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Jubelnde Kanzlerin. Angela Merkel freut sich über das erste Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien.
© dpa

WM 2014 - Kanzlerin in der Kabine: Angela Merkel traut der Nationalmannschaft wenig zu

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte keine Zeit für Klimagipfel mehr. Aber sie hatte Zeit, jetzt das erste Gruppenspiel der Nationalmannschaft in Brasilien zu sehen. Was sagt das über ihr Zutrauen in die deutsche National-Elf?

Die ehemalige Klimakanzlerin des Jahres 2007 hat keine Zeit. Sie hatte schon keine Zeit, als 2012 im Sommer in Rio de Janeiro/Brasilien der Erdgipfel 20 Jahre nach Rio stattfand. Und sie weiß auch schon jetzt, dass sie keine Zeit haben wird, im September den Klimagipfel des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon in New York zu besuchen. Aber das erste Gruppenspiel der Nationalmannschaft war Angela Merkel (CDU) wichtig genug, um einen Staatsbesuch in Brasilien zu machen. Sie hat gejubelt, wie sie das schon bei früheren Gelegenheiten gemacht hat. Sie hat die Spieler in der Kabine besucht und ihnen eine kleine Rede gehalten. Sie hat sich sichtlich gefreut über das Spiel den hohen Sieg und überhaupt.

Aber was sagt es über Merkels Zutrauen in die Nationalmannschaft aus, wenn sie zum ersten Gruppenspiel nach Brasilien reist? Glaubt sie nicht an eine zweite Runde für die Spieler um Bundestrainer Joachim Löw? Viertelfinale, Halbfinale, Finale gar? Undenkbar für Merkel? Womöglich ist das so.

Zwar hat sie Ende Juni und für den gesamten Juli noch keinen Termine in ihren digitalen Online-Terminkalender auf ihrer Internetseite eintragen lassen. Aber dass sie sich noch mal ins Flugzeug setzt, um auf die andere Seite der Welt zu fliegen - und das ohne den Vorwand, einen Staatsbesuch zu machen - ist doch schwer vorstellbar innerhalb von vier Wochen. Wollte sich die Kanzlerin ersparen, mit einer Niederlage der Nationalelf umgehen zu müssen? Hat sie Angst, dass aus dem Fußball wie vorher schon beim Klima aus einem Gewinnerthema ein Verliererthema werden könnte?

In Sachen Weltklima hat Merkel sich seit ihrem Verhandlungserfolg 2007 konsequent aus der Schusslinie genommen. Nach dem Desaster beim Klimagipfel in Kopenhagen 2009, als die Staats- und Regierungschefs der USA, China, Indien und Brasiliens die Kanzlerin zur Schlussrunde nicht einmal mehr eingeladen haben, ist Merkel aus der Klimadebatte verschwunden. Denn Merkel ist keine Verliererin, wie sie ja mehrfach bewiesen hat.

Vielleicht wendet Merkel auch mit Blick auf die National-Elf ihr übliches politisches Werkzeug an: einen Schritt nach dem anderen wie in der Euro-Krise. Ein Endspiel ist da allerdings gar nicht vorgesehen. So viel Risiko wollte Merkel nicht eingehen. Deshalb hat sie ihren Staatsbesuch auf den Anfang der WM terminiert und nicht ans Ende.

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