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Toter Meister: Eine Szene aus „Beethoven – Unsterbliches Genie“.
© Carlsen

Comic-Biografie: Kampf um Beethovens sterbliche Überreste

Der Comic „Beethoven – Unsterbliches Genie“ erzählt passend zum Beethoven-Jahr von skrupelloser Leichenfledderei und hemmungslosem Klatsch.

Ludwig van Beethoven, der geniale Komponist, ist für einen Titelhelden ziemlich tot. Doch das hält die Menschen im Wien des Jahres 1827 nicht davon ab, über den berühmten Musiker zu tratschen. Vor dem Haus des Verstorbenen beginnt sogar das Tauziehen darum, ob er in seiner Geburtsstadt Bonn oder an seiner Wirkungsstätte Wien beerdigt werden soll – oder im niederländischen Zutphen, da es um Beethovens Geburtsort und -jahr Uneinigkeit gibt.

Trickfilm-Look: Eine Seite aus „Beethoven – Unsterbliches Genie“.
Trickfilm-Look: Eine Seite aus „Beethoven – Unsterbliches Genie“.
© Carlsen

Im Inneren seines Domizils wird derweil Beethovens Leichnam der Profitgier zuliebe brutal gefleddert. Eine abgeschnittene Locke ist nach dem Tod des Meisters für viele mindestens so wertvoll wie eine Anekdote, in der sie sich selbst zu einem wichtigen Akteur in Beethovens Legende stilisieren.

Die Wahrheit verklingt da schnell zu einem vernachlässigbaren Zwischenton, solange man nur laut genug ins Horn bläst.

Gelungene historische Satire

„Beethoven – Unsterbliches Genie“ (Carlsen, 144 Seiten, 22 Euro) von Autor Peer Meter und Zeichner Rem Broo ist keine typische Comic-Biografie. Zwar gibt es auch in ihrer Geschichte Rückblenden, die wichtige Stationen in Beethovens Leben beleuchten. Doch in erster Linie geht es um die Reaktionen der Menschen nach Beethovens Dahinscheiden – um skrupellose Leichenfledderei und hemmungslosen Klatsch.

Der passend zum laufenden Beethoven-Jahr veröffentlichte Comic des Autorenveteranen Peer Meter, der auch die Serienmörder-Comics „Haarmann“ und „Gift“ schrieb, kommt als gelungene historische Satire daher.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.
© Carlsen

Der Berliner Zeichner Rem Broo lässt das alte Wien mit wenigen großen Panels auf schönen Seiten lebendig werden. Die Figurendesigns erinnern an einen handgezeichneten Trickfilm, was nicht überrascht, arbeitete Broo doch auch schon in Animationsstudios und als Storyboard-Künstler für Filmfirmen.

Dieser Beethoven-Comic mag biografisch nicht so faktenreich sein wie andere gezeichnete Biografien – sein Unterhaltungswert als historische Satire und seine zeitlose Botschaft sind allerdings beachtlich.

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