13,9 Prozent weniger Tickets: Kinobranche verzeichnet schlechteste Zahlen seit Jahrzehnten
Heißer Sommer, Fußball-WM und Konkurrenz durch Streamingdienste: Die Zahl der Kinobesucher ist im letzten Jahr drastisch zurückgegangen.
So wenig Tickets wie seit Jahrzehnten nicht - die Zahl der Kinobesucher in Deutschland ist im vergangenen Jahr drastisch zurückgegangen. Noch 105,4 Millionen Kinogänger wurden 2018 gezählt. Damit wurden 13,9 Prozent weniger Tickets als im Vorjahr verkauft. 2017 hatten noch 122,3 Millionen Menschen für einen Film im Kino bezahlt.
Kurz vor Beginn der 69. Internationalen Filmfestspiele an diesem Donnerstag in Berlin verzeichnet die Branche die schlechtesten Zahlen seit 1992. Damals waren 105,9 Millionen Tickets an den Kinokassen verkauft worden, wie die Filmförderungsanstalt am Mittwoch mit der Jahresstatistik bekanntgab.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verwies schon vor Veröffentlichung der genauen Zahlen auf Ursachen des erwarteten Einbruchs: „Das ist eine Momentaufnahme, die Gründe sind bekannt: es gab eine Fußball-WM und einen heißen langen Sommer. Das merken die Kinos sofort“, hatte Grütters der dpa gesagt. Hinzu kommt die Konkurrenz durch Streamingdienste.
Kein Film über vier Millionen Besucher
Selbst von den erfolgreichsten Filmen schaffte es im vergangenen Jahr keiner über die Marke von vier Millionen Besuchern. Das war 2017 noch drei Filmen gelungen. Spitzenreiter war 2018 „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ mit 3,6 Millionen verkauften Tickets vor „Avengers: Infinity War“ (3,4 Millionen) und „Fifty Shades Of Grey - Befreite Lust“ (3,0 Millionen).
Von deutschen Produktionen lockte „Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer“ mit 1,8 Millionen verkauften Tickets die meisten Besucher in die Kinos. Auf Platz zwei ebenfalls ein Kinderfilm: „Die kleine Hexe“ wollten 1,6 Millionen Menschen im Kino sehen. Dahinter landete „Dieses bescheuerte Herz“ mit 1,4 Millionen Besuchern.
Der Marktanteil deutscher Produktionen an den Besucherzahlen blieb mit 23,5 Prozent annähernd stabil (2017: 23,9 Prozent), allerdings ging auch hier die absolute Zahl der Besucher auf 24,6 Millionen zurück (2017: 28,3 Millionen). US-amerikanische Filme lockten 64,7 Millionen Menschen vor die Leinwände (2017: 75,3 Millionen).
Rissenbeek wünscht sich mehr Unterstützung
Die Ticketpreise stiegen 2018 erstmal nicht, nachdem es zuvor 14 Jahren lang ein stetiges Plus gab. Der Eintritt ins Kino kostete im vergangenen Jahr durchschnittlich 8,54 Euro (2017: 8,63).
Während die Zahl der Kinobetreiber um sechs auf 1171 zurückging, verzeichnet die Branchenstatistik ein Plus bei Kinosälen und Plätzen. Vor 4849 Leinwänden standen im vergangenen Jahr 795 686 Plätze bereit (2017: 4803 Säle mit 789 279 Sitzen).
Die künftige Berlinale-Co-Chefin Mariette Rissenbeek wünscht sich mehr Unterstützung für deutsche Filme auf internationalem Parkett. „Deutsche Filme kommen bei Festivals im Ausland gerade dann gut an, wenn sie eine spezifische Prägung haben oder ein spezifisches Thema behandeln. Dann finden sie dort auch ein Publikum“, sagte Rissenbeek am Dienstagabend in Berlin. Die Verleihsituation sei dabei nicht anders als in Deutschland. „Die Verleiher haben immer größere Schwierigkeiten, in einem normalen Kino an ein Publikum zu kommen, das auch besondere Filme sehen will.“ (dpa)