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Penelope (Mia Wasikowska) und Samuel (Robert Pattinson) beim leidenschaftlichen Clog-Tanz.
© Strophic Productions Limited

„Damsel“ im Wettbewerb: Männer, die sich wie Volltrottel aufführen

Eine Westernkomödie, der es an pointiertem Witz mangelt. Robert Pattinson und Mia Wasikowska in dem Wettbewerbsfilm „Damsel“.

Der amerikanische Westen, das gelobte Land der Pioniere, ist kein Ort für einen Neuanfang. Als „beschissen in jeder noch so faszinierenden Hinsicht“ beschreibt der alte Prediger, ein Cameo des unverwüstlichen Robert Forster, am Anfang von „Damsel“ seine Erfahrungen am Außenposten der Zivilisation. Er nimmt den umgekehrten Weg, Richtung Osten. Lieber sich im heartland mit den wenig freundlich gesonnenen indigenen Ureinwohnern herumschlagen als mit bekloppten Weißen. „Es gibt schon genug Christen“, meint er zum Greenhorn an der gottverlassenen Haltestelle, wo er vergeblich auf die nächste Postkutsche wartet. Es ist zum Verrücktwerden. Also entledigt er sich seiner Kleidung und macht sich in seinen roten Unterhosen allein auf den Weg zurück in die Zivilisation.

Der Western ist so etwas wie die Meisterklasse im US- Kino. Fast alle Regisseurinnen oder Regisseure, die was auf sich halten, haben sich irgendwann mal an dem uramerikanischsten aller Genres versucht. Klassiker wie Henry Hathaway, Howard Hawks oder John Ford erforschten am Western die DNA des land of the free. Jüngere Generationen betrachteten das Genre als Herzstück des Hollywoodkinos, in dem sich die Mythen des Westens und der Unterhaltungsindustrie zu einer eigenständigen Ikonografie vereinten. Die Brüder David und Nathan Zellner haben eher den Zugang von Fans. Von den mythischen Qualitäten oder gar einer politischen Revision wie im Western der siebziger Jahre (oder bei Tarantino) will „Damsel“ nichts wissen. Der „Wilde Westen“ ist bei ihnen reines Genre-Pastiche.

Pattinson ist wieder in seinem Element

Am interessantesten ist noch, wie sich der Blick aufs Genre in „Damsel“ teilt: in eine (klassisch) männliche und eine weibliche Perspektive. Dieter Kosslick hatte den Wettbewerbsbeitrag als „feministischen Western“ angekündigt, aber das trifft nur insofern zu, als sich die (weißen) Männer ausnahmslos wie Volltrottel aufführen. Selbst der einzige Indigene (Joseph Billingiere) kann über die Idiotie seiner Weggefährten nur den Kopf schütteln: „Was zum Teufel ist dein Problem?“

Robert Pattinson ist wieder in seinem Element. Er hat nach seinem ersten Karrierehoch als Teenieschwarm in den „Twilight“-Filmen eine rasante Kurskorrektur vorgenommen, zuletzt drehte er mit David Cronenberg, Werner Herzog und Claire Denis. In „Damsel“ spielt er Samuel Alabaster, einen romantischen Narren – aber auch ein Stalker, wie sich später herausstellt. Er macht sich mit seiner Gitarre und einem Zwergpony nach Westen auf, um seine große Liebe Penelope (Mia Wasikowska) zu heiraten. Ein falscher Priester (David Zellner selbst) soll ihm den Weg durch das unwirtliche Land zeigen. Was sein Scout nicht weiß: Penelope wurde in die Wildnis entführt, der Ritt ist eine Art Himmelfahrtskommando. Auf männliche Hilfe ist diese damsel in distress allerdings nicht angewiesen.

Viel über den Western zu sagen hat „Damsel“ nicht. Dem mit zwei Stunden deutlich zu langen Film mangelt es nicht nur an komödiantischem Timing und pointiertem Witz, auch die Dialoge mäandern wie in den frühen „Mumblecore“-Miniaturen der Zellner-Brüder vor sich hin. Was „Damsel“ fehl, ist die Lakonie eines anderen Bruder-Gespanns. Joel und Ethan Coen sind die Vorbilder der Zellners, die 2014 mit „Kumiko, the Treasure Hunter“ im Forum vertreten waren. Darin sucht eine etwas begriffsstutzige Japanerin in dem Kaff Fargo den Schatz aus dem gleichnamigen Film. „Damsel“ hat zum Western ein ähnliches Verhältnis wie „Kumiko“ zu „Fargo“. Das leicht infantile Fantum der Zellners, das sich mit der Rekonstruktion der eigenen Obsessionen begnügt, steht einem echten Interesse an dem Stoff permanent im Weg.

17.2., 12 und 17.30 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 21 Uhr (HdB), 21.30 Uhr (Toni), 25.2., 15.30 Uhr (Berlinale Palast)

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