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Die Künstler Hito Steyerl (r-l), Olaf Nikolai, Philip Rizk, Kurator Florian Ebner, Fotograf Tobias Zielony und Kunstaktivistin Jasmina Metwaly präsentieren sich drei Monate vor der Eröffnung der Venedig Biennale im Kunstquartier Bethanien.
© Stephanie Pilick/dpa

Venedig Biennale: Künstler präsentieren sich in Berlin

Gemeinsam und global: die Pläne für den Deutschen Pavillon der 56. Biennale in Venedig. Die Künstler, von denen drei in Berlin leben, beschäftigen sich mit der Gegenwart der Bilder.

Der Deutsche Pavillon der Biennale in Venedig war schon eine Straßenbahnhaltestelle (Beuys), eine Kathedrale (Schlingensief) oder ein Kanzlerbungalow (bei der Architekturbiennale 2014). Jetzt verwandelt Kurator Florian Ebner den Repräsentationsbau in den Giardini in eine Fabrik. Dekonstruktion muss sein auf der wichtigsten und ältesten internationalen Kunstausstellung, die Anfang Mai zum 56. Mal einlädt.

Die Metapher der Fabrik verwendet Ebner mehrfach, als er am Dienstag seine Biennale-„Mannschaft“ und deren Ideen in Berlin vorstellt. Die Künstler Hito Steyerl, Tobias Zielony, Olaf Nicolai – übrigens alle aus Berlin – sowie die beiden in Kairo agierenden Videofilmer und Aktivisten Jasmina Metwaly und Philip Rizk werden aber zum Glück nicht am Fließband stehen. In bewegten Zeiten sollen sie an der Produktion eines „gemeinsamen Blicks“ arbeiten, so formuliert es Andreas Görgen von der Kulturabteilung im Auswärtigen Amt, das den Deutschen Pavillon ausrichtet und wesentlich finanziert. Auf dem Podium sitzen auch die drei Essener Stiftungen, die in diesem Jahr den Deutschen Pavillon mit 150 000 Euro unterstützen, auch, um „den kreativen Geist des Ruhrgebiets“ in die Welt hinauszutragen.

Olaf Nicolai schickt Performer aufs Dach

Kurator Ebner leitet die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang in Essen. Es kommt nicht von ungefähr, dass genau jetzt ein Experte für Fotografie ausgewählt wurde. Die digitalen Bilder bestimmen unseren Blick auf die Welt – und die Politik auf der Straße. „Was bedeutet das Fotografische in Bezug auf das Dokument, auf Zeugenschaft und Teilhabe“, fragt Ebner. Die Künstler antworten mit jeweils eigenen Ideen, die Gegenwart der Bilder soll aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Metwaly ließ ägyptische Arbeiter in Theaterworkshops die Geschichte ihres Protests aufarbeiten und filmte den Prozess. Rizk, der zusammen mit Metwaly Mosireen, eine Internetplattform für Protestvideos, initiiert hat, will ein visionäres Bild einer emanzipierten postkolonialen Gesellschaft zeichnen, die es so in Ägypten heute noch nicht gibt. Olaf Nicolai plant Performances auf dem Dach des Deutschen Pavillons, nah an den ursprünglichsten Bildern, den Sternen. Hito Steyerl kümmert sich um datafizierte Körper, Tobias Zielony arbeitet an einem Fotoprojekt mit Flüchtlingen. Ob sich die künstlerischen Beiträge gegenseitig befruchten und zu einer Neubewertung des Bildes führen, wird sich zeigen. Es ist nicht selbstverständlich. Die vier Künstlerpositionen, die Kuratorin Susanne Gaensheimer 2013 im Deutschen Pavillon zusammenbrachte, unter anderem von Ai Weiwei, schafften genau das am Ende nicht.

Venedig Biennale und die Bilder im Wandel

Die Besucherzahl der Venedig Biennale stiegen in den letzten Jahren mit jeder Ausgabe an. Im Gegensatz zu den vielen Biennalen, die in den letzten zwei Dekaden in allen Erdteilen neu gegründet wurden, muss die Schau in Venedig im Öko- und Wirtschaftsystem der Biennalen ihr Image nicht pflegen, nicht um Aufmerksamkeit buhlen. Ihre Bedeutung für die Kunstszene ist gesetzt. Nicht zuletzt ist ein Ereignis wie die Biennale in Venedig für Künstler aus aller Welt die große Chance, ihre Ideen mit einem Schlag in die globale Community hineinzustreuen. Die für den Deutschen Pavillon berufenen Künstler werden die Gelegenheit nutzen, neue, aufwändige Arbeiten zu produzieren, auch das ist, bei aller Kritik am Phänomen Biennale, oft nur im Rahmen von Großevents möglich.

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