Paul Simons Abschiedskonzert: Klang der Stille
Der 76-jährige Paul Simon hat in New York sein letztes Konzert gegeben. Schafft er es wirklich aufzuhören? Denn nach der Abschiedstour ist oft vor dem Comeback.
Hallo Dunkelheit, mein alter Freund! Ich bin gekommen, um noch einmal mit dir zu reden. Es wird das allerletzte Mal sein, dass wir diesen Dialog führen – zumindest vor einem großen Publikum. Der „Sound of Silence“ ist für immer verklungen am Samstagabend im Flushing Meadows Corona Park im New Yorker Stadtteil Queens. Hier gab Paul Simon das Abschlusskonzert seiner „Homeward Bound Farewell“-Tournee, die er zu seiner letzten erklärt hat. Der große Hit von 1964 bildete dabei das Finale. Simon spielte ihn ganz allein mit seiner Akustikgitarre. Fünf Minuten, die sogar auf dem verwackelten Mitschnitt, der davon auf Youtube zu sehen ist, noch tief berühren.
Es wäre der wahrlich würdige Abschluss einer über fünf Jahrzehnte währenden Bühnenkarriere. Man muss hier den Konjunktiv benutzen, denn die Erfahrung lehrt: Musikerinnen und Musiker, die eine Abschiedstournee spielen, ihre Band auflösen oder ihr Karriereende ankündigen, überlegen es sich gerne noch mal anders und starten ein paar Jahre nach dem Aus ein Comeback.
Das reicht von einem Schlagerstar wie Roger Whittaker („Abschied ist ein scharfes Schwert“) über Patti Smith und Knorkator bis hin zu Indierock-Größen wie Blur, Pixies, Libertines oder Skunk Anansie sowie einer für immer zerstritten geglaubten Stadionrockband wie Guns’N Roses. Sie alle haben sich noch einmal aufgerafft. Und Ozzy Osborne ist gerade auf seiner zweiten Abschiedstournee, die passenderweise „No More Tours 2“ heißt. Mit seiner Band Black Sabbath hat er die Ehrenrunde bereits absolviert.
Mit Art Garfunkel kam er nach elf Jahren Trennung wieder zusammen
Ganz ohne Farewell- und Comeback- Getue kommen die Rolling Stones aus, die einfach immer weiter machen – laut Keith Richards, so lange sie leben. Genau wie Bob Dylan, der sich ja bekanntlich auf einer Never Ending Tour befindet. Und wenn die Herren eine Pause brauchen, dann machen sie eben einfach eine Pause.
Ob Paul Simon es nun wirklich ernst meint mit seinem Rückzug von der Bühne? Er wirkt mit seinen 76 Jahren recht fit, die Stimme macht auch noch einigermaßen mit. Vor zwei Jahren ist ihm mit „Stranger To Stranger“ ein richtig gutes Album gelungen, und auch das kürzlich veröffentlichte „In The Blue Light“ mit Neuaufnahmen alter Songs überzeugte. Simon hat zwar davon gesprochen, dass er endgültig fertig sei mit dem Liederschreiben und lieber reisen möchte. Doch Dinge ändern sich. So wie damals, 1981, als er nach elf Jahren Trennung von seinem Duo-Partner Art Garfunkel wieder mit ihm auftrat – beim legendären Konzert im New Yorker Central Park.
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