Kurt Beck und Klaus Wowereit: BER und Nürburgring: Verhängnisvolle Großprojekte
Was haben Kurt Beck und Klaus Wowereit gemeinsam? Mehr, als sie beide womöglich voneinander wissen.
Beide sind zunächst einmal Sozialdemokraten; nun gut, das ist profan. Aber sie sind schon ewig im Amt, Deutschlands längstgediente Regierungschefs; wobei sie für ihre Fans als idealtypische Verkörperung der jeweiligen Landsmannschaft gelten, während sie in den Augen ihrer Gegner zunehmend das Zerrbild darstellen. Beide sind ausgebuffte Politiker und wissen genau, wie sie ihre Wähler zu nehmen haben. Beide wirken jovial; soll nur niemand glauben, dass diese Freundlichkeit immer auch ihre Augen erreicht. Denn beide können kalt sein, hart sein, wütend werden. Und misstrauisch sind sie auch, wobei der eine, Beck, augenscheinlich mehr als der andere, und zwar wegen der Verletzungen, die ihm die Berliner Politik zugefügt hat. Der andere ist Teil der Berliner Politik, so und so. Hinzu kommt noch, dass beide nachtragend sind.
Beck scheint alles immer präsent zu haben, was mit dem Schwielowsee zu tun hat, also mit seinem traurigen Abschied vor Jahren vom SPD-Bundesvorsitz, der durch die Hintertür kam; alle, die damit zu tun hatten oder heute mit ihrem Verhalten daran erinnern, rühren an die Narbe, die immer noch schmerzt. Wowereit zeigt keinen Schmerz, erinnert bloß weniger jubelnde Artikel über sich ziemlich genau, auch einzelne Formulierungen; dass er darauf kieksig lachend zurückkommen kann, bei Gelegenheit, lässt ihn dann irgendwie ungemütlich wirken.
Die größte Gemeinsamkeit aber ist: Diese beiden habe ein Infrastrukturprojekt am Hacken, das ihnen die ganze schöne lange Amtszeit versauen kann. Der Nürburgring ist es bei Beck, der internationale Flughafen bei Wowereit. Sie sind nur unterschiedlich groß, die Vorhaben, aber für ihre jeweiligen Region sind sie das Größte. Und kommt es nicht zum Erfolg, dann wird niemand als Erstes über die Reformen oder die Wahlerfolge reden. Alle werden die Bilanz mit dem Letzten aufmachen.
Einen Unterschied zwischen beiden aber gibt es. Bei Klaus Wowereit kann die ganze Sache besser ausgehen. Wenn er jetzt die Fehler der Vergangenheit vergessen macht, wirklich Aufsicht führt, wirkliche Experten hinzuzieht, zum Beispiel, die den Flughafen als Projekt zum Fliegen bringen.
Das ist beim Nürburgring schon schwieriger. Was sicher auch damit zu tun hat, dass es sich um Autos handelt.