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Er kann immer noch lächeln: Jafar Panahi (r.) hat bereits viele Rückschläge erlebt. Doch er übt seinen Beruf unverdrossen weiter aus - wie hier in seinem Gewinnerfilm "Taxi".
© dpa

Verbotener Regisseur Jafar Panahi: Teheran zum Trotz

Von der Verhaftung bis zum Goldenen Bären: Jafar Panahi hätte über sein turbulentes Gefühlsleben sicher viel zu erzählen. Befragt werden kann er nicht: Immer noch darf der Regisseur den Iran nicht verlassen. Eine Tragödienchronik in Links.

Vom ersten Berlinale-Bären über die Verhaftung bis hin zum Berufsverbot: Der Fall Panahi hält die Filminteressierte Weltöffentlichkeit seit beinahe zehn Jahren in Atem. Immer wieder beeindruckte dabei auch der Mut, mit dem sich der iranische Filmemacher gewitzt über seine Unterdrücker hinwegsetzte - fast so sehr wie die Tatsache, dass er sich, trotz eines teilweise melancholischen Tons in seinen Werken, nie unterkriegen ließ. Mit dem goldenen Bären der 65. Berlinale ist nicht zuletzt dieser Mut belohnt worden.

Am Anfang stand die Verhaftung Panahis, ein Ereignis, das über die Grenzen Irans hinaus Wellen schlug. Immerhin hatte der Regisseur vier Jahre zuvor einen silbernen Berlinale-Bären für seine Dokumentation "Offside" erhalten und war entsprechend bekannt. In "Offside" geht es um eine weibliche Fußballanhängerin, die sich als Mann verkleiden muss, um ins Stadion zu kommen. Panahis Mitarbeiter Rasoulof saß 2010 ebenfalls im Gefängnis.

Die Erleichterung war groß, als Panahi zumindest auf Kaution wieder freikam. Allerdings wartet der Künstler bis heute darauf, ungehemmt arbeiten zu können.

Immerhin wusste Panahi mit der schwierigen Situation gut umzugehen und seine vergleichsweise große Prominenz wie einen Schutzschild einzusetzen - bei der zensurfreudigen Politik des Iran ein notwendiges Kunststück.

Sein erster heimlich gedrehter Film, der 2011 ebenfalls auf der Berlinale lief, erzählte denn auch vom Verlust seiner Arbeitserlaubnis und war selbst ein Zeugnis davon, wie Panahi sich behalf. Er richtete außerdem eine bewegende Grußbotschaft an diejenigen, die ihn nach Deutschland eingeladen hatten. Das abermalige Bekanntwerden seiner Situation zog eine Reihe von Solidaritätsaktionen auf der Veranstaltung nach sich.

Der zweite heimlich gedrehte Film schaffte es 2013 ebenfalls wieder auf das Festival in der Hauptstadt.

Mit dem goldenen Bären für "Taxi" hat die Berlinale einmal mehr Stellung bezogen, den Signalen aus Teheran zum Trotz. Dieter Kosslick, der dieser Tage einmal mehr den Willen betonte, sich als Festival auch politisch zu verorten, dürfte das recht sein. Doch auch die erste Jury, die während der Preisverleihung geschlossen auf der Bühne des Berlinale Palastes stand, ließ sich ihren Drang zum Statement anmerken: Darren Aronofsky und Co wollten sicher ebenfalls ein Zeichen für die künstlerische Freiheit setzen.

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