Besetzung der Volksbühne: Verhandeln und wandeln
Tag vier der Volksbühnenbesetzung: Kultursenator Lederer will zugleich eine "Eskalation" verhindern und "den Betrieb ermöglichen".
Auch am Tag vier der Besetzung wurde wieder verhandelt. Es gab „Gespräche aller mit allen“, wie aus der Kulturverwaltung zu hören war. Heißt: Senator Klaus Lederer sprach mit Intendant Chris Dercon, der am Montagvormittag zur Volksbühnenbelegschaft gesprochen hat. Es soll dabei sehr emotional zugegangen sein, die seit Freitag andauernde Übernahme geht an und auf die Nerven. Die ungebetenen Gäste bestimmen, was geschieht, und Lederer hört zu. „Gerade @klauslederer im roten Salon gesichtet. Sah fröhlich aus. Bleib doch noch auf ein paar Bier!“, schrieb ein Besucher in einem Tweet.
In einer Mail an den Tagesspiegel legt das Besetzerkollektiv „Staub zu Glitzer“ erneut Wert auf folgende Feststellung: „Wir kritisieren oder diffamieren Dercon nicht.“ Aber nach Lage der Dinge hindern sie die Künstler der Volksbühne daran, für ihre neuen Produktionen zu proben. Bei der Regisseurin Susanne Kennedy und dem Team des Choreografen Tino Sehgal sind am Montag die Proben ausgefallen. Wegen der Besetzung blieb die Theaterkasse im Foyer geschlossen.
Kultursenator Lederer will eine „Eskalation“ verhindern, einen sicheren „Ablauf“ gewährleisten und dem Intendanten allerdings auch „den Betrieb ermöglichen“. Wie der Montag gezeigt hat, kann das Theater nicht arbeiten, solange die Besetzung anhält. Am Sonntag hat Dercon den Senat aufgefordert, endlich seine Verantwortung wahrzunehmen und zu handeln. Auf dem Programm der Besatzer standen am Montag u. a. eine „szenische Lesung von Schauspielern“, eine „Einführung in die Marx’sche Kapitalismuskritik mit anschließender Diskussion von Prof. Michael Heinrich“ und die Tanzaufführung „Is this a revolution we can dance to?“. Derweil sollen sich immer mehr Gruppen melden, die in der besetzten Volksbühne etwas zeigen wollen. Die neuen Volksbühnenbetreiber bitten um technische Hilfe bei der Einrichtung von W-Lan.