robert Habeck forderte vor dem Hintergrund des Falls in der "FAS" eine zweite Instanz in Asylverfahren, um diese deutlich zu beschleunigen. Eine solche Instanz könne Grundsatzentscheidungen treffen, dann würde zwischen Asylbescheid und Urteil nicht solch eine lange Zeit vergehen. Der Fall des Tatverdächtigen B. habe eineinhalb Jahre vor Gericht gehangen, "deshalb war er noch im Land". Entsprechende Gesetzentwürfe für eine zweite Instanz habe seine Fraktion vorgelegt.
FDP-Chef Christian Lindner forderte Aufklärung darüber, weshalb sich die Familie von B. in den Irak absetzen konnte. "Wir müssen wissen, wer sich als Asylbewerber in unserem Land aufhält und wer es gegebenenfalls auch verlässt", sagte er der Funke-Mediengruppe. (dpa, AFP)
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