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Nadja Drygalla steht seit Tagen wegen ihrer Beziehung zu einem früheren NPD-Mitglied in der Kritik.
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Ruderin Drygalla: Wo die Liebe hinfällt

Gefahr für die Demokratie geht bis auf Weiteres nicht von Nadja Drygalla aus, sondern von denen, die diese Hetzjagd auf eine 23-Jährige veranstalten. Heutzutage genügt offenbar schon ein Verdacht, um jemanden an den Rand der Gesellschaft zu drängen.

Die Sportlerin Nadja Drygalla hat, nach offizieller Lesart freiwillig, das olympische Dorf verlassen. Der Präsident ihres Verbandes hat erklärt, dass bis auf Weiteres Drygallas Anträge auf Sportförderung ausgesetzt seien. Wenn es dabei bleibt, wäre ihre Karriere beendet. Drygalla wird bis jetzt, Stand von heute, nicht das Geringste vorgeworfen. Sie hat lediglich den falschen Freund, einen Rechtsradikalen, oder zumindest jemanden, der bis vor kurzem Rechtsradikaler war. Der Freund ist oder war Mitglied einer legalen Partei, der NPD. Kriminell war der Freund bisher nicht. Drygalla selbst hat sich, immer, wenn sie gefragt wurde, von den politischen Ideen ihres Freundes distanziert. Es gibt das Gerücht – ein Gerücht! –, dass sie den Freund einmal auf eine Demonstration begleitet habe, vor längerer Zeit.

Gefahr für die Demokratie geht bis auf Weiteres nicht von Nadja Drygalla aus, sondern von denen, die diese Hetzjagd auf eine 23-Jährige veranstalten. Wenn schon der Kontakt zu einer irgendwie belasteten Person in Deutschland ausreicht, um eine Karriere zu beenden, stellt sich die Frage, wo da die Grenze zu ziehen ist. Ein Bruder, der bei den Islamisten mitmacht? Eine Mutter, die bei der Stasi war? Ein Freund bei Scientology? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, auch nicht der Willkür.

In einem demokratischen Staat werden nicht Meinungen bestraft, sondern Taten. Die Versuche, die NPD zu verbieten, gründen sich deshalb nicht in erster Linie auf das Programm der Partei, sondern auf deren mögliche Verbindungen zu rechten Terrorakten. Selbst die sogenannte „Auschwitzlüge“ steht nicht als eine Meinung unter Strafe, sondern als Beleidigung der Naziopfer.

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Kann man einen Menschen lieben, mit dessen politischen Auffassungen man nicht übereinstimmt? Natürlich. Jeder kennt solche Fälle. Man verliebt sich in der Regel nicht aus politischen Gründen. Drygalla hat auch schon den Polizeidienst verlassen, weil sie wegen ihres Freundes dort Schwierigkeiten hatte. Daraus folgt, solange keine anderen Hinweise vorliegen, nur, dass sie diesen Mann wirklich liebt. Der Sport-Funktionär Torsten Haberland hat sich zu dem Fall mit dem, man muss es leider so ausdrücken, widerwärtigen Satz geäußert: „Wir haben ihr geraten, sich einen anderen Freund zu suchen.“ Drygalla tut es nicht. Sie hat, bis jetzt, mehr Charakter gezeigt als ihre Funktionäre.

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Die Olympischen Spiele, so korrumpiert deren Ideale auch inzwischen sein mögen, gelten immer noch als ein Fest der Völkerverständigung. Rassismus hat dort nichts verloren. Aber auch dieser Vorwurf muss erst einmal bewiesen werden. Inzwischen, nach den Morden der NSU-Terrorzelle, geraten allerdings Teile der Gesellschaft in einen Zustand, der auf ungute Weise an die Jahre des RAF-Terrors erinnert. Ein Verdacht genügt, um jemanden an den Rand der Gesellschaft zu drücken, die falschen Freunde genügen, Differenzieren macht verdächtig. Berufsverbote galten ja auch damals als Mittel der Wahl.

Wer den Rechtsradikalismus bekämpfen will, muss diesen Personen natürlich auch einen Ausweg anzubieten haben, der Rückweg in die Gesellschaft muss zumindest für die Mitläufer offen bleiben. Jemanden für den Rest seines Lebens zum Unberührbaren zu erklären, der an einer NPD-Demonstration teilgenommen hat, ist keine Heldentat, sondern eine Dummheit. Auch aus so manchem RAF-Sympathisanten ist später ein lupenreiner Vorzeigedeutscher geworden.

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