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Intendant Martin Hoffmann und Chefdirigent Sir Simon Rattle bei der Jahrespressekonferenz.
© dpa/Tim Brakemeier

Berliner Philharmoniker: Simon Rattle stellt Spielzeit 2015/16 vor

Frankreich, Tristan, Peter Sellars: Die Berliner Philharmoniker haben ihr Programm für die Saison 2015/16 vorgestellt - und halten sich alle Optionen für den neuen Chefdirigenten offen.

Eine Reise zum „Mittelpunkt unserer Welt“ unternehmen die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle in der nächsten Saison. Zusammen werden sie ihre Beethoven-Sicht neu befragen und alle Symphonien als Zyklus aufführen. Damit geht es dann auf Tournee nach Wien, Paris, New York und Tokio. Ein Kraftakt, der später auch auf dem Label der Philharmoniker erscheinen soll. Weiterer Schwerpunkt: die französische Musik, von Rameau und Lully bis hin zu Boulez und Betsy Jolas. Damit greift Rattle erneut ein Repertoire auf, dass ihm in seiner Berliner Zeit immer wichtig war. Drei Spielzeiten währt seine Ära nun noch – und dabei darf es auch mal kurzweilig zugehen: „Tapas“ nennt Rattle eine neue Reihe ganz kurzer Auftragswerke, in der Komponisten aus dem Vollen schöpfen können. Den Anfang macht Julian Anderson.

Als „Artist in Residence“ kehrt der Theaterregisseur Peter Sellars zu den Philharmonikern zurück, mit denen er bereits szenische Fassungen der Bach- Passionen erarbeitete. Drei Produktionen wird er in Szene setzen: Kaija Saariahos „La Passion de Simone“ mit der Orchester-Akademie in der Tischlerei der Deutschen Oper, Debussys „Pelléas et Mélisande“ halbszenisch in der Philharmonie (Rattle dirigiert) und „Kopernikus“ von Claude Vivier im Kammermusiksaal. Als Nebenprodukt der Osterfestspiele Baden-Baden dirigiert Rattle Wagners „Tristan“ auch in Berlin. Ihr Debüt am Dirigentenpult der Philharmoniker geben François-Xavier Roth, Juanjo Mena und Matthias Pintscher.

Sagt das Programm was über den nächsten Chefdirigenten?

Bei aller demonstrativen Diskretion: Lässt das Programm der neuen Saison Rückschlüsse auf den nächsten Chefdirigenten zu? Abgekühlt scheint das Verhältnis zu Gustavo Dudamel, der kein Konzert dirigieren wird. Auch Daniel Barenboim tritt nur als Pianist unter seinem Freund Zubin Metha zu dessen 80. Geburtstag auf. Christian Thielemann dirigiert zwei Programme im Januar 2016, Mariss Jansons eines im März. Zwei Programme wird Andris Nelsons leiten, während Yannick Nézet-Séguin ein Programm in der Philharmonie, das Waldbühnen-Konzert und vier Tour-Auftritte dirigiert. Was das bedeutet? Dass sich die Philharmoniker alle Optionen offenhalten, bevor sie am 11. Mai an einem unbekannten Ort in Wahlklausur gehen.

Ulrich Amling

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