Männer-Studie: Das Dilemma der Väter
Männer schwanken zwischen dem traditionellen Rollenbild als Ernährer und dem Idealbild des perfekten Vaters, der viel Zeit mit den Kindern verbringt. Das zeigt eine neue Studie. Immerhin: Frauen können sich über einen positiven Trend freuen.
Ein Großteil der Väter in Deutschland wünscht sich mehr Zeit für Kinder. Gleichzeitig befürchten die Männer dadurch aber auch Nachteile im Berufsleben. Das geht aus einer Forsa-Studie im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ hervor. Demnach nehmen mittlerweile 38 Prozent der Väter mit Kindern bis zu sechs Jahren Elternzeit und damit Elterngeld in Anspruch. Die allermeisten jedoch belassen es bei der Mindestdauer von zwei Monaten.
Zwar wünschen sich Väter generell mehr Zeit für die Familie, 89 Prozent von ihnen wollen aber auch weiterhin in Vollzeit arbeiten. Denn die Mehrheit hält am traditionellen Rollenbild fest und glaubt, ein guter Vater sorge mit seinem Einkommen dafür, dass es der Familie gut geht. „Wir müssen diese Rollenbilder aufbrechen, dass Väter für das Einkommen zuständig ist und die Mütter für die Familie. Heute ist es so, dass beide - Mütter und Väter - Zeit haben wollen für Kinder", sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) dem Tagesspiegel. "Beide wollen und müssen aber auch oft arbeiten. Das muss zusammen gehen. Deshalb muss die Arbeitswelt familienfreundlicher werden und nicht die Familien arbeitsfreundlicher.“
Große Unterschiede gibt es dabei zwischen Ost- und Westdeutschland. 25 Jahre nach dem Mauerfall sagen 39 Prozent der Väter im Osten, dass beide Partner gleichermaßen für die finanzielle Versorgung der Familie zuständig sind. Im Westen stimmen dem nur 17 Prozent der Väter zu. Außerdem liegt der Umfrage zufolge der Anteil der Vollzeit arbeitenden Mütter in Ostdeutschland mit 35 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Westen mit 16 Prozent.
Das traditionelle Rollenbild herrscht immer noch vor
Insgesamt engagieren sich die meisten Männer deutlich stärker bei der Kinderbetreuung als die Vorgänger-Generation. Sie kümmern sich nicht nur ums Wickeln und Füttern. 58 Prozent stehen auch nachts bei Babygeschrei auf. Jeder zweite Vater tobt nach eigener Aussage viel mit dem Kind herum und schmust auch gern mit dem Nachwuchs. Forscher begrüßen die Entwicklung. „Selbst wenn Väter nur zwei Monate Elternzeit nehmen, schafft das eine stärkere Bindung zum Kind“, sagt Stefan Reuyß vom Berliner Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer.
Nach Angaben des Soziologen wünscht sich rund ein Drittel der Männer sowohl eine aktive Vaterschaft als auch ein erfülltes Berufsleben. „Allerdings bekommen diejenigen, die länger als zwei Monate in Elternzeit gehen, oft Probleme mit dem Arbeitgeber.“ Tatsächlich befürchten 41 Prozent der abhängig beschäftigten Väter, dass die Elternzeit sich sehr oder eher negativ auf die Karriere auswirken könnte.
Dem Statistischen Bundesamt zufolge nimmt derzeit durchschnittlich fast jeder dritte Vater Elternzeit und damit Elterngeld in Anspruch. Am häufigsten beziehen dabei Männer in Sachsen die Leistungen, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen beteiligen sich die wenigstens Männer.
Jeder Zweite wünscht sich noch mehr Zeit mit den Kindern
Generell kann Frau sich freuen über einen positiven Trend: Immerhin neun von zehn der befragten 1000 Väter zwischen 20 und 55 Jahren beteiligen sich an der Hausarbeit. Gleichwohl wird nach wie vor nur in einem Teil der Familien der Haushalt gleichberechtigt gestemmt. So übernehmen gerade mal 38 Prozent der Männer die Hausarbeit zur Hälfte oder mehr. Auch wenn jeder Dritte sagt, für sich selbst habe er kaum noch Zeit - grundsätzlich finden 58 Prozent der Väter, dass ihr Leben nach der Geburt ihres Kindes „glücklicher und erfüllter“ geworden ist.
Jeder Zweite würde am liebsten sogar noch mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen. Schließlich mache dies einen „guten Vater“ aus, meinen 81 Prozent der Befragten in der Umfrage. "Die Studie zeigt den Wunsch von Vätern nach mehr Zeit für die Familie. Mütter und Väter haben diesen Wunsch", sagte Schwesig. "Deshalb ist es wichtig, diese Diskussion darüber in Deutschland zu führen – nämlich wie wir Müttern und Vätern mehr Zeit für die Familie ermöglichen können." (mit AFP)
Katrin Schulze