Comic-Heldin: Wonder Woman soll UN-Botschafterin werden
Heute wollen die Vereinten Nationen die Comicfigur zur Botschafterin für Frauenrechte ernennen - eine in mehrfacher Hinsicht problematische Entscheidung.
Diese Entscheidung provoziert Kritik. „Die Vereinten Nationen haben keine weibliche Generalsekretärin ernannt, aber dafür Wonder Woman zur Botschafterin gemacht – ich bin sprachlos“, twitterte Marie O’Reilly, Wissenschaftlerin an der Tufts University in Boston und Forschungsdirektorin beim feministischen Beratungsinstitut Inclusive Security. Und Sophie Walker, Parteichefin der britischen Women’s Equality Party, twitterte: „Am selben Tag, an dem keine Frau einen Nobelpreis bekommen hat, ernennen die Vereinten Nationen eine Comicfigur als Vorkämpferin für Frauen.“
„Die Stärke Supermans und der Charme einer schönen Frau“
Die umstrittene Wahl war vergangene Woche durchgesickert, an diesem Freitag soll sie vollzogen werden: Bei einer Zeremonie mit Generalsekretär Ban Ki Moon wollen die Vereinten Nationen am Freitag die Comicfigur Wonder Woman als UN-Ehrenbotschafterin für die Stärkung der Frauen benennen, meldeten mehrere US-Medien. Neben Vertretern des Comicverlags DC, der die Rechte an der Figur hält, sind auch einige „Überraschungsgäste“ angekündigt, darunter wahrscheinlich die Schauspielerin Lynda Carter, die die Comicfigur in den 1970er Jahren in einer sehr erfolgreichen Fernsehserie verkörperte.
In diesem Herbst ist es 75 Jahre her, dass Wonder Woman ihren ersten Auftritt in der von Männern geprägten Welt der Comic-Superhelden hatte. Seitdem kämpft die Amazone mit dem goldenen Lasso, mit dem sie jeden Gegner zwingen kann, die Wahrheit zu sagen, in amerikanischen Comic-Heften, Zeichentrickfilmen und einer Fernsehserie gegen die Gewalt vor allem der Männer und für die Gleichberechtigung von Frauen, 1942 bekam sie eine eigene Heftserie. Ihre Handgelenke zieren die silbernen Armreifen, die sie unverwundbar machen. Auf dem Kopf trägt sie ihren Stirnreif, den sie als Waffe einsetzen kann.
Einem größeren Publikum präsentierte sich die Figur kürzlich im Kinofilm „Batman v Superman: Dawn of Justice“, verkörpert von Gal Gadot – Vorgeschmack auf einen eigenen Wonder-Woman-Film im kommenden Jahr. Gal Gadot soll bei der Zeremonie am Freitag ebenfalls dabei sein.
Die Figur, die laut ihrem Schöpfer William Moulton Marston „die Stärke Supermans und den Charme einer guten, schönen Frau“ vereinte und immer wieder auch als Vertreterin homo- und bisexueller Lebenskonzepte herangezogen wurde, ist eine der ältesten aktiven Comic-Heldinnen. Sie verkörpert ein Genre, das bis heute von Widersprüchen geprägt ist.
Denn Wonder Woman trat von Anfang an nicht nur als Vorkämpferin für Gleichberechtigung und weibliches Selbstbewusstsein auf, sondern bot sich in ihrem knappen Kostüm und ihren von manchen Zeichnern grotesk übersteigerten weiblichen Rundungen auch als Projektionsfläche für männliche Lust- und Unterwerfungsfantasien an. Dazu trugen auch die gerade in den frühen Comics populären Fesselspielchen zwischen der Protagonistin und ihren Gegenspielern bei. In dieser Ambivalenz zwischen Amazone und Sexobjekt verkörpert Wonder Woman zwei zentrale Trends, die auch das Erscheinungsbild vieler anderer Comic-Heldinnen prägen.
Wie die Vereinten Nationen die Wahl begründen? Offiziell ist dazu bisher nichts zu erfahren, auch deswegen dürften Kritiker der Entscheidung die Zeremonie am Freitag mit Spannung erwarten – und viele Comicfans ebenfalls.
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