ElterngeldPlus: Eine familienpolitische Errungenschaft
In Zweifelsfall bleibt immer noch die Mutter zu Hause, um sich um den neugeborenen Nachwuchs zu kümmern. Das ElterngeldPlus, das vom Kabinett am heutigen Mittwoch gebilligt wurde, soll es nun Vätern einfacher machen, im Job zu pausieren. Und die Familienministerin will noch mehr.
Es ist das große Dilemma der modernen Familie: Eigentlich wollen die meisten Eltern mit ihren kleinen Kindern viel mehr Zeit verbringen. Eigentlich wollen auch viele Mütter sich nach der Geburt schnell wieder in ihrem Beruf verwirklichen. Eigentlich wünschen sich die meisten Paare, dass auch die Väter genau so lange und genau so intensiv füttern, kuscheln, spielen und wickeln wie die Mutter. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Beruf und Familie sind immer noch schwer zu vereinbaren. Und wenn einer zugunsten des Kindes oder der Kinder beruflich zurücksteckt, dann ist es im Regelfall noch immer die Mutter.
Daran sind nicht nur überkommene Rollenbilder in Deutschland schuld, sondern auch die Tatsache, dass die Männer meist mehr verdienen und es viele Familien finanziell schwerer trifft, wenn der Vater für Erziehungszeit im Job pausiert.
Zwar war das 2007 eingeführte Elterngeld schon ein großer Schritt nach vorn: Seitdem finanziert der Staat zumindest einen Teil jener Gehaltseinbußen, die Mütter und Väter hinnehmen, wenn sie sich um den Nachwuchs kümmern. Seitdem gibt es auch länger Geld, wenn nicht nur ein Elternteil - eben in der Regel die Mutter -, sondern beide Partner sich zumindest zwei Monate lang ausschließlich der Erziehungsarbeit widmen.
Aber für die tatsächlichen Wünsche der Eltern war das Instrument zu unflexibel und bestrafte zudem noch jene Paare, bei denen beide bald nach der Geburt eines Kindes in Teilzeit zurück in den Job wollten. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) will das mit dem ElterngeldPlus, das am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet wurde, nun ändern: Danach bekommen Eltern, die in Teilzeit arbeiten, das Elterngeld(Plus) doppelt so lange wie bisher. Und ein Partnerschaftsbonus macht es für Väter attraktiver, sich dem eigenen Kind zu widmen: Teilen sich Vater und Mutter die Betreuung ihres Kindes und arbeiten parallel für mindestens vier Monate zwischen 25 und 30 Wochenstunden, erhalten sie jeweils zusätzlich für vier Monate ElerngeldPlus.
Das klingt alles sehr technisch – und ist doch eine große familienpolitische Errungenschaft auf dem Weg zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland und zu einer Familienkultur, indem beide Elternteile jene Partnerschaftlichkeit leben können, die sich die meisten Menschen in Deutschland wünschen. Zudem soll das ElterngeldPlus nicht der letzte Schritt hin zu einer familienfreundlicheren Republik sein, wenn es nach Schwesig geht. Früh hatte die SPD-Politikerin deutlich gemacht, dass sie noch ehrgeizigere Ziele verfolgt – vor allem eine neue Regelarbeitszeit für Familien mit kleinen Kindern, die dann etwa nicht mehr 40, sondern nur noch 32 Stunden beträgt.
Dieser weitergehende Plan steht nicht im Koalitionsvertrag von Union und SPD, weshalb auf konservativer Seite gleich gebremst wurde. Doch nur eine Familienministerin, deren Ehrgeiz über den Koalitionsvertrag hinausreicht, die geduldig gesellschaftliche Bündnisse gegen politischen Stillstand schmiedet, kann Erfolg haben und das Leben von Familien in Deutschland wirklich verbessern. Ein bisschen Streit muss dabei gar nicht schaden.
Hans Monath
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