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Türkischer Stand auf der Reisemesse ITB. Das Land wirbt um deutsche Urlauber - viele wollen derzeit lieber nicht in die Türkei reisen.
© Michael Kappeler/dpa

Umfrage zur Türkei: 80 Prozent der Deutschen wollen keinen Türkei-Urlaub machen

Die Türkei wünscht sich mehr Touristen aus Deutschland. Aufgrund der politischen Situation wollen die meisten derzeit allerdings nicht ins Land reisen.

Die Mehrheit der Deutschen möchte aufgrund der aktuellen politischen Situation nicht in die Türkei reisen. Das ist das Ergebnis einer Civey-Umfrage im Auftrag des Tagesspiegels. Knapp 80 Prozent schließen eine Reise aus. 66,8 Prozent der Befragten lehnen eine Reise in die Türkei "auf jeden Fall" ab. Etwa jeder Fünfte Befragte gibt sich von den Ereignissen unbeeindruckt und kann sich Reisen ins Land weiterhin vorstellen.

Das Auswärtige Amt hatte zuletzt seine Sicherheitshinweise für Reisen in die Türkei verschärft. Es reagierte damit auf einen Konflikt zwischen den Regierungen in Berlin und Ankara. Die Türkei hatte Anfang des Monats drei deutschen Journalisten die Akkreditierung verweigert. Tagesspiegel-Korrespondent Thomas Seibert und ZDF-Studioleiter Jörg Brase mussten daraufhin das Land verlassen.

Unter Verweis auf den Entzug der Akkreditierungen heißt es beim Auswärtigen Amt nun, es könne nicht ausgeschlossen werden, "dass die türkische Regierung weitere Maßnahmen gegen Vertreter deutscher Medien sowie zivilgesellschaftlicher Einrichtungen ergreift". Äußerungen, die nach deutschem Rechtsverständnis von der Meinungsfreiheit gedeckt seien, könnten in der Türkei zu berufsbeschränkenden Maßnahmen und Strafverfahren führen.

Festnahme bei der Einreise

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu hatte vor wenigen Tagen erklärt, Urlauber aus Deutschland, die als Regierungsgegner in der Türkei gelten, könnten bei der Einreise festgenommen werden. Er sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, wer „draußen Verrat“ begehe und an Veranstaltungen der Terrororganisation teilnehme, werde bei der Einreise festgenommen. Gemeint sind damit Unterstützer der in der Europäischen Union und der Türkei als Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei PKK.

In einer Erklärung des Außenministeriums in Ankara hieß es später, die Worte des Innenministers seien „eindeutig aus dem Zusammenhang gerissen und verzerrt“. Touristen aus Deutschland und allen anderen Ländern seien in der Türkei nach wie vor willkommen.

Auf der ITB in Berlin hatte Mehmet Nuri Ersoy, der türkische Minister für Kultur und Tourismus, um Urlauber aus Deutschland geworben. 2018 steig die Zahl der Gäste aus Deutschland um 26 Prozent zum Vorjahr auf 4,5 Millionen. Das Land steht nach Spanien und Griechenland wieder auf Platz drei der beliebtesten Auslandsziele der Deutschen. (Tsp)

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